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Fundstücke

Jetzt mal echte "Cancel Culture"

Hasnain KazimFreitag, 30.04.2021

Es ist viel von "Cancel Culture" die Rede in letzter Zeit, wobei das in den meisten Fällen ein großes Missverständnis ist, ähnlich dem Vorwurf, es gebe ja "keine Meinungsfreiheit" mehr und man dürfe "seine Meinung nicht mehr sagen": In den meisten Fällen handelt es sich schlicht um Kritik an kritikwürdigen Aussagen. Und darum, kritikwürdigen Inhalten einfach keinen Raum zu geben. Nicht mehr, nicht weniger.

Aber natürlich gibt es auch echte "Cancel Culture": Dinge, die tatsächlich "gecancelled" werden, für die man bedroht und, im schlimmsten Fall, umgebracht wird.

Dieser Text des pakistanischen Schriftstellers Mohammed Hanif beschreibt so einen Fall: Radikale Kleriker – und eine willfährige Staatsführung – verhindern in Pakistan seit Monaten erfolgreich, dass ein Spielfilm gezeigt wird. Der Vorwurf: "Blasphemie". Wenn jemand in Pakistan "Blasphemie" schreit, kann man sich ziemlich sicher sein, dass hier echte "Cancel Culture" am Werk ist.

Es geht um den Film "Zindagi Tamasha", gemacht vom Filmemacher Sarmad Khoosat, in Pakistan sehr bekannt. Weil er künstlerisch frei sein wollte, machte er diesen Film auf eigene Kosten, zusammen mit Dutzenden jungen Künstlern. Es ist ein Vater-Tochter-Film, in keiner Weise "blasphemisch", im Gegenteil.

Und doch: Radikale schreien "Blasphemie". Dabei haben sie den Film nicht einmal gesehen. Sondern nur Clips aus der Vorschau, auf Youtube. Khoosat fürchtet jetzt um sein Leben. Er wird mit Morddrohungen überhäuft, und in Pakistan bleibt es oft nicht bei Drohungen.

Und leider ist das kein trauriger Einzelfall, sondern es steht dafür, auf welche Weise radikale Islamisten in Pakistan Macht ausüben: mit "Cancel Culture". Seit Jahrzehnten schon.

Jetzt mal echte "Cancel Culture"

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    Man sollt Canceln nicht mit Kritik verwechseln. Das wäre eine ziemliche Verharmlosung. Canceln argumentiert nicht sondern schimpft moralisch rum und behauptet, droht gar. Das hat m.E. nichts, gar nichts damit zu tun, das man kritikwürdige Zustände sachlich, inhaltlich analysiert. Wenn in Deutschland jemand Rassist, Islamophobie, Nazi, Coronaleugner schreit, dann kann man auch sehr oft davon ausgehen, das dort gecancelt wird. Ok, es bleibt natürlich hierzulande meist bei Drohungen. Aber nur meist ..... 🤔

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

      ok. meinetwegen. Aber in Deutschland ruft manch einer auch Rassist Islamophobie Nazi und Coronaleugner, weil der andere genau das ist.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

      @Cornelia Gliem Sicher gibt es auch wirkliche Rassisten etc.. Da sind wir einig .... Die Differenzierung scheint mir das Problem.

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

    Berechtigt ist diese Meinung und der Hinweis auf die Gefahren in und durch Pakistan (immerhin eine Atommacht).

    Allerdings sollte man damit nicht das Banausentum der "politischen Korrektheit" in unserem Land oder Breiten indirekt rechtfertigen. Das ist nicht im Sinne von Mohammed Hanif, der lange in London lebte und dort seinen sarkastischen Blick entwickelte, etwa in "A Case of Exploding Mangos". Seinen letzten Roman "Red Birds" beendete er in seinem Jahr in Berlin. Und bei einem Glas Feuerwasser, dass er in Karachi nicht trinken kann, erlebte ich ihn als schwarzhumorigen Beobachter.

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