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Kampf um Klimaschutz: Stadt gegen Land?

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

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Silke JägerFreitag, 26.07.2024

Leute auf dem Land bestehen aufs Auto. Sie wollen am liebsten jeden Tag Fleisch essen. Und die Umwelt ist ihnen egal.

So oder so ähnlich lauten die Vorwürfe, die sich Menschen, die auf dem Land leben, öfter anhören müssen. 

Lena Bäunker geht der Frage nach, was an diesen Vorwürfen dran ist. Dazu spricht sie sowohl mit Leuten vom Dorf, mit Bauern und Jugendlichen, als auch mit Leuten aus der Stadt. Und mit Wissenschaftler:innen. Dabei findet sie einiges, das überrascht, weil es den gängigen Stereotypen nicht entspricht.

Zwar sind in der Stadt die Grünen deutlich beliebter als auf dem Land.
Dort wird die Partei mit Umweltschwerpunkt gar mehrheitlich abgelehnt. Doch eine repräsentative Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung hat im April 2024 auch festgestellt, …
… dass sich auf dem Land rund 65% der Befragten vor der Klimakrise fürchten, in der Stadt sind es 71%.
… dass 34% der Menschen auf dem Land die Bekämpfung des Klimawandels gegenüber dem Wirtschaftswachstum priorisieren, in der Stadt sind es 42%.
… dass sich Stadt- und Landbevölkerung einig sind, wie wichtig es ist, sich um Natur und Umwelt zu kümmern (34% bzw. 35% finden das sehr wichtig).
… dass Stadt- und Landbevölkerung gleichermaßen bereit sind, sich im Alltag umwelt- und klimafreundlich zu verhalten.

Warum hält sich dann der Eindruck hartnäckig, dass Stadt- und Landbevölkerung beim Klimaschutz Welten trennen? Es gibt zwar Unterschiede in der Einstellung zum Klimaschutz, aber sie betreffen eher die Details, nicht die grundsätzliche Stoßrichtung.

Aber: Menschen auf dem Land fühlen sich benachteiligt. Und haben oft den Eindruck, dass ihre Benachteiligung nicht gesehen wird.

Laut Andreas Knie, Leiter der Forschungsgruppe Digitale Mobilität am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, ist nicht per se der Wohnort entscheidend für diese Unterschiede in der Wahrnehmung von Klimamaßnahmen. Vielmehr sind es die Infrastrukturen, die Menschen dort vorfinden. Fakt ist: Die sind auf dem Land tendenziell immer noch schlechter entwickelt als in der Stadt.

Die Sorge, dass Klimaschutz diese Unterschiede noch verstärkt, ist bei Menschen, die auf dem Land leben, größer. Das ist ein treibender Faktor für Stereotype.

Ein anderer: Die Klimakrise ist eine Krise, die jedem abverlangt, sich über seinen eigenen Beitrag Gedanken zu machen. Wie immer, wenn es um unangenehme Wahrheiten geht, sucht die Psyche nach Auswegen. Einer dieser Auswege scheint zu sein, die Veränderungspotenziale, die andere Menschen haben, stärker wahrzunehmen als die eigenen. Denn sich selbst verändern zu müssen, ist oft ziemlich anstrengend. In dieser Situation wirken Stereotype sehr entlastend. Das sagt sinngemäß die Psychologin Myriam Brechtholdt:

»Durch Stereotype können wir die Schuld externalisieren. Dann sind wir nicht mehr das Problem, sondern die anderen«, sagt Brechtholdt.

Die Frage ist, wie man sich selbst aus dieser Falle herausholt. Ein Weg ist, nach Gemeinsamkeiten mit denjenigen zu suchen, über die man womöglich gar nicht so viel weiß. Stadt und Land mehr ins Gespräch zu bringen, könnte sich also ziemlich lohnen. 

Kampf um Klimaschutz: Stadt gegen Land?

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Kommentare 4
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor 2 Monaten

    Sehr gut der Ansatz, die Polarisierung aufzulösen, die die Einen gegen die Anderen stellt! Hat mein Denken auch etwas verändert - was kann man sich mehr von einem Pick wünschen?

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor 2 Monaten

      Freue mich sehr über dein Feedback!

  2. Jürgen Klute
    Jürgen Klute · vor 3 Monaten

    Vielen Dank, Silke, für diese Empfehlung. Es ist für mich nicht ganz neu, dass Austausch ein gutes Verfahren ist, um Vorurteile abzubauen. In meiner früheren Funktion als Pfarrer im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt war das ein wesentliches Instrument, Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen in Kontakt zu bringen. Aber mir scheint das heute schwieriger geworden zu sein.

    Aber wie auch immer, offensichtlich gibt es ausreichend Informationen, um von politischer Seite – sofern gewollt – Klimaschutz voranzubringen. Das es politische Kräfte gibt, die daran kein Interesse haben, ist die eine Seite. Aber warum eigentlich nutzen die politischen Kräfte, die ein Interesse am Klimaschutz haben, diese Informationen nicht? Das wären ja in erster Linie die Grünen und Die Linke, die sich dem Klimaschutz verschrieben haben. Aber Die Linke lässt sich sich von Wagenknecht und ihrem Wahlverein BSW (oder vielleicht korrekter: BSE?) zu sehr irritieren – dabei ist Klimaschutz die einzige Möglichkeit, Arbeitnehmer:innen vor Überhitzung am Arbeitsplatz zu schützen, zumindest, wenn es um Arbeitsplätze im Freien geht. Aber die Grünen sind hier auch nicht sonderlich kreativ. Dabei haben Parteien zudem auch noch ihre Stiftungen, die viel Geld für politische Bildungsarbeit vom Staat bekommen. Also eigentlich wäre doch einiges möglich, um im Sinne deines empfoholenen Artikels um Scheinwidersprüche zu entlarven und reale Widersprüche konstruiv zu verarbeiten.

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor 2 Monaten

      Ich glaube, es fühlt sich schwieriger an, miteinander ins Gespräch zu kommen, weil es jetzt mehr Bubble-übergreifendes, oberflächliches Wissen gibt, aber wenig Strukturen, in denen man sich konstruktiv austauschen kann. Und vllt ist der Gedanke auch weltfremd, dass man sich über Schreibtische und Werkbänke hinweg relevant nahe kommt. Vllt geht es auch eher um Burgfrieden und das Bewusstsein darum, dass man andere Lebenswelten selten so durchdringt, dass man sich wirklich ein Urteil bilden kann. Ich glaube damit wäre schon viel gewonnen. Das ist aber die zwischenmenschliche Ebene, die Parteien könnten da wirklich mehr tun, sehe ich auch so.

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