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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Studium der Internationalen Entwicklung und Politikwissenschaften in Wien und Münster. Beschäftigt sich mit Sicherheitspolitik und Islamismus, unter anderem bei/mit Internationale Politik und Gesellschaft (IPG), Blätter für deutsche und internationale Politik, Internationale Politik (IP), Middle East Institute Washington, Atlantic Council, Clingendael Institute.
Zumindest 60 Sekunden brauchen Menschen, um in Deckung zu gehen, wenn ein Luftangriff bevorsteht. Sicher sind sie dadurch nicht – zehntausende Zivilisten sind durch Luftangriffe der Assad-Regierung und Russland getötet worden – aber ihre Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht sich.
Das Startup »Hala« hat ein Alarmsystem entwickelt, das mit relativer Sicherheit sogar 8 Minuten vor einem Luftangriff anschlägt. Tausende Syrerinnen und Syrer nutzen die zugehörige App »Sentry«. Die Warnungen bekommen sie auf ihr Handy.
Danny Gold hat die Geschichte des lebensrettenden Start-ups aufgeschrieben. Dahinter steht ein multinationales Team aus IT-Spezialisten.
Wie funktioniert das System?
Zuerst einmal braucht es Daten. Viele Daten. Die haben die Entwickler in Zusammenarbeit mit Menschen in Syrien gesammelt, die von den Luftangriffen betroffen sind.
Wenn sie Kampfjets der Assad-Regierung und/oder Russlands am Himmel sichten, geben sie den Typ des Flugzeugs, seine ungefähren Koordinaten und seine Flugrichtung in eine App ein. Über die Jahre sind so hunderte Fälle in ein zentrales System eingespeist worden, die wiederum mit den Angriffszielen der Flugzeuge abgeglichen werden. Eine Software kann auf Grundlage dieser Daten vorhersagen, ob, wo und wann ein Luftangriff vermutlich stattfinden wird.
Unterstützt werden diese Vorhersagen durch akustische Sensoren, die Aktivisten weiträumig platziert haben. Die Sensoren erkennen die Geräuschsignaturen der Kampfjets und können so deren Geschwindigkeit und Flugrichtung einschätzen.
Warnungen über wahrscheinliche Luftangriffe werden dann sowohl über eine Handy-App öffentlich gemacht, als auch über ferngesteuerte Sirenen.
Sentry wurde entwickelt, um Leben zu retten. Die gesammelte Menge an Daten ermöglicht aber sogar noch mehr. Die Kriegsverbrechen lassen sich durch die Daten präzise dokumentieren: Von wo ein Kampfjet gekommen ist, um welches Modell es sich handelt und wo er seine Bomben abgeworfen hat – Sentry zeichnet ein Bild vom Verlauf. Die Daten wurden den UN bereits zur Verfügung gestellt und könnten in Zukunft als Grundlage dienen, um Kriegsverbrechen nachzuweisen und bestenfalls zu verfolgen.
Quelle: Danny Gold EN wired.com
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