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Umverteilung selbst gemacht: Moderne Robin Hoods

transform Magazin
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transform MagazinMontag, 20.12.2021

Weihnachten: Zeit der Nächstenliebe. Deshalb: 𝐆𝐞𝐡 𝐤𝐥𝐚𝐮𝐞𝐧!

Am besten so: Ein leitender Bankangestellter in Baden-Württemberg verschob Millionen Euro, um Menschen mit wenig Geld zu helfen.

Ein Auszug aus dem Artikel:

"Lässt sich Umverteilung selber machen? Ein Blick auf politischen Diebstahl, gut gemeinten Betrug und umschichtende Bankmanager.

Von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben, klingt auch heute sinnvoll. Schließlich leben wir in einem Wirtschaftssystem, in dem Kapital munter angehäuft wird und sozioökonomische Aufstiegschancen weitaus seltener zu finden sind als prekäre Jobs. Jeff Bezos wurde während der ersten Monate der Corona-Pandemie in einem Maße reicher, dass er jedem seiner unterbezahlten Angestellten 100.000 Dollar geben könnte und immer noch so reich wäre wie vor der Pandemie. Er tat das nicht ...


Enric Duran klaute weder Kleinigkeiten für sich, noch initiierte er eine öffentlichkeitswirksame Kampagne. Der antikapitalistische Aktivist aus Katalonien gab 2008 über seinen YouTube-Kanal und über die unabhängige Zeitung ›Crisi‹ bekannt, eine halbe Million Euro von 39 spanischen Banken durch nicht zurückgezahlte Kredite entwendet zu haben. Er spendete das Geld an verschiedene soziale Bewegungen. ›Crisi‹ wurde mit einer Auflage von 200.000 Stück in ganz Katalonien verteilt und stieß in dieser Hochzeit der Finanzkrise eine Diskussion über den Finanzmarkt an. Ein Jahr später stellte Duran in der Zeitung ›Podem‹ Möglichkeiten zur Debatte, eine post-kapitalistische Gesellschaft aufzubauen. Mit einer Auflage von 350.000 Exemplaren wurde sie in ganz Spanien verbreitet. Kurz nach der Veröffentlichung wurde Enric Duran verhaftet. Dank der anonymen Zahlung der Kaution von 50.000 Euro durfte er das Gefängnis aber nach zwei Monaten verlassen. Er tauchte unter und arbeitet im Exil weiter. Als Mitgründer verschiedener Kooperativen und der alternativen Kryptowährung ›FairCoin‹ war er seitdem keinesfalls untätig.

Lieferkettengesetze — Die CDU/SPD Bundesregierung verpflichtete sich 2018 in ihrem Koalitionsvertrag, ein solches Gesetz zu verfassen, sollten deutsche Unternehmen nicht freiwillig handeln. Dass freiwillige Selbstverpflichtungen nicht fruchten, zeigte ein Monitoring. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungsminister Gerd Müller erarbeiteten eine Skizze und wurden zunächst von Bundeskanzlerin Angela Merkel gestoppt. Erst im Mai 2021 wurde ein entsprechendes Gesetz in Deutschland verabschiedet. Ähnliche Gesetze gibt es bereits seit längerer Zeit in Frankreich, Österreich, Großbritannien und der Schweiz. Auch soll es bald eine europäische Regelung geben.

Gilberto Baschiera hatte es leichter, einer Bank Geld zu entwenden. Schließlich war er Direktor einer Bankfiliale im italienischen Udine. Innerhalb von sieben Jahren ließ er insgesamt eine Million Euro verschwinden – um das Geld an Arme zu verteilen. Als er aufflog, wurde er gefeuert und verurteilt. Bereut hat er nichts. Einen ähnlichen Fall gab es in Baden-Württemberg. Ein leitender Bankangestellter verschob dort Millionen Euro wohlhabender Menschen an arme Menschen. Die Sparkasse Tauberfranken hatte einen Restschaden von 640.000 Euro. Das Landgericht Mosbach verurteilte den Ex-Banker wegen Untreue in 168 Fällen.

Duran, Baschiera und der Sparkassenangestellte haben mit ihrem Kreditbetrug und Diebstahl nichts strukturell verbessert. Kritisieren ließe sich auch immer die Auswahl der von ihnen begünstigten Menschen oder Projekte. Und hunderttausende Euro sind mehr als ein paar geklaute Bananen. Doch was ist das schon angesichts großer sozialer Ungleichheit? Verbessert haben sie jedenfalls die Lebensbedingungen einiger Mitmenschen."

Umverteilung selbst gemacht: Moderne Robin Hoods

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Kommentare 2
  1. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor fast 3 Jahre

    Diebstahl ist weder eine Idee noch eine Lösung.

  2. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor fast 3 Jahre

    Die Sparkasse Tauberfranken ist ja nicht unbedingt das typische erzkapitalistische Unternehmen. Den Schaden bezahlen mittelbar die KundInnen, und dazu gehören sicher auch Einige, die selbst jeden Euro umdrehen müssen.

    Ich will hier kein Urteil über das Klauen, Betrügen und Unterschlagen abgeben. Aber diese Formen der Eigentumsübertragung bzw. Umverteilung, so sympathisch sie auch in manchen Fällen sein mögen, werden das Problem der Ungleichverteilung nicht einmal ansatzweise lösen. Jeff Bezos ist übrigens hauptsächlich deshalb reich, weil Millionen KundInnen bei ihm einkaufen, wozu sie nicht gezwungen werden. Gleichzeitig machen Buchhandlungen und andere Geschäfte dicht ...

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