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Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Paris, Promotion in Frankfurt am Main. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor und Dozent in München. Radiobeiträge für Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk und Südwestrundfunk, Artikel unter anderem für Blätter für deutsche und internationale Politik, Der Freitag, Jungle World, Telepolis.
Jüngste Buchveröffentlichungen: Richtig falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen (2019); Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022)
Das ausführliche Gespräch der taz am Wochenende mit dem Soziologen Hartmut Rosa ist sehr lohnend für alle, die sich für die spekulative und die sozialpsychologische Deutung der Pandemie interessieren. Hier geht es nicht so sehr darum, was zu tun ist, welche politischen Maßnahmen wir ergreifen sollten und welche nicht. Es geht eher um die Frage, wie wir uns fühlen in diesen Zeiten.
Rosa verdeutlicht das Grundgefühl, in dem die meisten gefangen sind: Eigentlich hätten viele jetzt mehr Zeit, um zur Besinnung zu kommen, mehr Zeit für das Wesentliche. Aber es fällt schwer, diese Zeit zu nutzen.
Die Zeit ist da, aber die Muße fehlt. Diese Rastlosigkeit, die wir spüren, die kommt eben nicht nur von außen, wie wir dachten. Sie kommt auch von innen, was man genau daran sieht, dass wir anstatt eine Wagner-Oper zu hören oder Thomas Mann zu lesen, doch durch die sozialen Medien surfen oder Netflix anwerfen. Wir tun also Dinge, die kurzgetaktete hohe Stimulationsdichte bei niedrigem Resonanzwert liefern.
Der Denker Rosa, also ein Intellektueller, der es eigentlich gelernt haben müsste, sich selbst autonom Aufgaben zu geben und bewusst mit seiner Zeit umzugehen, nimmt sich dabei selbst nicht aus. Er gibt zu, sich unlängst dabei ertappt zu haben, Katzenvideos anzuschauen. Er stellt auch an sich selbst das beunruhigende Phänomen einer eigenartigen Form der gleichzeitigen Erschöpfung und Nervosität fest. Die Pandemie steigert in vielerlei Hinsicht die dystopischen Potenziale der kapitalistischen Moderne, die zugleich eine Beschleunigung der Zeit und der Daten und eine Entwirklichung des Raums und des Sozialen bewirkt.
Das ist der Zwiespalt der Moderne: Der Beschleunigungsdruck kommt nicht einfach nur von außen und das Resonanzverlangen nicht nur von innen. Sofern der Kapitalismus am Hamsterrad schuld ist, ist er auch in uns. Theoretisch war mir das klar, aber ich habe es nie so deutlich erfahren wie jetzt. Aber es gibt einen anderen Aspekt, den ich früh thematisiert hatte: Es entsteht nicht nur Aggressivität, sondern eine Art von Lethargie und Erschöpfung.
Der fast vollständige Wegfall sozialer Interaktionen, vor allem ungeplanter sozialer Interaktionen und Berührungen mit anderen, bewirkt einen dramatischen psychischen Energieverlust.
Die Energie, die wir haben und in soziale Interaktion umsetzen, kommt aus der dichten Interaktion selber. Auch aus der irritierenden Interaktion, wenn mich zum Beispiel jemand anrempelt.
Das Unheimliche der gegenwärtigen Situation ist eben die wachsende Unwirklichkeit, die sich als allgemeiner Energieverlust und Antriebsschwäche über alles legt. Rosa konstatiert vor allem bei seinen Studenten eine zunehmende Auflehnung gegen den elementaren Verlust der Nähe und der gemeinsamen physischen Anwesenheit des Lernens und der Begegnung. Insgesamt verspüren die Jungen wachsende Entzugserscheinungen des Sozialen und einen zunehmenden Verlust dessen, was Rosa in seiner Theorie Resonanz und Resonanzerfahrung nennt.
Ein insgesamt sehr bemerkenswertes Gespräch, das auch für diejenigen interessant ist, die nicht zu den Anhängern von Rosas vielleicht etwas zu modischen und etwas zu unpolitischen Theorien der Beschleunigung und der Resonanz gehören. Nimmt man diese Gedanken ernst, kommt auf uns bald eine schwierige Aufgabe zu: ein Wiederaufbau der Gesellschaft nicht nur im Bereich der materiellen, sondern auch der seelischen und sozialen Verelendung.
Quelle: Peter Unfried Chefreporter der taz / Hartmut Rosa Bild: Florence Levillai... taz.de
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Ja, so ist es. Das müssten viele lesen und wüssten dann, dass es normal ist, wie sie fühlen, wie sich Menschen jetzt verhalten. Menschen brauchen Menschen, nicht nur virtuell.
Ein aufschlussreiches, ehrliches Interview. Ich erlebe es auch bei mir und versuche, dagegen zu steuern. Aber es ist schwierig und nur teilweise erfolgreich.