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"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.
Polizei- und Presseberichte über Verkehrsunfälle sind oft so formuliert, dass die Schuld, die sehr oft bei Autofahrern liegt, nicht klar benannt wird. Der Verkehrsforscher Dirk Schneidemesser kritisiert Formulierungen wie „Radfahrer:in prallt gegen Auto“.
Wir wissen aus den Unfallstatistiken, dass die überwiegende Mehrheit der Kollisionen vom motorisierten Verkehr verursacht wird. Aber in Polizeiberichten oder in der Berichterstattung der Presse wird das oft so dargestellt, als ob die Radfahrenden oder die zu Fuß Gehenden falsch gehandelt haben, dass sie an einem Ort waren, an dem sie nicht hätten sein sollen. Das ist keine böse Absicht, aber wir haben uns so daran gewöhnt, dass die Straße für den Autoverkehr da ist, dass wir denken: Da war ein Fußgänger, was hatte der da überhaupt zu suchen?
Sprache spiegele auch eine verquere Einstellung zum öffentlichen Raum und zum Auto wider.
Wenn man in die Geschichtsbücher schaut, ist es dazu durch eine konzertierte Aktion von Menschen gekommen, die meinten, das Auto ist die Zukunft, wir müssen unser Land, unseren öffentlichen Raum nach den Bedürfnissen des Autos ausrichten. Daraus folgte die Überzeugung: Wir müssen in Kauf nehmen, dass Menschen verletzt oder gar getötet werden. Die müssen wir von der Straße weghalten, damit der Autoverkehr nicht gestört wird. Nehmen wir das Beispiel Spielplatz: Ein Spielplatz ist im Grunde genommen ein Ort, wo wir Kinder hinschicken können, damit wir sie nicht an der Leine haben müssen, wo sie ungefährdet sind, spielen können. Spielplätze haben wir, weil die Straße unsicher wurde für Kinder.
Weil solche Formulierungen unser Bewusstsein prägen, blockiert Sprache auch die Mobilitätswende, so Schneidemesser.
Wir reden zum Beispiel von einer gesperrten Straße, wenn ganz vielfältige Aktivitäten dort passieren. Unser Institut, das IASS Potsdam, hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Bezirksamt in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg einen Prototyp für eine temporäre Spielstraße entwickelt. Das ist eine für einen Tag pro Woche autofreie Straße. In Coronazeiten brauchen die Menschen mehr Raum, wenn sie nicht in die überfüllten Parks gehen sollen. Diese Straßen wurden oft beschrieben als „gesperrte Straße“. Da haben wir ganz schön gezuckt. Denn genau das Gegenteil ist der Fall: Wir haben die Straße geöffnet, damit die Menschen dort Sport machen, sich auf der Straße aufhalten, etwas essen können.
Die meiste Zeit stehen Autos herum, sehr oft im öffentlichen Raum, sehr oft kostenfrei. Für Schneidemesser mutet es seltsam an, wie selbstverständlich das von vielen Menschen hingenommen wird.
Das Parken an sich ist ein absurdes Phänomen. Stellen wir uns mal vor, wir lagern etwas anderes im öffentlichen Raum: Ich montiere ein Schloss an meinen Kühlschrank und stelle ihn an den Straßenrand. Das klingt absurd, aber das ist eine ähnliche Praxis. Autos werden im öffentlichen Raum gelagert. Das Wort „parken“ normalisiert dieses Verhalten. Wir hinterfragen diese Praxis nicht. Dabei ist das die Privatisierung des öffentlichen Raumes. Ein Parkplatz kostet bei der Einrichtung bis zu 5.000 Euro, im Unterhalt bis zu 300 Euro im Jahr in urbanen Räumen. Die Anwohnerparkgebühren spiegeln diese Kosten nicht wider. Der öffentliche Raum ist viel zu wertvoll, um Privatautos gratis oder nahezu gratis dort abzustellen.
Quelle: Anja Krüger Bild: imago/blickwinkel taz.de
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Mir fällt gerade auf, dass ich die Ansicht, man müsse so eine Frage wie "Wie viel Tote sind okay?" stellen dürfen, auch zu Anfang der Pandemie immer mal gehört habe, wenn es um den Sinn und Unsinn der Maßnahmen ging. Jetzt wird mir klarer, dass das gar keine neue Frage ist. Nur eine aus dem Bewusstsein verdrängte. Sonst hätte sie mich vielleicht weniger erschreckt.