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Frankreich und seine Geschichte: kaputt und irreparabel

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidSamstag, 25.09.2021

So so oft werde ich gefragt, warum ich und andere Autor*innen so viel über Kolonialismus und seine Folgen sprechen: Diese Sendung aus dem Programm des Deutschlandfunks ist eine gute Illustration, wie der Kolonialismus bis heute sehr wirkmächtig ganze Gesellschaften belastet, nachhaltig kaputt gemacht hat, weiter Gewalt und Radikalisierung begünstigt. Es geht um die postkoloniale Beziehung zwischen Algerien und Frankreich: Der ehemaligen Kolonie und dem sogenannten Mutterland, das sich herausnahm, die "Indigenen in Nordafrika" zu unterdrücken, sie zu entmenschlichen, sich über ihre Menschenwürde zu stellen. Das Ergebnis: Eine postkoloniale Gesellschaft in Frankreich, die mit sich selbst ringt und längst gescheitert ist. 

Die Porträts und Interviews aus der Sendung – und deswegen ist sie ein guter Einstieg ins Thema postkoloniale Machtstrukturen und Erinnerung – sprechen sehr viele wichtige Aspekte der vertrackten franco-algerischen Geschichte an: Die französische Besatzung selbst, der Versuch, das "Französische" über alles andere zu stellen, die Rolle algerischer Kämpfer, die sich auf die Seite Frankreichs geschlagen haben, die Migration in das ehemalige "Zentrum des Imperiums", die Radikalisierung auf allen Seiten und die Gefahr einer rechtsextremen, faschistoiden Regierung, die sich gerne und gezielt an der kolonialen Andersmachung und Nostalgie bedient. 

Im Zentrum steht auch die Rolle von ehemaligen Kolonialist*innen, die in Algerien als Französ*innen lebten und nach der hart erkämpften Unabhängigkeit nach Frankreich flüchten mussten. In Südfrankreich radikalisierten sich diese Menschen und widmeten sich rechtsextremen politischen Kräften. Diese Bevölkerungsgruppe zeigt wiederum nur am deutlichsten, wie das politische System in Frankreich als solches funktioniert. Bleibt der Rassismus einer der Grundpfeiler der französischen Identität, der in bürgerliche und linke Kreise reicht und Frankreich an sich definiert wie die Tricolore oder der vermeintliche Dreiklang "Liberté, Égalité, Fraternité". 

Achtung Spoiler: Ganz am Ende wird klar, dass die französische Gesellschaft postkolonial betrachtet vor so großen Herausforderungen steht, es kann sogar sein, dass sie irreversibel kaputt ist. 

Frankreich und seine Geschichte: kaputt und irreparabel

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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 3 Jahren

    Frankreich hat seine Kolonialgeschichte anscheinend noch nicht aufgearbeitet. Deutschland will nicht mal einsehen dass es eine hat...

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 3 Jahren

    In der Überschrift ist die Geschichte Frankreichs kaputt und irreparabel.

    Im Text könnte es sogar sein, dass sie es ist.

    Und im Beitrag gibt es als Fazit diese Einschätzung nicht.

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