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Zahnärzte, Anwälte, Makler sind Spitzenverdiener – mit Kompetenz hat dies nur teilweise zu tun

Ole Wintermann
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Ole WintermannFreitag, 03.01.2020

Ein spannender Beitrag in der New York Times beschäftigt sich mit den Ursachen der Einkommensungleichheit (in den USA!) und stellt scheinbar sichere Wahrheiten der Erklärung von Einkommensungleichheit infrage. Dies gelingt, indem die Generierung von Einkommen nicht nur als Ergebnis des Spiels der Kräfte auf dem Arbeitsmarkt betrachtet wird, sondern die gesellschaftliche Machtposition der Berufsgruppen mit in den Fokus genommen wird. Somit führen mehr Kompetenzen nicht unbedingt zu höherem Einkommen:

"Some may argue that top earners, whatever their occupation, are simply super skilled. But empirical evidence shows that skills cannot explain their pay."

Es sind v.a. die Besitzer von kleinen Unternehmen im Bereich der Juristerei und der Finanzberatung, die unter den Top-Verdienern überdurchschnittlich vertreten sind. Die größte Chance, Mitglied der Klasse der Top-Verdiener zu werden, haben über alle Berufsgruppen hinweg die Zahnärzte.

Top-Verdiener sind ca. 50% produktiver als durchschnittliche Arbeitskräfte, sie verdienen aber ein Vielfaches mehr als jene. Grund dafür sind beispielsweise staatlich geschützte Bereiche, die sich nicht dem freien Wettbewerb stellen müssen. So ist es selbst erfahrenen Krankenschwestern nicht möglich, in den freien Wettbewerb mit Medizinern zu treten und Dienste günstiger anzubieten. Würden Menschen tatsächlich nach ihren Kompetenzen bezahlt, so würde sich in den USA der Einkommensanteil der obersten 10%-Verdiener knapp halbieren und der Einkommensanteil der untersten 10% verdreifachen! Der Autor verweist am Ende darauf, dass die empirische Evidenz sowohl der linken (die Unternehmen sind Schuld an der Ungleichheit) als auch der rechten (höhere Einkommen resultieren aus entsprechend höheren Kompetenzen) Argumentation klar widerspricht. Die Lösung sieht er in Deregulierungen im Bereich der Anwälte, der Ärzte und der Makler sowie dem freien und gleichen Zugang zu Bildung für alle Kinder - unabhängig von ihrer familiären Herkunft.

Zahnärzte, Anwälte, Makler sind Spitzenverdiener – mit Kompetenz hat dies nur teilweise zu tun

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Kommentare 3
  1. Leon Reinsch
    Leon Reinsch · vor fast 5 Jahre

    Ehm, also eigentlich ist es imho aus linker Sicht eine ziemlich unstrittige Offensichtlichkeit, dass Ungleichheit durch Machtstrukturen erzeugt und erhalten wird. Was Deregulierung in einem seriösen Lösungsversuch zu suchen hat, bleibt mir ein Rätsel.

  2. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 5 Jahre

    war zu erwarten. interessant dass jetzt mal so sozusagen empirisch belegt zu sehen.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor fast 5 Jahre

      Das sehe ich auch so. Es nützt nichts, von irgendwelchen Machtungleichgewichten zu schreiben, ohne dies empirisch und relativ offen zu belegen. Bestechend fand ich daher an der Argumentation die "als-ob"-Berechnung der Einkommensanteile.

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