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Warum Muslime Muslime kritisieren müssen

Hasnain KazimSamstag, 28.11.2020

Dass Muslime sich von Extremisten distanzieren sollten, ist immer wieder zu hören, vor allem nach Terroranschlägen, die von Islamisten begangen wurden. Man kann darüber vortrefflich streiten, wie sinnvoll das ist und ob man da nicht "die" Muslime unter Generalverdacht stelle.

Interessant ist aber, wie manche Muslime von anderen Muslimen Solidarität einfordern, wenn jemand außerhalb ihrer Community etwas plant, sagt oder tut, das vermeintlich gegen ihre Interessen verstößt. Hier ein sehr lesenswertes Beispiel aus Österreich: Der Medienberater Ruşen Timur Aksak, früherer Pressesprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, schreibt in einem Gastkommentar für die österreichische Tageszeitung "Standard", wie ein Salafist, von dem er immer wieder angegriffen wurde, plötzlich Solidarität von ihm verlangte, als er ins Visier der österreichischen Sicherheitsbehörden geriet.

Islamistische Akteure kritisieren den "Mainstream"-Islam, manche gehen sogar weiter, aber sobald sie Angst haben müssen, im Bannstrahl der Sicherheitsbehörden oder Medien zu sein, wollen sie von ebenjenen "Mainstream"-Muslimen geschützt werden. Da werden aus wackeren Eiferern ganz schnell handzahme Bittsteller. Der Aufruf zur Solidarität ist also nur eine Taktik, damit dieser menschliche Schutzwall ja keine Risse bekommt, weil jeder brav schweigt. Jenseits religiös-romantischer Vorstellungen von einer utopischen Gemeinschaft der Muslime gibt es für diese islamistischen Akteure nichts, außer: Kalkül und Eigeninteressen.

Aksaks Argumentation finde ist holzschnittartig, alles in allem finde ich sie aber schlüssig. Sein Fazit:

Wer Identitäre, Rechtspopulismus und den Kurz’schen Kulturkampf kritisiert, aber zum Thema Salafismus, Muslimbruderschaft und Terror nichts Kritisches zu sagen hat, ist nicht glaubwürdig. Und wer glaubt, dass der Kampf gegen die Diskriminierung muslimischer Menschen in diesem Land gewonnen werden könnte, ohne dabei glaubwürdig zu sein, ist ein Narr. Oder eine Närrin eben.

Lesenswert!

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