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Liebe, Sex und Wir

Was tun, wenn gute (?) Freunde dein Kind beschämen?

Katrin Rönicke
Autorin und Podcasterin
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Katrin RönickeDonnerstag, 31.08.2017

Meine Tochter fragte mich einmal, warum ein Kind mit Down Syndrom, das ihr auf dem Spielplatz begegnete, "so böse" sei. Es hatte meine Tochter von der Schaukel geschubst.

Mir war es ein sehr großes Anliegen, meinem Kind zu erklären, dass "böse" hier das falsche Wort war. Dass es eine Behinderung hatte und in bestimmten Situationen etwas tut, was "man" nicht tut. Es sei denn, man ist unter drei Jahren alt, weil da, so erklärte ich meiner Tochter, "da hast du dich auch mal so benommen". Meine Tochter verstand schnell. U.a. weil es in einer integrativen Kita war, zusammen mit einem autistischen Mädchen, das seine Impulse auch manchmal nicht so gut kontrollieren konnte. Meine Tochter verstand, dass das Kind nicht böse war. 

Und damit ist sie um einige Grade reifer und empathischer, als so mancher Erwachsener, wie die Frage einer Mutter eines Mädchens mit Down Syndrom bei "Social Q's" zeigt. Deren Freundin hatte sich die Bemerkung nicht verkneifen können, das herausfordernde Verhalten des Kindes käme wohl entweder vom Down Syndrom oder weil dieses ein Idiot ("jerk") sei. Und später krachte es zwischen Freundin und Tochter - die Freundin rauschte ab und ließ nicht mehr von sich hören. Soll die Mutter jetzt auf die Entschuldigung warten?

Die Antwort von Philip Galanes bei der New York Times lautet: Warte nicht darauf, deine Freundin klingt nach einem "Monster". Eine weitere Diagnose folgt: Mangel an Empathie. Man könne zwar versuchen zu erklären, was die besonderen Umstände des Kindes seien und wie man besser mit ihm interagieren könnte, aber vielleicht sei das verschwendete Lebensmüh.

Doch die Antwort von Galanes reicht mir nicht - das Problem scheint mir größer. Es begegnet auch anderen Eltern, bei kleineren Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder. Sollen die jetzt ihren gesamten Freundeskreis umpflügen? Oder wie geht gemeinsames Lernen in solchen Situationen? Wittere ich hier eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe? Inklusion beginnt jedenfalls im Kleinen, so viel steht fest.

Was tun, wenn gute (?) Freunde dein Kind beschämen?

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