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Kopf und Körper

Was sind Psychopathen? Und was hilft diesen Menschen?

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerMontag, 22.05.2017

Zerrbilder von Psychopathen haben in Funk und Film Hochkonjunktur. Sie geben gute Figuren ab in Horrorfilmen und Thrillern. Schaurige, Angst machende Figuren, denen man beim Quälen und Morden zuschaut.

Doch was ein Psychopath eigentlich ist und wie Menschen zu Psychopathen werden, darum geht es in diesen Geschichten selten. Zu wichtig ist es für die Story, was sie Schreckliches tun. 

Das Verhalten von Psychopathen ist auf den 1. Blick so wenig verständlich, so unnormal, so an der Grenze dessen, was uns als Variation menschlichen Verhaltens geläufig ist, dass wir unwillkürlich zurückzucken. Aber dieser Text geht ganz nah heran und schaut sich die Menschen genau an, die mit dieser psychiatrischen Diagnose leben; viele seitdem sie Kinder sind. Er schaut sich ihr Leid an, dass darin besteht, keine Empathie empfinden zu können, sozial isoliert zu sein, ohne große Hoffnung auf Linderung. (Etwas als Leid zu begreifen, auch wenn die Betroffenen selbst vordergründig nicht leidem, ist allerdings in der Psychiatrie umstritten.)

Wer schon früh diese Diagnose bekommt, galt sehr lange als nicht therapierbar. Das ist inzwischen etwas anders, weil Gehirnscans zeigen, welche Regionen beim psychopathischen Gehirn nicht normal funktionieren, sodass man daraus ein Therapiekonzept ableiten kann. Eins, dass nicht super funktioniert, aber immerhin deutlich besser als alle anderen zuvor.

Nicht sehr viele Psychopathen bekommen offenbar die Chance, ihrem Gehirn etwas Neues beizubringen. Etwas, das Empathie zwar nicht ersetzen kann, aber immerhin eine Strategie für bestimmte Situationen zur Verfügung stellt. In Deutschland gibt es offenbar auch noch andere Ansätze zur Therapie. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Therapien verfeinern und ausweiten lassen.

Dieser Text hat mich tagelang beschäftigt. Ich habe Abschnitte davon immer wieder gelesen. Ja, er ist lang, er ist verstörend, aber er ist auch ein sehr starkes Stück Journalismus.

Was sind Psychopathen? Und was hilft diesen Menschen?

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Kommentare 7
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 5 Jahre

    Ich habe diesen Text gerade zufällig entdeckt, halb gelesen und bin dann immer wieder zu ihm zurückgekehrt. Er ist wirklich sehr stark, weil er schafft, Menschen, die wir normalerweise als Monster sehen würden – menschlich werden zu lassen.

  2. Stefan W
    Stefan W · vor mehr als 7 Jahre

    Das Problem ist, dass man in der Kindheit die Regeln noch nicht gelernt hat: Mord gibt ab 10 Jahre, die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden liegt bei 80% (falls der Tod als Mord erkannt wird, deutlich höher), also Finger weg. Es gibt genug Lösungsansätze andere in den Suizid zu treiben oder Dritte dahingehend zu manipulieren, den Mord zu begehen, ohne dass man selbst belangt werden kann. Ähnliches gillt auch so für alle anderen verbotenen Dinge, bei denen die Rechnung "Gewinn / Schaden * Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden" zu hoch ausfällt.
    Als Kind hat man dieses Wissen um den Schaden, den man sich selbst verursacht, nicht und man macht Dinge, die man im Nachhinein bereut, weil man weiß, dass man dadurch als Pschopath erkannt wurde. Dieses Erkanntsein durch andere wird man nur schwerlich los, auch wenn man inzwischen seine wahre Persönlichkeit gut verstecken kann und ein Meister der Manipulation ist.

  3. Judka Strittmatter
    Judka Strittmatter · vor mehr als 7 Jahre

    Liebe Silke, auf alle Fälle ein Text, der mich interessiert. Leider ist es ja wohl nur so, dass die meisten Betroffenen gar nicht in der Therapie landen ergo auch nicht "geheilt" werden können, denn sie selbst halten sich ja nicht für krank. Oder gar gestört.
    Und es gibt auch gesunde Psychopathie, jene, die es in die Chefetage schafft: siehe https://www.uni-bonn.d...

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 7 Jahre

      Die spannende Frage bei Therapien ist ja immer: "Wer ist der Klient? – Das Umfeld oder der Betroffene"? Bei diesem Text hat mir sehr imponiert, dass er entlang dieser Frage – ohne sie je auszuformulieren – jedes damit zusammenhängende Leid beschreibt, ohne den Anspruch, abschließende, wahre Antworten geben zu wollen.
      Wie groß der Leidensdruck bei Störungen ist und bei wem er größer ist, lässt sich, finde ich, nicht so leicht sagen. Das wird hier anhand der Geschichte von Carl ziemlich deutlich (2. Texthälfte). Wenn man ein Gefühl nicht erlebt, dass für das Menschsein so essenziell ist wie Empathie, wie sieht das Leiden daran dann aus? Gibt es dazu überhaupt eine Reflexionsmöglichkeit?
      Der Therapieansatz geht davon aus: Nein. Und nutzt die Störung selbst (übersteigert aktives Belohnungszentrum), um den Unterschied für die Betroffenen deutlich zu machen. Pokèmonkarten für gutes Verhalten. Das würden wir erstmal nicht für einen guten Ansatz halten. Aber bei Psychopathen im Teenageralter funktioniert es besser als gedacht.
      Gesunde Psychopathen, den Begriff mag ich nicht. Ich würde eher sagen: skrupelloses Verhalten. Wäre spannend, was die Gehirnscans bei diesen Leuten ergeben ...

    2. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 7 Jahre

      @Silke Jäger Unter deinem Link ist der Satz zu finden: "In einer Publikation aus dem Jahr 2016 hatten die Psychologen der Universität Bonn bereits herausgefunden, dass ausgeprägte soziale Fähigkeiten Menschen mit psychopathischen Zügen zu hilfsbereiten und kooperativen Kollegen machen."
      Die Definition von Psychopathie war meines Wissens nach genau damit verknüpft, dass ausgeprägte soziale Fähigkeiten ausgeschlossen sind. Wikipedia sagt das auch: https://de.wikipedia.o... Ich kenne die Bonner Studie nicht, es lohnt sich sicher, da mal genauer hinzugucken.

    3. Stefan W
      Stefan W · vor mehr als 7 Jahre

      @Silke Jäger Es werden immer die Angstfreiheit und Empathielosigkeit angeführt und dabei vergessen, dass oft auch noch andere Gefühle & Emotionen geschwächt sind oder gänzlich fehlen können und hier ist tatsächlich ein enormer Leidensdruck vorhanden. Jedenfalls bei mir war er immer so groß, dass ich viel Zeit meiner Kindheit und Jugend darauf verbraucht habe, von euren Gefühle zu "lernen". Was ich gelernt habe, sind aber tatsächlich nur eure Gefühle und Emotionen und was sie für euch bedeuten und wie ich sie nutzen oder nachstellen kann.
      Freude, Trauer, Wut, alles kommt, wenn überhaupt, verspätet und um nicht aufzufallen, bin ich jeden Tag vorrangig ein Schauspieler. Das strengt nicht nur erheblich an, sondern macht das Leben auch mir selbst gegenüber sehr unehrlich und langweilig.
      Nur ab und an wird die Gefühlslosigkeit von einer, 4-7 Tage haltenden, Emotionsphase durchbrochen, die aber eher einer instabielen PS gleicht, gefolgt von 2-3 Tagen "normaler" Gefühlslage. Diese Phasen, in denen ich auch Vertrauen aufbauen kann, lassen sich auch leicht gezielt auslösen, nur stand dem bisher immer die Empathiefähigkeit der Therapeuten im Weg.

    4. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 7 Jahre

      @Stefan W Wenn ich es richtig sehe, ist die Erkenntnis, dass Gefühllosigkeit Leidensdruck erzeugt, noch relativ neu. Danke für deine Beschreibungen.

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