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Die große Rückkehr in die Büros bleibt (zu Recht) weiter aus

Ole Wintermann
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Ole WintermannSonntag, 25.09.2022

Warum sollten Beschäftigte zurück ins Büro kommen? Diese Frage stellt sich Rani Molla, nachdem sie aktuelle Studien zum Stand von Remote Work gelesen und etliche Interviews mit Beschäftigten geführt hat. Oder wie es eine Person in diesen Interviews auf den Punkt gebracht hat:

“Mir bringt das gar nix, außer einen längeren Arbeitsweg.”

Der Text wurde zwar schon im Sommer geschrieben, ist aber nach wie vor mehr als aktuell. 

Die Beschäftigten sind aus Sicht der Autorin in drei Gruppen aufteilbar. Die erste Gruppe hat schon immer lieber remote gearbeitet, da Mitglieder dieser Gruppe sachlich keinem Zwang unterliegen, ins Büro kommen zu müssen, sozial eher zurückhaltend agieren oder ganz allgemein mit Remote Work produktiver sein können. 

Die zweite Gruppe besteht aus Beschäftigten, die während der Pandemie sehnlichst darauf gewartet hatten, endlich wieder face2face agieren zu können, denen also das unmittelbare soziale Miteinander besonders wichtig ist. Die Mitglieder dieser Gruppe erleben nun aber, dass zwar das Wiederkommen zu Anfang spannend gewesen ist, um sich über die letzten zwei Jahre auszutauschen, dieser Austausch ist jetzt aber beendet und sie müssen erleben, dass in den Büros gar nicht die Menge an Beschäftigten vorzufinden ist, mit denen sie sich austauschen könnten. 

Die dritte Gruppe von Menschen besteht aus Beschäftigten, die sich fest vorgenommen hatten, hybrid arbeiten zu wollen. Diese Menschen müssen nun feststellen, dass ihre eigenen Vorstellung von Büro- und Remote-Tagen aber nicht zwangsläufig mit den Vorstellungen ihrer Kolleg:innen übereinstimmen müssen, so dass sie seit letztem Jahr wieder verstärkt zu Remote Work tendieren.

In Summe bedeutet dies letztlich, dass keine der drei Gruppen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, einen wirklichen Grund darin erkennen kann, zurück ins Büro zu kommen. 

Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben inzwischen kein geteiltes Verständnis mehr darüber, wozu ein Büro eigentlich gut ist. Wenn, wie heutzutage in großen Firmen üblich, das Modell "Desk Sharing" gelebt wird, macht es einfach deutlich mehr Sinn, in einem Coworking-Space, in einem Café oder zuhause als von einem anonymen, langweiligen Büroarbeitsplatz aus zu arbeiten. Arbeitgeber kämpfen zudem um Fachkräfte und werden daher kein Interesse daran haben, den Beschäftigten vorschreiben zu wollen, eine feste Anzahl von Tagen pro Woche ins Büro zu kommen. Der Anteil der Video-Meetings steigt nach Angaben der Meeting-Softwarehersteller seit 2021 dementsprechend auch wieder deutlich an - obgleich es die partielle Rückkehr ins Büro gegeben hat. 

Arbeitgeber glauben deutlich häufiger als die Beschäftigten selbst, dass es für die Kreativität der Mitarbeitenden wichtig sei, dass sie im Büro anwesend sind. Paternalismus und Scheinheiligkeit in den Chef-Etagen scheinen grenzenlos:

"Slack’s Future Forum survey found that while executives were more likely to say people should come into the office full time, they are less likely to do so themselves."

Für die Beschäftigten in den Büros scheinen also gute Zeiten anzubrechen:

"It seems like, for now, office workers have the upper hand. Many don’t expect to be penalized by management for not working from the office when they’re supposed to, partly because they don’t think management believes in the rules themselves."


Die große Rückkehr in die Büros bleibt (zu Recht) weiter aus

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Kommentare 17
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 2 Jahren

    Ein anderer Aspekt, den ich sehr interessant finde: Den Leuten, denen das Büro aus sozialen Gründen wichtig ist, fehlen vielleicht andere gesellschaftliche Angebote. Wo gibt es sonst noch Orte, wo man generationenübergreifend, parteiübergreifend etc. zusammenkommt?

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor 2 Jahren

      Das ist ein Punkt, der mir bisher in der Debatte noch nicht begegnet ist. Spannend. Danke für den Hinweis.

  2. Tilman Solaro
    Tilman Solaro · vor 2 Jahren

    Voll auf den Punkt gebracht!

  3. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Danke, der Beitrag ist sehr interessant und aktuell. Zumal es nicht allzu große Unterschiede zwischen USA und D. zu geben scheint - zumindest aus meiner Perspektive. Der Dreh- und Angelpunkt ist tatsächlich: Aus welchem Grund und zu welchem Zweck sollte ich ins Büro gehen (warum und wofür)? Das Warum ist meist: Das haben wir schon immer so gemacht. Das Wofür ist für jede:n anders.
    Ich selbst habe einen 20h-Job und arbeite im Homeoffice. Seit einigen Monaten gilt: Einmal in der Woche am selben Tag sollen alle im Team/in der Abteilung ins Büro kommen. Einfach deshalb, um die Zusammengehörigkeit zu stärken. Da ich 50 % arbeite, habe ich einen 2-wöchtentlichen Büro-Rhyhtmus, was ich als fair empfinde. An diesen Tagen bin ich weniger produktiv (wie fast alle), aber wir üben gerade, an diesen Tagen sinnvolle Besprechungen zu machen oder Themen praktisch voranzutreiben. Das klappt nicht immer, weil wir das an den anderen Tagen auch machen, dann halt remote. Auch abteilungsweite Events, wie z.B. Frühstück, sind angedacht. Es ist auch wirklich nett, die anderen mal live zu sehen. Was mich allerdings stresst: Wenn ich für andere Dinge "extra" reinkommen muss, weil es nicht "gewünscht" ist, die Tage zu tauschen.
    Was deutlich wird: All die Goodies, die die Unternehmen in den letzten Jahren "in den Ring geworfen haben", wie Obst, gratis-Getränke, Kicker, Play-Station, 2 Bildschirme, höhenverstellbare Schreibtische, bequeme Bürostühle, schicke Meetingräume, Mitarbeiterrestaurant, Garten, Fitnesscenter, Bibliothek, Ruheraum (ja, das haben wir alles) etc. greifen nicht mehr.
    Je mehr ich das beobachte, desto seltsamer kommt es mir vor, dass all dies "motivierend" sein soll. Büroräume, in denen ein Schreibtisch am anderen steht, sind wirklich nicht sehr einladend. Sie entsprechen auch nicht dem, wofür Menschen gemacht sind: den ganzen Tag sitzend auf einen Bildschirm starren und tippen. Auch in Co-Working-Spaces sieht es ja so aus. Es geht noch weiter: Wir sind sogar bereit, unseren Strom, Internet + evtl. Ausgaben für einen Co-Working-Platz selbst zu bezahlen. All das, um nicht ins Büro pendeln zu müssen.
    Insofern bin ich sicher, dass die Frage nach dem Sinn der Büroarbeit an sich (nicht nur des Arbeitsortes) immer deutlicher nach einer Antwort verlangt: Warum und wofür tun wir das alles?

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor 2 Jahren

      Danke für das Teilen der Erfahrung! Ihre Schilderung zeigt: Pragmatismus ist gefragt. Zudem sollte auf die Erfahrungen und Präferenzen der Angestellten eingegangen werden.

    2. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor 2 Jahren

      @Ole Wintermann Warum nicht auch auf die Präferenzen der Unternehmen eingehen? Über die wird hier im ganzen thread nicht geredet, als hätten sie mit der Sache nichts zu tun. Das ist vielleicht ein wenig einseitig.

    3. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor 2 Jahren

      @Georg Wallwitz Zu den Präferenzen der Unternehmen sollten zufriedene Beschäftigte gehören, auf deren Wünsche Arbeitgeber heutzutage einfach mehr eingehen müssen als noch vor 10 Jahren. Der Fachkräftemangel sollte Arbeitgebern Warnung genug sein, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen.

    4. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Ole Wintermann Stimmt, Zufriedenheit der Arbeitnehmer gehört dazu. Es ist aber nicht die einzige Präferenz. Da gibt es schon noch eine Reihe anderer.
      Ich gehe davon aus, dass tendenziell die Menschen, die in eine Führungsrolle möchten und da auch bleiben wollen, viel Präsenz zeigen müssen.

    5. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 2 Jahren

      @Georg Wallwitz Das ist eine interessante Aussage. Mir fallen dazu folgende Fragen ein: Warum ist es für Menschen in "Führungsrollen" wichtig, Präsenz zu zeigen? Und heißt Präsenz: physisch vor Ort, nahe bei der Geschäftsführung sein? Welche Ursachen hat diese Art der "Face-Time" (so haben wir das "früher" genannt)?

    6. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Gabriele Feile Ich kann das nicht aus der Tiefe der Theorie beantworten, sondern nur aus der Praxis eines Geschäftsführers (über den es oben im Piq ja heißt, dass er, allein auf Grund seiner Stellung an „Paternalismus und Scheinheiligkeit“ nicht zu übertreffen ist). Nach dieser Warnung vor der Zugehörigkeit des Autors zur falschen Klasse also die kurze Antwort:
      Es geht um Vertrauen. Ich kann niemandem, den ich im wesentlichen nur vom Bildschirm kenne, in der Weise vertrauen, wie jemandem, mit dem ich auf dem Flur rede, mit dem ich Mittagessen gehe, mit dem ich (wie ich es immer noch nenne) Face-Time habe. Warum kann ich per Vodeo-Chat nicht im selben Maße Vertrauen aufbauen? Weil ich den Charakter eines Menschen nicht Online beurteilen kann. Ich bekomme nicht die kleinen Gesten, den Humor (oder dessen Fehlen), die Unsicherheiten oder das schwierige Ego mit.
      Der Charakter ist aber das wichtigste in Geschäftsbeziehungen, viel wichtiger als alles Zahlenwerk und aller mögliche Gewinn. Ich möchte keine Kunden haben, deren Charakter ich als schlecht einschätze. Ich möchte keine Lieferanten haben, die einen schlechten Charakter haben (und wenn die Ware (z.B. das Gas, das sie liefern) noch so billig ist). Und so ist es auch mit Angestellten: Um jemandem wichtige Aufgaben anzuvertrauen muss ich seinen Charakter kennen und ich muss merken können, wenn er sich verändert.

    7. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 2 Jahren

      @Georg Wallwitz Danke für die ausführliche Antwort. Das mit dem Vertrauen kann ich nachvollziehen. Ich denke, es ist sehr individuell, wie Menschen Vertrauen aufbauen. Vielen Menschen bin ich noch nie persönlich begegnet, dennoch vertraue ich ihnen. Weil sie mich mit ihren Handlungen überzeugen.
      Als Unternehmensinhaber:in ist es sicherlich etwas Besonderes, "sein Baby" in die Hände von anderen Menschen zu geben (wie als Eltern das Kind). Doch auch da kann ich doch sagen: Sobald ich zu jemandem Vertrauen aufgebaut habe, vertraue ich "blind" (im Idealfall). Das heißt, es macht keinen Unterschied, wie oft ich jemanden treffe. Ich habe viele Jahre eng mit GF gearbeitet, die ich die ganze Woche nicht gesehen habe, weil sie unterwegs waren. Wir haben telefoniert oder E-Mails geschrieben. Chats und Videomeetings gab es damals nicht.

      Warum fällt es Menschen schwer, Vertrauen zu anderen Menschen zu haben? Was hindert sie daran? Und warum scheint es eine sehr starke Tendenz zu geben, dass den Mitarbeitenden von den Führungskräften nicht vertraut wird? Was sagt das über Menschen aus?

      In Skandinavien heißt Vertrauen TILLIT, das liest sich von vorne und von hinten gleich. Will heißen: Wer vertraut, erntet Vertrauen und umgekehrt. Diese Prämisse begleitet mich.

      In einem anderen piq wird übrigens aufgezeigt, wozu das führen kann: zu Produktivitätstheater. https://www.piqd.de/zu...

    8. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor 2 Jahren

      @Gabriele Feile Oh ja!, auch ich würde zu gerne in einer Welt leben, in der vorbehaltloses Vertrauen mit ebensolchem erwidert wird.
      Um es klar vorauszuschicken: Ohne Vertrauen läuft nichts in einer Firma. Leitung und Geleitete müssen einander vertrauen, sonst bleibt der Erfolg eines Unternehmens aus. Vertrauen ist das Schmiermittel, welches das Getriebe vor dem quietschen, rosten und brechen bewahrt.
      Dieses Vertrauen kann in der echten Welt allerdings nicht grenzenlos sein. Vertrauen ist auch keine 0-1-Entscheidung (also nicht entweder absolut oder nicht vorhanden). Ich würde, wie gesagt, auch gerne in einer anderen Welt leben. In der Welt, in der ich jeden morgen aufwache, kann ich leider nicht immer glauben, was ich mir wünsche. Ich lebe in einer Welt, in der es Schattierungen gibt, graduellen Fortschritt, in der sich Intuitionen aus Erfahrungen speisen.
      In dieser Welt verhängte zuletzt die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde knapp zwei Milliarden Dollar Strafen für Banken, die es nicht verhindert haben, dass ihre Angestellten über WhatsApp kommunizieren - TILLIT hin oder her. Die Regulierungsbehörden allein sorgen dafür, dass die Kontrolle gegeben sein muss.
      Die Geschichte ist leider voll von Beispielen, wo der Vertrauensvorschuss eines Unternehmens (den es geben muss, wie oben festgestellt, um überhaupt zu funktionieren) nicht mit gleicher Münze vergolten wurde. Haben wir Klaas Relotius schon vergessen? Oder das Schicksal der Barings Bank? Oder Jerome Kerviel? Den Wal von London? Oder die Betrügereien, zu denen auch einige Angestellte in Familienunternehmen in der Provinz fähig sind:
      https://www.mainpost.d...
      (Betrüger diesen Kalibers sind unter Angestellten eine große Ausnahme. Und um Betrugsprävention geht es auch nicht beim kritischen Blick auf das Homeoffice. Vielmehr um die Graubereiche und die Nuancen in der Kommunikation, die gleichwohl kritisch sein können. Die Behauptung, das persönliche Gespräch lasse sich vollständig durch schriftliche oder Videokommunikation widerspricht meiner Erfahrung.)

      Die Behörden haben daraus ihre eigenen Schlüsse gezogen und beharren, jedenfalls in der Finanzbranche, auf einem Grad der Kontrolle, der im Homeoffice niemals gegeben ist.
      Ich denke, es wird etwa so herauskommen: Es wird in einer kritischen Branche irgendwo irgendetwas furchtbar schief laufen im Homeoffice. Und dann wird wird der Aufschrei in der Presse gewaltig sein, wie so etwas passieren konnte, und ob die Unternehmen ihren Kontrollpflichten denn überhaupt nicht nachkommen? Noch nie etwas von Konsumentenschutz gehört?, so wird geschrieben werden. Und dann gibt sich die Politik entsetzt und die Regulierungsbehörden werden die Sache mit dem Homeoffice haarklein regulieren. Und dann weiß jeder, was zu passieren hat. Und dann werden wir beide es schade finden, dass es so kommen musste und wir eben doch in einer Welt leben, in der der Mensch, wie Kant es formuliert hat, aus „krummem Holz geschnitzt“ ist. Und ich kann dann endlich wieder nuanciert kommunizieren.

    9. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Georg Wallwitz Wow, das ist ja mal ein Spannungsbogen. Vielen Dank. So unterschiedlich sind die Erfahrungen von Menschen und ihre darauf folgenden Haltungen. Ich denke nicht, dass es im Homeoffice in den meisten Jobs zu solch kritischen Situationen kommt, wie Sie sie beschreiben. Relotius hat sich seine Geschichten wo auch immer ausgedacht. Betrüger:innen finden immer ihren Weg, wenn sie betrügen wollen. Von allen Menschen, die im Homeoffice arbeiten, zu glauben, sie würden das Unternehmen potenziell hintergehen, halte ich für sehr gefährlich und einschränkend. Menschen sind im Grunde gut, zumindest der Großteil von ihnen. Ich möchte nicht in einem Unternehmen arbeiten, wo man mich als potenzielle Gefahr sieht, sobald man mich nicht ständig im Blick hat.

    10. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 2 Jahren

      @Gabriele Feile ich bin da sehr bei Georg...Vertrauen ist dabei für mich ein wichtiger Aspekt, aber nicht der einzige.

      Andere Prioritäten sind in der Natur der Sache. Natürlich habe ich als Führungskraft einen stärkeren Hang zur Präsenz, wenn ich ein Team führen will, umbauen soll, Rollen anzupassen habe und motivieren will, als wenn ich ein relativ klar definiertes Paket an Arbeit zu leisten habe, das sich erstmal keiner Veränderung unterzieht oder für dessen Veränderung ich nicht zuständig bin.

      Außerdem glaube ich, dass im Moment eben noch sehr viele Menschen das Ganze auf Basis von beruflichen Sozialsituationen beurteilen, die noch aus "Bürozeiten" stammen. Will sagen - wenn du eine gewachsene Teamsituation hast, dann lässt die sich lange online fortführen. Neues ist hingegen schwierig - ich kann das leider besser beurteilen, als mir lieb ist.

      Komplexes Arbeiten lebt auch von der Redundanz der Abstimmung, vom nochmal und nochmal drüber reden. Der "Flurfunk", das gemeinsame Mittagessen, die Weihnachtsfeier usw. fehlen das massiv und sind eben online nur bedingt abzubilden. Selbes gilt für Identifikation, Motivation und Integration.

    11. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 2 Jahren

      @Marcus von Jordan Ja, das ist richtig. Teams zu führen ist "virtuell" viel anspruchsvoller. Ich habe das schon vor Corona gemacht, und das war nicht immer leicht. Und wenn es wirklich um das Umbauen von Teams u.ä. geht, musst du die Leute natürlich gut kennen. Das geht schneller und leichter, wenn man sich regelmäßig sieht. Sobald man die Leute aber kennt, sollte das mit dem Vertrauen doch passen, oder?
      Ich glaube, dass wir alle, egal in welcher Rolle, einfach lernen dürfen, mit den neuen Gegebenheiten zurechtzukommen. Wir werden Fehler machen beim Ausprobieren, und es wird zu Missverständnissen kommen. Auch, weil wir die alten Methoden anwenden. Für virtuelle Teams brauchen wir neue Methoden, und die entwickeln wir gerade "on the go". Auch beim Einstellen von neuen Mitarbeitenden, übrigens. Das ist schon eine andere Dimension, der wir uns vielleicht noch nicht so bewusst sind.
      Wir machen seit neuestem einen täglichen Check-In im Team. Anfangs nervte mich das, weil viel geschwätzt wird. Jetzt merke ich aber, dass das fürs Bonding ganz gut ist.
      Noch ein Punkt für Führende ist, die Individualität der Menschen zu berücksichtigen: Ich als Introvertierte bin z.B. lieber im Homeoffice, weil mich das nicht so überwältigt wie z.B. ein Großraumbüro oder ständig reinkommende Leute (hatte ich alles früher, war ätzend).

    12. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 2 Jahren

      @Gabriele Feile also ein Vertrauen, dass keiner Anpassung oder keiner Entwicklung bedarf, ist schon etwas, was nicht so leicht zu Stande kommt. Das dauert. Überhaupt kann man wahrscheinlich sagen, je besser sich ein Team kennt, je etablierter es zusammenarbeitet, je mehr es schon zusammen erlebt hat, desto länger wird es auch drauf klarkommen "nur" online zusammenzuarbeiten.

      Und ja - es hat auch viele Vorteile natürlich. Weniger Stress und Zeitverlust durch Wege ist eine großartige Sache! Das darf man nicht unterbewerten. In "Ruhe" arbeiten zu können auch - nicht nur für Introvertierte denke ich.

      Naheliegende Lösung: sich selten treffen und diese "Räume" dann wirklich gut planen und inszenieren. Interessant: damit das funktioniert ohne Kostenexplosion ist es dann eben doch wichtig, dass die Beteiligten einigermaßen erreichbar zueinander wohnen. Da hatte man ja eine Weile gedacht, dass das gar keine Rolle mehr spielt und ruhig jeder wo auch immer wohnen kann.

    13. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 2 Jahren

      @Marcus von Jordan Und wir müssen auch nochmals festhalten: Es gibt sehr viele Tätigkeiten, die nicht remote durchgeführt werden können. Ob in Pflege, Handel, Handwerk, Transport etc.: all die Menschen MÜSSEN vor Ort sein. Büroarbeitende sind hier ziemlich privilegiert. Und hier wird es vermutlich auch eine Art Trennung geben: Menschen, die Homeoffice bevorzugen, werden die Tätigkeiten machen, die remote gemacht werden können. Wer führen will oder intensiv mit Projekten, Menschen und anderem zu tun haben will, der wird zumindest nicht 100 % Homeoffice machen können. Insofern wird "der Markt" das regeln. Früher oder später.

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