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Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Weil ich wegen des Lockdowns und zahlreicher Grenzschließungen nicht reisen kann, holte ich mir den 2020 erschienenen Wälzer des japanischen Krimiautors Keigo Higashino, „Unter der Mitternachtssonne“, in deutscher Übersetzung von Ursula Gräfe aus der Buchhandlung. Die Übersetzerin ist mir als wichtige Vermittlerin japanischer Literatur bekannt, von Higashino hatte ich in Japan bereits auf englisch „Heilige Mörderin“ und „Verdächtige Geliebte“ gelesen. Bei genauerem Hinsehen zuhause stellte sich heraus, dass es sich bei dem neuen Titel keineswegs um ein aktuelles Werk handelt, sondern dass der Krimi bereits 1999 in Japan erschienen war und nun im Deutschen nachgereicht wurde. Ich reiste also während der Lektüre nicht nur durch den Raum, sondern auch in eine vergangene Zeit. Mein erster längerer Aufenthalt in Japan hatte erst 4 Jahre danach begonnen. Trotzdem konnte ich vieles von dem wiedererkennen, was mir während meiner Monate dort entweder widerfahren oder erzählt worden war, vor allem die sehr traditionellen Verhältnisse zwischen den Geschlechtern, die stets zum Vorteil des männlichen Teils der Bevölkerung sind, sowie die Strategien der Frauen, sich darin zurechtzufinden. Diese Konstellationen machen einen wichtigen Teil des Krimigeschehens von „Unter der Mitternachtssonne“ aus, einen anderen Teil bilden die Aktivitäten von Hackern und Computernerds. Aus den Titeln der beiden vorher erwähnten Krimis lässt sich auch erkennen, dass der Autor eine Vorliebe für Täterinnen hat. Dazu kommen im neu übersetzten Buch ein Kriminalkommissar und ein Privatdetektiv, die versuchen einen uralten Mordfall zu lösen und dessen Auswirkungen bis ins erzählte Heute zu ergründen. Ich fuhr also mit einer Apothekerin von Tokio nach Osaka, weil sie herausfinden wollte, woher ihr wortkarger Liebhaber stammt, was hinter seinem Schweigen stecken könnte und warum er unbedingt wollte, dass sie Zyankali – nur zum Anschauen, wie er beteuerte - nachhause bringt. Ich erlebte, wie die Tokioter sich über den Osaka-Dialekt wundern, über die Würze von lokalen Speisen sinnieren und erinnerte mich an eigene kulinarische Erfahrungen dort. Die im Krimi auch erwähnten Tintenfischbällchen gehören inzwischen zum Angebot jedes besseren japanischen Restaurants in Berlin. Außerdem dachte ich über Schulkinderkörper nach, die zum Spaß durch Luftschächte kriechen, bewunderte das Outfit einer Boutiquenbesitzerin. Diese Femme Fatale ist so unglaublich schön, dass ihr kein Mann widerstehen kann, und sie weiß auch genau, wie sie diese Gabe einsetzen muss, um zu bekommen, was sie will. Zu ihren Geheimwaffen zählen die immer wieder erwähnten „großen Augen“, ein westliches Schönheitsideal, dem oft durch Operationen nachgeholfen wird. Abend für Abend begleitete ich vor dem Einschlafen den Kommissar auf seinen Gängen, bedauerte es, dass die elegante Intrigantin schließlich doch den netten reichen Mann mit halbwüchsiger Tochter heiraten konnte, während der Liebhaber der Apothekerin plötzlich verschwand. Alles in allem eine spannende Reise, fort von der unerfreulichen Gegenwart. Ich werde mich wohl noch mit vielen anderen Romanfiguren aus entlegenen Gebieten befreunden müssen, nun, da jeglicher Kontakt zu lebenden Personen einer zu viel ist.
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