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Warum wir mehr über Social Freezing reden sollten

Jennifer Sutholt
psychologische Beraterin

Als psychologische Beraterin unterstütze ich alleinstehende Personen mit Kinderwunsch, baue ein Informationsportal für Co-Elternschaft auf und engagiere mich ehrenamtlich bei Solomütter Deutschland e.V.

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Jennifer SutholtDienstag, 29.06.2021
Hormonspritzen, Vollnarkose, ein geschwollener Unterleib – Social Freezing ist nicht nur teuer, sondern auch körperlich anstrengend. Dennoch entscheiden sich immer mehr junge Frauen für das Einfrieren ihrer Eizellen. Die eine sucht noch einen Partner, die andere will weiter arbeiten oder fühlt sich noch nicht bereit für ein Baby. Wie erfolgreich die Behandlung ist, wie viele Eizellen also letztlich entnommen werden können, variiert stark. 

Auf ZEIT Online gibt es aktuell gleich zwei Artikel zum Thema Social Freezing. Nach dem kurzen Hype in 2014, als Apple und Facebook bekannt gaben, ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren der Eizellen zu bezahlen, ist heutzutage nicht mehr viel zu hören vom Social Freezing. Was ziemlich schade ist, denn es ist wichtig, über diese Möglichkeit der Verlängerung von Fruchtbarkeit und Karriere zu reden. So erzählen im Artikel drei Frauen, warum sie sich entschlossen haben, sich der Prozedur zu unterziehen, wie es sich anfühlt und was es kostet. Tessa sagt:

Wenn ich noch eine weitere Runde mache, werde ich in zehn Jahren für alles etwa 14.000 Euro ausgegeben haben. Das ist es mir absolut wert. Ich sehe das als eine ganz persönliche Investition in mein Frau-Sein. Ich will Mutter werden, aber ich will eben auch davor noch ein oder zwei Karriereschritte machen. Ich bin gerade sehr zufrieden in meinem Job und könnte mir gut vorstellen, noch General Manager zu werden. Dafür Zeit zu haben und auch dann, wenn ich Kinder habe, so gefestigt in meinem Job zu sein, dass ich problemlos weiterarbeiten kann, ist mir wichtig. Ich fühle mich schon jetzt viel wohler in meinem Körper als mit Mitte zwanzig und ich denke, zum Kinderkriegen sollte man mit sich selbst im Reinen sein und wissen, wer man ist. 

Billig ist die Behandlung nicht, auch jährliche Kosten stehen an. Ist das nun Teil der Emanzipation oder nur Geldmacherei? Fakt ist, die Qualität der Eizellen lässt mit dem Alter nach, daher sollte die Entnahme am besten vor dem 30. Lebensjahr gemacht werden. In einer Zeit im Leben, in der sich die wenigsten jungen Frauen schon auf einen Plan B vorbereiten. 

Gleichzeitig suggerieren Promis wie gerade Naomi Campbell, 51, dass das späte Kinderkriegen problemlos möglich ist. Wie genau das Kind entstanden ist, Eizellspende, Leihmutterschaft oder eine eigene Schwangerschaft, dazu schweigt das Model.

Auch auf ZEIT Online erzählt Nina Faulhaber, warum sie ihre Mitarbeiterinnen finanziell unterstützt, wenn sie sich für das Einfrieren von Eizellen entscheiden:

"Im Nachhinein konnte ich gar nicht glauben, dass ich erst so spät von Social Freezing erfahren habe und so viele Dinge über die eigene Fruchtbarkeit nicht wusste", sagt die Unternehmerin. "Das muss jede Frau in ihren Zwanzigern wissen, dachte ich danach." Denn beim Einfrieren der Zellen gilt genauso wie bei einer natürlichen Schwangerschaft: Je früher, desto wahrscheinlicher, dass aus einer befruchteten Eizelle ein Kind entsteht. Deshalb hat Faulhaber es sich als Chefin zur Aufgabe gemacht, ihre Mitarbeitenden darüber aufzuklären und noch einen Schritt weiterzugehen. "Mir war nach der Erfahrung klar, dass ich meine Kolleginnen finanziell und mental darin unterstützen will, wenn sie diesen Weg gehen möchten."  

In Deutschland gibt es dazu viele kritische Stimmen:

Der Eizellenplan von Apple und Facebook sei pervers, schrieb eine Autorin auf Spiegel Online. Eine Autorin der Süddeutschen Zeitung fragte: Geht's noch? Manuela Schwesig, damals noch Bundesfamilienministerin, fand die Idee "völlig daneben", eine Familienpolitikerin der Linken sogar "frauenverachtend".

Warum eigentlich? Weil hierzulande die Reproduktion der Frau nicht deren persönliche Angelegenheit ist?

"Die harsche Kritik an dem Vorstoß der Arbeitgeber passt zu dem Verständnis von reproduktiver Autonomie, das man in Deutschland hat", sagt dagegen die Feministin und Autorin Teresa Bücker, die damals eine der wenigen Befürworterinnen des Angebots war. Sie sieht in der Skepsis gegenüber Social Freezing einen Zusammenhang mit der Debatte um Schwangerschaftsabbrüche, die in Deutschland zwar straffrei, aber nicht legal sind: "Von Frauen wird erwartet, dass sie von ihrem Recht auf reproduktive Selbstbestimmung, egal ob Abbruch oder künstliche Befruchtung, möglichst keinen Gebrauch machen."

Bleibt zu hoffen, dass doch besonders jüngere Frauen von ihren Optionen erfahren und sich so selbstbestimmt entscheiden können, ob und wann sie sich mit ihrem Kinderwunsch auseinander setzen möchten.

Warum wir mehr über Social Freezing reden sollten
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Kommentare 3
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 3 Jahre

    Deutschland hat in diesem Punkt wirklich eine komische Kultur. Dazu passt, dass die Voraussetzung für die Kostenübernahme bei den gesetzlichen Krankenkassen ist, dass die Partner verheiratet, mindestens 25 Jahre alt sind, die Frau unter 40 und der Mann unter 50 Jahre alt.

    Gerade Frauen, die eine solche Behandlung also am meisten brauchen, kriegen sie nicht bezahlt.

  2. Norbert Simon
    Norbert Simon · vor mehr als 3 Jahre

    Was hat sich die Natur auch dabei gedacht, dass Eltern vorzugsweise »jung« sein sollten!
    Spätestens, wenn andere Kinder das eigene fragen, ob „die Oma“ jetzt jeden Tag zur Schule mitkommt, könnte es das erste Fragezeichen geben. Wenn kleine Kinder am Sarg vom 75-jährigen Vater weinen, wird es zum Ausrufezeichen.

    Klar. Die Natur ist unfair zu „Gebärenden“. Doch dafür hat sie diese mit der Fähigkeit zum Multitasking ausgestattet, während die „Zeugenden“ oft genug schon von serieller Tätigkeit überfordert sind.

    Oft genug scheitert „etwas wollen“ an äußeren Zwängen. Moderne Frauen sollten sich bei einem Kinderwunsch keinesfalls freiwillig selbst einem Zwang unterwerfen und etwas verschieben, was mit zunehmendem Alter immer komplizierter wird. Eingefrorene Eizellen sind keine Garantie für etwas, für das die Natur sogar eine natürliche Sperre eingebaut hat.

  3. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor mehr als 3 Jahre

    Spannend, war heute Morgen auch beim Zeit Online Podcast “Was jetzt” Thema: https://www.zeit.de/po...

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