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Der gepiqde Vortrag des Energie- und Umweltwissenschaftlers Timothy D. Searchinger über die Rolle Europas bei der Entwicklung der globalen Landnutzung und die Widersprüche in diesem Bereich im Fit-for-55-Programm ist voll mit Informationen, die die Lage im Bereich Landnutzung, Nahrung, Emissionen und Bio-Energie klarer machen.
Die zentrale Aussage ist, dass Land eine knappe Ressource ist und jeder Hektar nur für einen Zweck verwendet werden kann. Insbesondere gibt es einen Widerspruch zwischen dem steigenden Landbedarf für die Nahrungsmittelproduktion und der Notwendigkeit, mehr Land für die Bindung von Kohlenstoff und die Erhaltung des biologischen Reichtums zu verwenden.
Die Emissionen aus der Landnutzung müssen – wie alle anderen Emissionen – auf Null gebracht werden. Die folgenden Faktoren seien wesentlich dafür:
Interessanterweise hat die Waldfläche in Europa seit 1900 von 25 % (der Gesamtfläche) auf 40 % zu- und die landwirtschaftliche Nutzfläche ungefähr entsprechend abgenommen. Dieser Prozess setzt sich weiter fort. Teils ist er auf das Ersetzen von Pferden durch Traktoren zurückzuführen, also von Bioenergie durch fossile Energie, teils durch höhere Flächenproduktivität aber teils auch durch den gestiegenen Netto-Import landwirtschaftlicher Produkte (Soja, Palmöl u. A.). Dieser letzte Punkt bedeutet, dass Waldzuwachs bei uns durch Abholzung außerhalb Europas wieder ausgeglichen wurde, ein "Outsourcing" von Landnutzungsemissionen habe stattgefunden.
Searchinger sieht die zukünftige Rolle Europas darin, dieses Outsourcing zu beenden, zu einem Nahrungsmittel-Exporteur und, durch weiteres Anwachsen der Wälder, zu einem Kohlenstoff-Importeur zu werden.
Er geht auch auf das Fit-for-55-Programm der EU ein, das gerade in der Entwicklung ist (siehe etwa diesen kürzlichen piq). Er weist auf einen wichtigen Widerspruch darin hin: Der LULUCF**-Teil des Programms schaffe lobenswerterweise Anreize für eine Eindämmung von Abholzung und Verbrennung von Wäldern, andererseits stehe dem die Unterstützung der Verwendung von Agro-Energie entgegen, die als vollkommen klimaneutral klassifiziert werde – beides gehe nicht zusammen.
In diesem Zusammenhang analysiert Searchinger einen grundlegenden Denkfehler bei der Betrachtung von Agro-Energie, nämlich dass die Kosten der Landnutzung zu null angesetzt würden. Sie habe aber Opportunitätskosten, sie ersetze nämlich die Kohlenstoffbindung durch einfaches Wachsen-Lassen des Waldes durch das zyklische Abholzen und Wiederaufwachsen.
Der Vortrag ist eine vollgepackte Stunde mit einer Menge Grafiken. Man muss mitdenken, aber es ist auch interessant.
Eine kurze Textversion der Uni Eindhoven findet sich hier.
Für Menschen mit dem Wunsch, noch tiefer einzusteigen:
Europe's Land Future? Opportunities to use Europe’s land to fight climate change and improve biodiversity—and why proposed policies could undermine both - Dort findet man zwei PDFs, eins mit "Highlights for Policy Makers" und eins "Full Report".
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* CO2e = "CO2 equivalent", d. h. Methan, NOx und andere Emissionen werden über einen Faktor in CO2 umgerechnet. Diese Umrechnung ist nicht eindeutig möglich, die Zahlen sind also "mit einem Körnchen Salz" zu nehmen.
** LULUCF = land use, land use change and forestry
Quelle: Timothy D. Searchinger Bild: TU Eindhoven EN www.youtube.com
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Ich habe noch den kompletten Report von Searchinger verlinkt:
https://scholar.prince...
Ich habe eine Textversion des Vortrags verlinkt.
https://www.cursor.tue...