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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Auf Platz Zwei der Zehn besten New York Times-Bücher 2019 (siehe Link ganz unten) findet sich überraschend Ben Lerner mit seinem dritten Roman, "The Topeka School".
Auf Lerner wurde ich vor ein paar Jahren aufmerksam, weil er eigentlich Lyriker ist und dann mit seinen Romanen zum Shooting Star der US-amerikanischen Literaturszene wurde (also ähnlich wie Roberto Bolaño, auch wenn die beiden sich sonst in komplett nichts ähneln). Das heißt, mit seinem zweiten Roman, "10:04" (auf Deutsch "22:04"), den er wiederum ähnlich autobiographisch anlegte wie Knausgård und in dem er mit seiner Agentin in New York in einem Edel-Restaurant essen geht, wo Tintenfische zu Tode massiert werden, während sie ihm erklärt, dass er mehr auf Plot schreiben müsste.
Vor dem Hintergrund des Erfolgs dieses Romans durfte Ben Lerner dann auch einmal Karl-Ove himself interviewen. Beim Anschauen des Videos war ich völlig verblüfft über Lerners Stimme, die selbstbewusst, tief und amerikanisch klang und jedenfalls so gar nicht zu seinem Äußeren und Inneren (Lyriker, der Romane schreibt) zu passen schien. (Noch besser als in dem ziemlich langweiligen Werkstattgespräch kann man sich davon - also von Lerners Stimme - vielleicht in diesem Werbe-Video zu seinem Mc Arthur Fellowship-Stipendium einen Eindruck verschaffen.)
In "The Topeka School" kehrt Lerner allerdings wieder zur Figur seines ersten Romans "Leaving Atocha Station" zurück, Adam Grant, dem hier sogar noch drei weitere Erzählperspektiven zur Seite gestellt werden (Adams Therapeuten-Eltern und ein Schulfreund). Was mich an dem Buch, das ich mir vor ein paar Wochen direkt nach seinem Erscheinen in den USA besorgt habe, aber sofort begeistert hat, war, dass der junge Adam Debattier-Champion ist.
Als solcher bedient er sich der Technik des "Spread": Während einer Debatte wird der Debattengegner im Schnellfeuer-Modus mit beipackzettelartigen Informationen so dicht getextet, dass dieser keine Chance mehr hat, darauf im Einzelnen einzugehen. Was für eine Universal-Metapher auf unsere Zeit des maximalen Daten-Austausch, also information overkill und communication breakdown!
Lerner erklärt das im Buch so:
The spread was controversial; if it happened in front of lay judges, there was shock, complaints. More than one highly ranked team had misjudged its judges and been eliminated in early rounds for speaking drivel. Old-timer coaches longed for the days when debate was debate. The most common criticism of the spread was that it detached policy debate from the real world, that nobody used language the way that these debaters did, save perhaps for auctioneers. But even adolescents knew this wasn’t true, that corporate persons postgresed a version of the spread all the time: for they heard the spoken warnings at the end of the increasingly common television commercials for prescription drugs, when risk information was disclosed at a speed designed to make it difficult to comprehend; they heard the list of rules and caveats read rapid-fire at the end of promotions on the radio; they were at least vaguely familiar with the „fine print“ one received from financial institutions and health-insurance companies; the last thing one was supposed to do with those thousands of words was comprehend them. These types of disclosure were designed to conceal; they exposed you to information that, should you challenge the institution in question, would be treated like a „dropped argument“ in a fast round of debate – you have already conceded the validity of the point by failing to address it when it was presented. It’s no excuse that you didn’t have the time. Even before the twenty-four-hour news cycle, Twitter storms, algorithmic trading, spreadsheets, the DDoS attack, Americans were getting „spread“ in their daily lives; meanwhile, their politicians went on speaking slowly, slowly about values utterly disconnected from their policies.
Aber was, wenn der Spread längst auch die Literatur unterwandert hat (mit ihrem Trend zum 500+-Seiten-Wälzer ....)?
Dann hilft vielleicht nur noch Shadow Reading. - Noch so ein großartiger Begriff aus Lerners "Topeka School", wenn der Ich-Erzähler im Landeanflug auf New York mit seinem Flieger über JFK endlos in Warteschleife kreisen muss, während die Passagiere immer nervöser werden - oder lesen:
Others were reading newspapers or big hardcover thrillers – but how could they read? – under their overhead lights. Maybe they were only pretending to read. (I often suspected that people were only going through the motions of reading, or mimicking its stillness; did I pretend to read as a child, maybe as a way of escaping something – my father’s anger? Walking through the library in graduate school, I’d think to myself: Not a single one of you people, if I shut your book, would be able to tell me what you‘ve just read. Shadow-reading. And when I myself was reading, I was acutely aware of other people watching me, of how I performed absorption, which of course distracted me from the page.)
Und Sie können jetzt endlich aufhören, so zu tun, als würden Sie das hier lesen, während Ihr Computer Sie genau beobachtet und weiß, was Sie machen!
Quelle: New York Times Bild: privat EN nytimes.com
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