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hat Literatur und Performance Studies studiert, als freier Korrespondent in New York und als Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften gearbeitet. Seine Texte erscheinen in einer Reihe von Zeitungen und Magazinen, unter anderem in der ZEIT, der Weltkunst, DU, Mousse und im Philosophiemagazin. Er ist Autor der Biographie "Susan Sontag. Geist und Glamour" (Aufbau / Northwestern University Press) sowie der Essaybände "Nüchtern. Über das Trinken und das Glück" und "Zuhause. Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen" (Hanser Berlin). Er lebt in Berlin.
Es ist schon lange her, dass ein Artikel in der New York Times eine derartige Kontroverse ausgelöst hat. Viele meiner amerikanischen Freunde sind gestern auf Twitter und Facebook auf die Barrikaden gegangen, nachdem sie diese Reportage über den Rechtsradikalen Tony Hovater aus Ohio gelesen haben, der sich in den vergangenen Jahren vom linken Rockmusiker zu einem bekennenden Faschisten entwickelt hat, der gerne "Hail Victory", also "Sieg heil" ruft. Richard Fausset, der Autor des Textes, ist kein Nazi-Sympathisant, aber er gibt der Ideologie dieser wachsenden politischen Bewegung in Trumps Amerika ein Forum. Der Clou der Reportage besteht darin, Hovater als einen "ganz normalen Mann von nebenan" darzustellen, der Pasta kocht und seine Hochzeit vorbereitet, während er seine rassistischen Ansichten propagiert, die Shoah leugnet und darüber fabuliert, was für ein toller Mann Hitler gewesen sei. Und das ist nur der Beginn der Abscheulichkeiten, die er in diesem Text mehr oder weniger umkommentiert von sich geben darf. Dieser Nazi, so der Subtext der Reportage, ist ein Amerikaner wie jeder andere auch, "einer von uns" gewissermaßen. Für mich ist es einer der erschreckendsten Texte, die ich dieses Jahr gelesen habe. Und ich musste lange überlegen, warum. Ich glaube, es liegt daran, dass hier der neue Faschismus als "normale" politische Kraft mit den typischen Mitteln des amerikanischen Journalismus porträtiert wird - Neutralität, Abwägung und Distanz. Und es wird einem schmerzlich bewusst, wie sehr diese Mittel angesichts dieser Aufgabe scheitern - und wie stark sich der Eindruck einer Zeitenwende aufdrängt: Diese Stimmen scheinen nun zum "normalen" Teil des politischen Diskurses zu gehören und Rechtsradikalismus zur Mitte der Gesellschaft.
Quelle: Richard Fausset Bild: George Etheredge EN nytimes.com
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Danke für die Empfehlung. Wäre ich alleine nie darauf gestoßen.
Bei mir hat sich ein Erschrecken jedoch nicht eingestellt. Der Typ kommt für mich gerade durch die distanzierte Art des Beitrags als ein weltfremder Vollpfosten rüber. Dass Hovater auch Eigenschaften hat, die viele sympathisch werden, kann doch auch dargestellt werden, oder? Für mich relativiert das nicht, dass er Sieg heil schreit.
Für mich atmet der Beitrag genau das Interesse, das der Autor auch als Motiv angibt: Was ist das für ein Typ? Warum wird der zum Rechtsextremisten? Wie kommt das, dass Hovater abdreht? Ich finde diese Fragen sollten gestellt werden.
Der Autor gibt auch selbst zu, dass er diese Fragen nicht beantworten kann: "I beat myself up about all of this for a while, until I decided that the unfilled hole would have to serve as both feature and defect. What I had were quotidian details, though to be honest, I’m not even sure what these add up to." https://www.nytimes.co...
Auch interessant die Antwort von der New York Times auf die Kritik: https://www.nytimes.co...