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Politik als Tapete: Die fragwürdige Dystopie von „Deus Ex: Mankind Divided"

Rainer Sigl
Journalist Print/Online/Radio, Blogger; Textarbeiter
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Rainer SiglDienstag, 27.09.2016

„Deus Ex: Mankind Divided", vor kurzem erschienen, ist ein gutes Spiel. Darauf lassen zumindest die meisten Rezensionen und der unvermeidliche Metascore von  83 Punkten schließen. Das düstere Science-Fiction-Cyberpunk-Vehikel ist, wie sein Vorgänger, eine kompetente „Immersive Sim", in der Spielerinnen und Spielern weitgehend freie Wahl bei der Vorgangsweise gelassen wird. „The thinking man's shooter", so nannte man das Genre damals, in der Frühzeit des First-Person-Genres.

Ambitioniert ist aber auch die Hintergrundgeschichte, ja, die ganze Gesellschaftsdystopie, die uns hier vorgestellt wird: Die  Minderheit der „Augs", also der bionisch und kybernetisch modifizierten Menschen, wird von der Mehrheit unterdrückt. Publisher Square Enix brachte den eindeutig besetzten Begriff der „mechanical apartheid" für dieses Szenario ins Spiel, und auf den Konzeptzeichnungen war sogar der Slogan „Augs lives matters" (sic) zu sehen — was für einen Aufschrei der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA sorgte. 

Wie so oft, etwa auch damals bei „The Division", ruderte man hastig zurück: Alles nur ein Missverständnis — allzu große Anklänge an die gesellschaftlichen Problemfelder des Rassismus mit ihren aktuellen Konflikten seien nicht beabsichtigt gewesen. Politik als Tapete, wieder einmal?

Reid McCarter und Ed Smith nehmen in diesem Artikel das Spiel deshalb diesbezüglich  genauer unter die Lupe. Mit erwartbaren Resultaten. 

Lesenswert — schade, dass in den großteils lobenden Rezension kein Platz dafür war.

Politik als Tapete: Die fragwürdige Dystopie von „Deus Ex: Mankind Divided"

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Kommentare 2
  1. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor 8 Jahren

    Mir stieß das schon im Live-Video-Trailer negativ auf: Das weiße Obere-Mittelschicht-Pärchen, das plötzlich Opfer von Diskriminierung wird. Da hätte man ja was Cleveres draus drehen können, aber offenbar erschöpft sich das Spiel tatsächlich in dieser plumpen Täter-Opfer-Umkehr. Der arme arme Wohlstand… :3

    1. Rainer Sigl
      Rainer Sigl · vor 8 Jahren

      Es ist mir unerklärlich, wie es diese schlicht logischen Unstimmigkeiten in ein Skript zu einem Multimillionendollarspiel schaffen. Jedem SF-Workshop-Teilnehmer im ersten Semester würde die zentrale Prämisse - übermenschlich augmentierte Superhelden, die Jahre zuvor tatsächliche Massaker angerichtet haben als global unterdrückte hilflose Minderheit mit starken Anklängen an reale Debatten um Rassismus und gesellschaftliche Machtverhältnisse - um die Ohren gehauen.

      Dass das beinahe keinem auffällt, tut fast noch mehr weh.

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