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Feminismen

Haben Frauen ein Recht auf Leben? Laurie Penny über Roe vs. Wade

Theresa Lachner
Journalistin / Systemische Sexualberaterin / Gründerin von LVSTPRINZIP
Zum Kurator'innen-Profil
Theresa LachnerMontag, 27.06.2022

Es sind düstere Zeiten: in den USA wurde vergangene Woche die Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht Roe versus Wade gekippt. Und das ist nicht nur ein Schritt zurück ins Mittelalter, wie es in vielen Shareposts auf Instagram heißt, sondern weit schlimmer: im Zeitalter des Überwachungskapitalismus können auch Suchmaschinenanfragen, Browserverlauf, Textnachrichten oder Informationen aus Perioden-Tracking-Apps hinzugezogen werden, um eine potentielle Straftat, nämlich, genau, eine Abtreibung, nachzuweisen.

Je mehr man darüber liest, umso wütender wird man - unbedingt zu empfehlen ist nicht nur Jia Tolentinos Artikel im New York Magazine, sondern auch der unten verlinkte Text von Laurie Penny, ein Auszug aus ihrem aktuellen Buch, der jetzt leider neu an Relevanz gewonnen hat.


Haben Frauen ein Recht auf Leben? Der Titel ist eine provokante Gegenfrage auf die der Pro-Life Aktivist*innen, die damit argumentieren, ab wann ein Fötus ein Lebewesen mit Herzschlag, Seele et al ist, und diese Argumentation dafür benutzen, die reproduktiven Rechte von Frauen einzuschränken. Dass es ihnen dabei keineswegs um das Retten von Menschenleben, zeigt die Statistik - in Ländern mit eingeschränktem Zugang zu Abtreibungen gebe es nicht etwa weniger Babies, sondern wesentlich mehr tote Frauen. 5 bis 13 Prozent der Müttersterblichkeit resultiere aus unsicheren Abtreibungen.

There are plenty of situations where American law permits one individual to take a life: home invasion, self- defence, membership in the armed forces. Now, I happen to believe, along with 58 per cent of Americans and most medical professionals, that terminating a pregnancy in its early stages is no more murderous than a biopsy. I happen to believe that a six- week-old foetus with a heartbeat but no limbic brain activity is less sentient than what most Republicans eat for breakfast in any of the constitutionally carnivorous states of the American South.

Wir leben in einer Zeit, in der die Strafe für Vergewaltigungen milder ausfällt, als die Strafe für die Abtreibung, die ein Vergewaltigungsopfer danach potentiell durchführen lässt. Frauen zu einer Geburt zu zwingen, ist die logische Konsequenz dieser Rape Culture.

Women are not supposed to get angry when they talk about abortion. An angry woman, more or less by definition, is a crazy woman and a crazy woman can’t be trusted with bodily autonomy, although apparently she can be trusted with a baby. What we’re supposed to do instead is quietly and politely explain, even to the fanatics hijacking the agenda of world governments, that banning abortion takes away autonomy – as if they didn’t know. Of course banning abortion takes away women’s autonomy. That is the point of banning abortion. That’s the whole point.

Haben Frauen ein Recht auf Leben? Laurie Penny über Roe vs. Wade

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Kommentare 4
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 2 Jahre

    Das ist wirklich ein starker Text von Penny und es macht mich noch ein bisschen wütender, dass sie sagt, wie müssten “quietly und politely” erklären, dass das Leben von Frauen einen Wert hat. Natürlich hat sie recht, Rumbrüllen bringt es nicht, aber frustrierend ist es.

    1. Theresa Lachner
      Theresa Lachner · vor mehr als 2 Jahre

      Man könnte gar nicht so viel rumbrüllen, wie es angemessen wäre.

  2. Meike Leopold
    Meike Leopold · vor mehr als 2 Jahre

    Danke Theresa! Das Ganze macht mich auch sehr wütend! Möchte dir noch diese rp22 Session empfehlen, falls du sie nicht gesehen hast. Es geht u.a. auch um digitale Selbstermächtigung, um die genannten Spähtechniken zu umgehen. Traurig genug, dass es sein muss! https://www.youtube.co...

    1. Theresa Lachner
      Theresa Lachner · vor mehr als 2 Jahre

      Super, danke für die wertvolle Ergänzung liebe Meike!

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