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hat Literatur und Performance Studies studiert, als freier Korrespondent in New York und als Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften gearbeitet. Seine Texte erscheinen in einer Reihe von Zeitungen und Magazinen, unter anderem in der ZEIT, der Weltkunst, DU, Mousse und im Philosophiemagazin. Er ist Autor der Biographie "Susan Sontag. Geist und Glamour" (Aufbau / Northwestern University Press) sowie der Essaybände "Nüchtern. Über das Trinken und das Glück" und "Zuhause. Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen" (Hanser Berlin). Er lebt in Berlin.
Ich kann diesen klugen Artikel von Lena Vöcklinghaus nur wirklich jedem ans Herz legen. Wir haben auch hier bei Piqd viel über die Sexismus-Diskussion der vergangenen Wochen gestritten und einigen von uns ist es nicht gelungen, deutlich zu machen, dass viele der Reaktionen auf die Debatte selbst sexistisch geprägt waren - bewusst oder unbewusst. Vöcklinghaus drückt das in diesem Text so aus: Gespräche über Sexismus finden immer noch unter den Regeln statt, die sie eigentlich sprengen wollen. Um das zu verdeutlichen, greift sie den Begriff der "Beschwerdefalle" auf - denn es ist in unserer Kultur genau das, eine Falle, wenn sich Frauen beschweren. Ein von Vöcklinghaus zitierter Internetkommentator bringt diese Falle mit der Beschreibung "bitching and moaning" auf den Punkt, das er als "Ritual aller jungen Frauen" bezeichnet. Diese Beschwerdefalle hat viele Begriffe. In einigen Diskussionen hier bei Piqd wurden die Frauen, die in den vergangenen Wochen sexuelle Übergriffe angeklagt haben, etwa als "furienhaft" bezeichnet. Hinter der Idee der "weiblichen Beschwerde" steckt nicht nur eine deutliche Ungleichheit - in der Debatte haben sich fast ausschließlich privilegierte Frauen zu Wort gemeldet, (nicht wenige von ihnen mit Appellen zur "Mäßigung"); Frauen aus Bereichen der Gesellschaft, in denen sexuelle Übergriffe epidemisch sind, kamen selten zu Wort. Außerdem gehe im Akt des Sich-Beschwerens, so Vöcklinghaus, die Subjektivität derer, die sich beschweren, verloren. In der Debatte haben wir erlebt, wie plötzlich nur noch von "den Frauen" und "den Männern" die Rede war. Und schließlich, so Vöcklinghaus in Rückgriff auf die Kulturwissenschaftlerin Lauren Berlant, legen klagende Frauen ihr Schicksal in die Hände der bestehenden Ordnung, anstatt diese Ordnung zu verändern. Anstatt selbst zu handeln, bitten sie andere darum, für sie zu handeln. Wir werden wohl noch viele solcher Debatten brauchen, bis sich das ändert.
Quelle: Lena Vöcklinghaus zeit.de
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Seit dem ersten Text zur Weinstein-Affäre muss ich immerzu an eine befreundete Chirurgin denken. Sie steht stundenlang im OP und muss vorher und nachher Verwaltungskram durchackern – genauso wie jeder Mann. Nur dass bei ihr täglich schmierige Witze und körperliches Bedrängen durch männliche Kollegen, Gemeinschaftsumkleiden und netzwerken in Table Dance Bars dazukommen. Sie ist der extremste Fall, aber ich kenne Frauen aus der IT, Ökonomie, Elektrotechnik, die alle ähnliche Stories zu erzählen haben. Ich selbst könnte eine interessante Geschichte zu einem wirklich hohen Tier aus der Energiewirtschaft erzählen. Wir sind alles wenig zimperliche, gut ausgebildete Frauen, die sich durchbeißen und hart arbeiten wollen – die sich aber halt zusätzlich den normalen Herausforderungen noch mit so einem Scheiß befassen müssen. Beschweren? Wo denn? Selbst wenn dich jemand ernst nimmt, was passiert im besten Fall? Im schlechtesten Fall bist du entweder eine Heulsuse, die keiner mehr ernst nimmt oder ein Nestbeschmutzer, mit allen negativen Konsequenzen im Job, die man sich so vorstellen kann. Arrangieren kostet einen selbst vermeintlich weniger.
Lieber Daniel, vielen Dank für dein Engagement in dieser Diskussion. Ich habe wirklich alle Texte und Kommentare zu dem Thema auf Piq gelesen und finde es gut, dass jetzt mal wieder darüber gesprochen wird. Denn die Diskussion zeigen mir auch immer deutlicher, wie viele Menschen sich das Ausmaß und die tiefgreifende Verwurzelung des Problem nicht vorstellen können.
Die Frage, warum Beschwerden von Frauen oft weniger ernst genommen werden als von Männern, vor allem, wenn diese Frauen ärmer, dunkelhäutiger oder weniger gebildet sind als die vermeintliche Mehrheit, halte ich für eine ziemlich gute Frage. Die Antworten werden mehr über das System aussagen, als über die Frauen, die irgendwo anfangen müssen aus der Opferrolle rauszukommen und sich im 1. Schritt beschweren.
Der Appell, sich nicht nur zu beschweren, weil man damit die eigene Opferrolle anerkennt, zeigt auch, dass der Punkt, auf den die Debatte zusteuert, offenbar sehr schmerzhaft ist.
In der Logik des Sicherheitsbedürfnisses, das wir ja alle mehr oder weniger ausgeprägt haben, sind Beschwerden Angriffe auf den Ist-Zustand. Kein Wunder, dass Beschwerden nicht wahnsinnig beliebt sind. Zu viele Beschwerden halten den Betrieb auf. Oder ändern die Kultur – sofern man bereit ist, zu hören, was in der Beschwerde enthalten ist. Das dürfte in aller Regel ein Wunsch sein.
Ich habe zB den Wunsch, dass wir als Gesellschaft aufhören so zu tun, als könnte man andere Menschen besitzen: siehe Werbe- und Filmindustrie. Welche Geschichten erzählen wir denn da eigentlich unseren Kindern?
Lieber Daniel,
danke für diesen Piq und auch für dein Engagement in der Debatte. Ich finde es in der Tat bemerkenswert, dass einigen Diskutant*innen so gar nicht aufzufallen scheint, dass beispielsweise der Vorwurf der Übertreibung oder gar der Falschbeschuldigung im Zusammenhang mit Belästigung und sexualisierter Gewalt inflationär verwendet wird. So als bestünde diese Möglichkeit bei anderen Straftaten nicht.
Und auch der Hinweis darauf, dass man hinter dem Begriff Sexismus auch seine eigene Unzulänglichkeit und sein Versagen verstecken kann (was richtig ist, aber das gilt für jede Schutzbehauptung), entpuppt sich bei näherer Betrachtung als eine allenfalls bruchstückhafte Analyse. Menschen, die es aus welchen Gründen auch immer nicht mal zu schaffen scheinen, eine Definition von Sexismus bei Wikipedia nachzuschlagen, werfen anderen vor, den Begriff in falschen Zusammenhängen zu gebrauchen. Ich fände das an sich einen durchaus relevanten Einwurf. Allerdings sollten sich die Betreffenden dann vielleicht doch mal mit dem Thema befasst haben.
LG
Nils
Etwas unrelated, aber: Ich finde großartig, dass auf piqd in letzter Zeit etwas mehr Debatte herrscht. In der Debatte liegt schließlich die Chance, etwas zu lernen.
Ich staune noch immer, wie man das Gedicht von Eugen Gomringer in den Kontext der strukturellen Gewalt gegen Frauen stellen kann.