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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
"'Hier wird geschossen - so doll.' - 'Wie doll?' - (Schussgeräusche) - 'Hast du es gehört?'"
Das spannend erzählte Feature "Kriegsalltag – zwei Freundinnen aus Donezk suchen einen sicheren Ort" dreht sich nicht vordergründig um die Gräuel des Ukraine-Krieges. Um den Krieg geht es trotzdem. Die Hörerschaft darf dabei sein, wenn zwei junge Ukrainerinnen mit der Autorin telefonieren und von ihren Alltagserlebnissen im Krieg erzählen. Die eine ist schon beim ersten Konflikt aus Donezk geflohen und in Kiew untergekommen. Dort fühlte sie sich lange sicher. Der Gedanke an eine erneute Flucht ist erst einmal schwer zu verdauen. Die andere Freundin ist zunächst in Donezk geblieben. Doch die Zustände dort werden für sie als Ukrainerin zunehmend unerträglicher. Zudem gibt es Konflikte innerhalb ihrer Familie, denn ihr Vater steht auf der Seite der Separatisten.
"Wir haben schon mehrfach darüber gesprochen, ob Katja ihren halb gepackten Rucksack nehmen und fliehen soll. Aber sie sitzt fest. Der Weg über die Ukraine ist zu gefährlich. Für die Flucht über Russland braucht sie Papiere - einen gültigen Reisepass, den hat sie nicht."
Die Autorin Mariia Fedorova beschäftigt sich hier vor allem mit den Folgen solcher Erlebnisse. Sie beobachtet, was es mit der Psyche ihrer Freundinnen macht, wenn um einen herum alle fliehen, oder wenn Schussgeräusche und Bombeneinschläge zu alltäglichen Geräuschkulissen werden.
"Ich kann nicht sprechen. Mein Herz tut so weh, bei dem, was meinen Leuten passiert. Ich hab Panik, musste gestern stottern, zum ersten Mal in meinem Leben."
Mariia Fedorova, die früher selbst in Donezk gelebt hat, hatte früh nach Kriegsbeginn angefangen, Gespräche mit ihren Freundinnen aufzuzeichnen. Wohin das schließlich führen würde, war ihr zu Beginn der Aufnahmen nicht klar. Nun hat sie sie zu einem eindrucksvollen Feature verarbeitet.
"Verstehst du - ich kann es nicht kontrollieren, wenn mein Herz immer doller pocht, bis es den Orbit verlässt. Ich kann nicht einschlafen, wenn es so kracht, nonstop, bach bach bach bach bach. Ich hab das Gefühl, dass es gleich bei mir einschlägt. Und bevor ich durchdrehe, gehe ich in den Flur."
Es ist ungemein fesselnd, zu verfolgen, wie sie ihre Freundinnen erlebt, welche Entwicklungen und psychischen Veränderungen sie an ihnen feststellt, wie den beiden am Ende die Flucht gelingt, die die drei Freundinnen schließlich wieder vereint.
"Katja hat Donezk seit über drei Jahren nicht verlassen. Das letzte Mal nur für einen kurzen Urlaub. Die Zeit seit 2014, als die Separatisten Donezk erobert haben, teilt sie in verschiedene Abschnitte auf. Sie nennt sie die emotionalen Phasen des Krieges. Alles fängt an mit dem Schock: 'Du glaubst nicht, dass es dir passiert. So was liest man in Büchern, so was passiert in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort, aber sicher nicht dir.' Dann kommt die zweite Phase, ein depressiver Zustand: 'Das kommt, weil die Zukunft so ungewiss ist. (...) Und du wirst aggressiv, weil du gegen deinen Willen in einen Konflikt reingezogen wirst und nichts dagegen unternehmen kannst.'"
Das Feature zeichnet ein eindrucksvolles Bild dreier Frauen, die sich nahe stehen und die trotz der schrecklichen Umstände miteinander chatten, lachen oder ihre Sorgen und Ängste miteinander teilen.
"Und dann beginnt die dritte emotionale Phase des Krieges - entscheiden und handeln: 'Entweder gehst du weg oder du bleibst, wo du bist. Wenn du das tust, kannst du nicht die ganze Zeit nur an den Krieg denken. Um nicht verrückt zu werden, muss man alltägliche Sachen machen, überlegen, wo das Geld herkommt, wie du dich um deine Kinder kümmerst. Und wenn sich diese Routine einstellt, dann verstehst du - du bist noch am Leben.'"
Es transportiert die Schwere der Kriegsumstände gleichermaßen wie die Tatsache, dass auch das Alltagsgeschehen erlebt wird, was teilweise in krassem Gegensatz zueinandersteht.
"Ich hab gerade aufgeräumt, kurz bevor du angerufen hast. Im Flur, da schlafe ich jetzt. (...) Im eigenen Bett ist natürlich viel angenehmer, aber im Flur ist es nicht so laut, da kann ich mich ausruhen."
Quelle: Bayerischer Runfunk Bild: picture alliance ... www.br.de
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