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Europa

Holocaust-Gedenken: Ist das Leiden der nicht-jüdischen Polen unterbewertet?

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelSonntag, 27.01.2019

Heute ist Holocaust-Gedenktag und in Deutschland wachsen die Sorgen vor einer neuen Welle des Antisemitismus im Land. Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland warnt bereits vor einer "Pogromstimmung". Im Nachbarland Polen dagegen wird seit einiger Zeit eine ganz andere Debatte geführt. Die zentrale Frage lautet: Stehen die polnischen Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zu stark im Schatten des Gedenkens an die Schoah?

Die nationalkonservative Regierungspartei PiS treibt das Thema seit ihren Wahlsiegen von 2015 voran. Wohin das führen kann, deutet Monika Sieradzka in ihrem Beitrag für dw.com, das Portal der Deutschen Welle, zwar nur an, nämlich zu einem erbitterten "Gedenkwettbewerb" unter den Opfergruppen. Aber sie zeigt sehr eindrücklich, dass es sich keineswegs nur um ein populistisches PiS-Thema handelt. So verweist sie darauf, dass "die Forderung nach Kriegsreparationen von Deutschland breite Unterstützung in der [polnischen] Gesellschaft hat". Und dann sind da noch die Fakten:

Polen hat während des Zweiten Weltkrieges sechs Millionen Menschen verloren, das war über ein Sechstel der Bevölkerung. Die Hälfte davon waren polnische Juden. Nach Prozenten erlitt das Land den größten Menschenverlust von allen Ländern, die vom Weltkrieg betroffen waren.

Dass der Unmut in Polen über den "Mainstream" in der Weltkriegserinnerung durchaus seine Berechtigung hat, lässt Sieradzka abschließend den Jeaner Historiker Jochen Böhler sagen. Immer wieder begegne er, "unabhängig vom Bildungsstand und Parteibuch, weitgehender Unkenntnis darüber, was die deutsche Besatzung für die Zivilbevölkerung Polens und anderer osteuropäischer Länder bedeutet hat im Alltagsleben, auch in letzter grausamer Konsequenz im Sterben". Unter dem Strich also ein wichtiger Text!

Holocaust-Gedenken: Ist das Leiden der nicht-jüdischen Polen unterbewertet?

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor fast 6 Jahre

    Dies kann man noch erweitern. Es ist sinnvoll, die Gesamtschau des Vernichtungsfeldzugs sich vor Augen zu führen, d.h. in Polen und der Sowjetunion zusammen an die 22 Mio. tote Zivilisten und Kriegsgefangene - mit einer großen Unsicherheit, da die Angaben widersprüchlich sind. Davon 6 Mio. jüdische Menschen. Na ja, was soll man da sagen!

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