sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Nach einer Horror-Woche in Israel und einer nie dagewesenen Gewaltwelle in Israel, die noch längst nicht zu Ende ist – der Gegenschlag der Israelis hat noch kaum begonnen – gibt es in den bisherigen Analysen wenig Grund zur Hoffnung. Stattdessen viele Spekulationen bis hin zu Szenarien eines dritten Weltkriegs.
Dieses Interview mit dem Islamismus-Experten Olivier Roy ist anders. Roy geht davon aus, dass der Angriff der Hamas kolossal schiefgelaufen ist. Und zwar deswegen, weil die Hamas mit viel mehr Widerstand gerechnet hätten.
Die Hamas hat einen horrenden, auch für sie selbst zerstörerischen Fehler begangen: die barbarischen Massaker an einer grossen Zahl von israelischen Zivilisten. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie nicht geplant waren, jedenfalls nicht in diesen Dimensionen [...] Es ist davon auszugehen, dass die Hamas mit viel grösserem militärischem Widerstand gerechnet hat, dass sie nicht damit rechnete, so weit auf israelisches Territorium vordringen zu können. Sie hat ihre fanatisierten Kämpfer wohl über die Grenze geschickt in der Erwartung, sie würden sich hauptsächlich Feuergefechte mit Militäreinheiten liefern – und das abscheuliche Morden geriet dann wohl auch deshalb vollkommen ausser Kontrolle, weil die Hamas häufig gar nicht auf militärische Truppen, sondern auf Zivilisten stiess [...] Mit den Massakern hat sich die Hamas schwerst beschädigt, vermutlich selbst zerstört. Ohne die Massaker hätte der Überfall auf Israel für sie ein strategischer Erfolg sein können: eine militärische Bravourleistung, gefolgt von einer Geiselnahme im grossen Stil. In der aktuellen Lage werden ihnen die Geiseln keinen entscheidenden Nutzen mehr bringen.
Roy glaubt auch nicht, dass der Iran hinter dem Überfall der Hamas steckt.
Es erscheint evident, dass es die Hamas-Führung selbst war, die sich für den Krieg entschieden hat – nicht der Iran. Wenn der Iran die Fäden ziehen würde, dann hätte er einen Dreifrontenkrieg gegen Israel gestartet: Angriffe nicht nur aus Gaza heraus, sondern auch von Norden durch die Hizbollah und in den besetzten Gebieten im Westjordanland [...] Es ist im Übrigen auffällig, dass die israelische Regierung nicht den Iran für den Hamas-Überfall verantwortlich macht. Und auch die iranische Führung hat ja explizit deklariert: Wir haben damit nichts zu tun.
Warum also hat die Hamas Israel überhaupt jetzt angegriffen?
Die Hamas ist in einer Sackgasse gewesen. Es gibt nun schon seit langen Jahren ein Arrangement zwischen der Hamas, Israel und der internationalen Gemeinschaft: Die Hamas herrscht vollkommen unangefochten und autokratisch über 2,2 Millionen Palästinenser, bekommt internationale Hilfsgelder und verwaltet den Gazastreifen. Sie ist eine Art Gaza-Regionalverwaltung, eingesetzt oder zumindest geduldet von Israel und der internationalen Staatengemeinschaft. Politisch aber wird die Hamas nicht anerkannt. Die meisten westlichen Mächte betrachten sie nicht als legitime Vertreterin palästinensischer Ansprüche, sondern als Terrororganisation. Sie hätte sich in Gaza wohl noch sehr lange an der Macht halten können, aber sie hat nicht die geringste politische Perspektive. Diese Blockade wollte die Hamas mit ihrem Angriff auf Israel durchbrechen.
Der israelische Gegenschlag wird furchtbares Leid über die Zivilbevölkerung in Gaza bringen, davon ist leider auszugehen.
In politischer Hinsicht ist jedoch ein anderer Aspekt entscheidend: Der Überfall der Hamas führt dazu, dass der Palästina-Konflikt sich regionalisiert. Dieser Krieg wird kaum zu einem internationalen Brennpunkt werden, der die ganze arabische Welt gegen Israel mobilisiert [...]Die Barbarei der Terrorakte der Hamas hat die arabische Solidarität unterminiert. So etwas kann und will man nicht mittragen. Das wird auch längerfristige Konsequenzen haben.
Und schließlich, glaubt Roy, werde der Krieg das gemäßigte Israel stärken und zwar aus zwei Gründen:
Erstens: Netanyahu ist politisch tot. Er hat die rechteste, nationalistischste, ultrareligiöseste Regierung aller Zeiten geführt – und sicherheitspolitisch vollkommen versagt. Zweitens: Die Israelis müssen jetzt an die Front gehen – nur die Ultraorthodoxen werden in ihren Talmud-Schulen bleiben, weil ein grosser Teil von ihnen vom Militärdienst dispensiert ist. Das wird die Forderungen der Ultrareligiösen nicht populärer machen. Kriege führen häufig zu ideologischer Radikalisierung. Aber in Israel dürften nun eher die pragmatischen Kräfte gestärkt werden.
.
Quelle: Republik www.republik.ch
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Fundstücke als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Auch wenn ich solche absoluten Aussagen wie “Der Plan der Hamas ist gescheitert” für verfrüht halte (wer kennt den Plan der Hamas?) - es sind interessante Aspekte. Wir werden sehen …
Danke für die Vermittlung dieser sehr überzeugenden Ananlyse!
Den sehr anregenden Oliver Roy las ich schon gestern, hier nun ergänzend einige sehr unterschiedliche Beiträge, die ich seitdem las. Noch scheint offen, wohin sich alles entwickelt. Einig scheinen sich viele, dass es einschneidend war und ist.
Jörg Lau und Michael Thumann halten in der ZEIT einen großen Krieg noch für möglich:
https://www.zeit.de/20...
(Hinter Bezahlschranke)
Ihr Fazit:
Der Krieg gegen die Ukraine und der Angriff auf Israel sind bei allen Unterschieden miteinander verbunden wie kommunizierende Röhren. Einerseits versucht die Biden-Regie-
rung nun, die Waffenhilfe für die Ukraine und für Israel gemeinsam vom Kongress absegnen zu lassen. Andererseits droht in der Gleichzeitigkeit der Kriege eine Gefahr. Sollten die USA
in den kommenden Monaten gefordert sein, den Verbündeten Israel noch stärker mit Waffen und Krediten zu unterstützen,würde die ohnehin brüchige Solidarität mit der Ukraine weiter unter Stress kommen. Jede Granate, jede Rakete, jedes Flugabwehrsystem lässt sich nur einmal abgeben.
Eva Illouz ist sich hier sicher: https://www.nzz.ch/feu...?
Das Verbrechen, das sich in Israel ereignet hat, ist nicht wie andere Massaker. Der Feind, der tief in die Privatsphäre der Zivilbevölkerung eindrang, und die Tatsache der anhaltenden Lähmung des gesamten Systems haben eine traumatisierende Erfahrung des Terrors bewirkt. Die Hamas hat bewiesen, dass sie in ihrer Fähigkeit zu Terror und Meuchelmord sogar den Islamischen Staat übertrifft. Dieses Trauma wird die politische Kultur Israels wahrscheinlich auf unumkehrbare Weise verändern. Israel wird nicht mehr sein, was es bis zum 7. Oktober 2023 gewesen ist."
Anrührend fand ich diesen Beitrag von Ivan Ivanji:
https://taz.de/Folgen-...
Ich fühle mich zum ersten Mal seit meiner Befreiung aus dem Konzentrationslager vor 78 Jahren als Jude.
Merci dafür.
Das ist das Intelligenteste, was ich im gleichgeschalteten deutschsprachigen Raum über den Konflikt gelesen habe.
Gut, dass sich die Schweiz an diesem Wahnsinn nicht beteiligt.
Auch im angelsächsischen Raum gibt es neben den vielen krieglüsternden Mitläufern hin und wieder ernstzunehmende, den Horizont weitende Beiträge, wie z.B.
KIM GHATTAS
All involved in the Israel-Hamas conflict should heed the warnings of 1982
Every fresh attempt to wipe out Palestinian militant groups only forges more extreme iterations
https://www.ft.com/con...
Zusammen mit dem hier vorgestellten Beitrag bekommt man – in meinen Augen – einen guten Überblick über die Dimensionen des Konflikts.