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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Ich habe diesen TED-Talk wiederentdeckt, der schon mehr als zehn Jahre alt ist – und mittlerweile über 33 Millionen mal angesehen wurde. Das spricht für sich. Offenbar können sehr viele Menschen mit dieser Botschaft etwas anfangen:
In einer Kultur, in der Geselligkeit und Kontaktfreudigkeit über alles andere gestellt werden, kann es schwierig, ja sogar beschämend sein, ein introvertierter Mensch zu sein. Aber, wie Susan Cain in diesem passionierten Vortrag argumentiert, bringen Introvertierte besondere Talente und Fähigkeiten in die Welt – und sollten ermutigt und gefeiert werden.
Susan Cain versuchte jahrelang, sich in eine extrovertierte Person zu verwandeln, oder zumindest als eine solche durchzugehen – sie zog das sogar so weit durch, dass sie eine Karriere als Anwältin an der Wall Street begann.
Zum Teil, weil ich mir selbst beweisen musste, dass ich auch mutig und selbstbewusst sein konnte. Und ich bin immer in überfüllte Bars gegangen, obwohl ich eigentlich lieber mit Freunden zu Abend gegessen hätte. Ich traf diese selbstverleugnenden Entscheidungen so reflexartig, dass ich mir dessen nicht einmal bewusst war. Das tun viele Introvertierte, und es ist sicher schade für uns, aber es ist auch schade für unserer Kollegen und unserer Gemeinschaften. Und auf die Gefahr hin, großspurig zu klingen: Es ist auch ein Verlust für die Welt.
Obwohl Introvertierte genauso gute Chefs sind wie Extrovertierte, oft vielleicht sogar bessere, und obwohl es viele Beispiele genialer, kreativer Introvertierter gibt, schätzt unsere Kultur ruhige, zurückgezogene Menschen heute noch weniger als früher. Entsprechend sehen unsere Schulen und Arbeitsplätze so aus, dass sie extrovertierte Qualitäten fordern und fördern. Das hat auch kulturgeschichtliche Gründe:
Die westlichen Gesellschaften, insbesondere die USA, haben schon immer den Mann der Tat dem „Mann“ der Kontemplation vorgezogen. Doch lebten wir in den Anfängen Amerikas wir in einer Kultur, die Historiker als Kultur des Charakters bezeichnen, in der wir die Menschen noch für ihr inneres Selbst und ihre moralische Rechtschaffenheit schätzten. Wenn man sich die Selbsthilfebücher aus dieser Zeit anschaut, hatten sie alle Titel wie „Charakter, die größte Sache der Welt“. Sie stellten Vorbilder wie Abraham Lincoln vor, der für seine Bescheidenheit gelobt wurde. Ralph Waldo Emerson nannte ihn „einen Mann, der nicht durch Überlegenheit beleidigt“. Aber dann kam das 20. Jahrhundert und wir traten in eine neue Kultur ein, die Historiker als Kultur der Persönlichkeit bezeichnen. Wir hatten uns von einer Agrarwirtschaft zu einer Welt des Großkapitals entwickelt. Und so zogen die Menschen plötzlich aus den Kleinstädten in die Städte. Anstatt mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sie ihr ganzes Leben lang kennen, müssen sie sich nun in einer Menge von Fremden beweisen. Da ist es nur verständlich, dass Eigenschaften wie Magnetismus und Charisma plötzlich sehr wichtig erscheinen. Und natürlich ändern sich die Selbsthilfebücher, um diesen neuen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Introversion ist übrigens nicht gleichbedeutend mit Schüchternheit.
Bei Schüchternheit geht es um die Angst vor sozialem Urteil. Bei Introvertiertheit geht es eher darum, wie man auf Reize reagiert, auch auf soziale Reize. Extrovertierte Menschen sehnen sich also nach großen Mengen an Reizen, während Introvertierte sich am lebendigsten, aktivsten und fähigsten fühlen, wenn sie sich in einer ruhigeren, unauffälligeren Umgebung befinden. Nicht immer – diese Dinge sind nicht absolut – aber sehr oft. Der Schlüssel, um unsere Talente maximal auszuschöpfen, liegt also darin, dass wir uns alle in die für uns richtige Stimulationszone begeben.
Ebenfalls wichtig zu verstehen ist, dass niemand allein extro- oder introvertiert ist:
Sogar Carl Jung, der Psychologe, der diese Begriffe als erster populär gemacht hat, sagte, dass es weder einen rein introvertierten noch einen rein extrovertierten Menschen gibt. Er meinte einmal, ein solcher Mensch würde in einem Irrenhaus sitzen, wenn es ihn überhaupt gäbe. Manche Menschen liegen genau in der Mitte des Spektrums von Introvertierten und Extrovertierten.
Ich finde, dieser Vortrag ist sehr gut gealtert und definitiv auch zehn Jahre später noch wert, ihn sich anzusehen.
PS: Der Vortrag ist auf Englisch, es gibt aber ein deutsches Transkript und deutsche Untertitel.
Quelle: Susan Cain Bild: piqd EN www.ted.com
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Vielen Dank fürs Erinnern. Ich gehöre auch zu den 33 Millionen und habe das Buch „Still“ gelesen. Mir ist ebenso klar geworden, dass ich jahrzehntelang eine Rolle als Extrovertierte gespielt habe, ohne das zu bemerken. Ich dachte wirklich, ich sei extrovertiert. Mein Outing dazu gibt es hier: http://schmetterlingsf...