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Liebe, Sex und Wir

"Ja, ich bin HIV-positiv"

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerDienstag, 03.12.2019

Kai Kupferschmidt ließ sich vor sieben Jahren auf Aids testen. Das Ergebnis war negativ und alles schien gut zu sein. 

Er schrieb einen Text über ein geplatztes Kondom und über seine Ängste danach und stellte sich öffentlich die Frage: "Was, wenn das Ergebnis anders gewesen wäre? Wenn ich HIV-positiv wäre? Hätte ich mich dann getraut, das hier zu schreiben?" Er selbst glaubt heute: Vermutlich nicht. 

Als sein Text einige Monate später ausgezeichnet wurde, wusste Kupferschmidt bereits, dass er doch an Aids erkrankt ist. Nur seinen engsten Freunden und Verwandten erzählte er davon. Er befürchtete Ausgrenzung, aber stattdessen passierte etwas anderes: "Ich weiß es zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber ich habe eine steile Lernkurve vor mir." 

Seinen Erkenntnisprozess schildert Kupferschmidt feinfühlig, persönlich und lebensnah.

"Ja, ich bin HIV-positiv"

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Kommentare 1
  1. Flavia Berger
    Flavia Berger · vor fast 5 Jahre

    Entscheidend finde ich diese Stelle: "Die Forschung hat uns die Mittel an die Hand gegeben, um diese Epidemie zu beenden. Aber die Realität ist eine andere. Noch immer stecken sich weltweit jedes Jahr etwa 1,7 Millionen Menschen mit HIV an. Beim Kampf gegen eine Seuche geht es eben nicht nur um Mikroorganismen und Medikamente. Sondern auch um Gesellschaft, Geld und Gerechtigkeit."
    Tatsächlich drückt das Vorhandensein von Prep (in westlichen Gesellschaften) den Finger auf die offene Wunde: Obwohl es möglich wäre, Inzidenzen zu verhindern, stecken sich weltweit Millionen Menschen an, dabei verstärkt soziale Ungleichheit das Ansteckungsrisiko massiv; wieder einmal sind die Schwächsten am meisten gefährdet: marginalisierte, oft verarmte Gruppen mit mangelndem Zugang zu Gesundheitsversorgung haben nicht nur ein massiv höheres Risiko einer Ansteckung, sondern auch weniger Chancen auf Behandlung. An Aids sterben tausende Menschen jährlich, obwohl es Behandlungen gibt, die Leben retten können. Es geschieht also quasi eine globale Abwägung von Leben, Gerechtigkeit wird in einem regionalen Referenzrahmen ausgehandelt. Nguyen beschreibt es in seinem Buch "The Republic of Therapy" als "obscene inequality and insidious logic that values lives differently. This was the logic that said that HIV drugs were too expensive for Africans but not for Canadians."
    Diese Logik befindet sich immer noch im Wandel. Es ist also umso wichtiger, HIV/AIDS nicht als Phänomene der 80er-2000er zu betrachten, sondern immer wieder an ihre Aktualität und auf die persistierende Epidemie zu verweisen. Eine Lösung kann bloss eine soziale sein, denn die biomedizinische besteht mindestens seit 1994.

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