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Medien und Gesellschaft

Katapult vs. Hoffmann und Campe: Klaut ein großer Verlag maximal dreist von einem kleinen Magazin?

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzFreitag, 26.06.2020

Katapult-Chefredakteur Benjamin Fredrich ist wütend. Sehr wütend. Das gibt er auch selbst offen zu: "Überlege deshalb, diese Rubrik nicht mehr 'Editorial', sondern 'Fredrich rastet aus' zu nennen." Den Grund liefert er gleich mit:

Die Idiotenquote in der Verlagswelt ist dermaßen hoch, dass ich ständig darüber berichten muss. Neuer Höhepunkt: Ein Verlag aus Hamburg hat Autoren des renommierten Zeitverlags beauftragt, unsere Karten samt Layout zu kopieren und daraus ein Buch zu machen, dessen Cover sogar haargenau so aufgebaut ist wie das von unserem Buch. Hart, oder?

Tatsächlich: hart. Sehr hart. Wenn es stimmt. Denn es gibt noch eine zweite Perspektive: die des gescholtenen Zeit-Autoren Tin Fischer. In seinem Blog antwortet er auf Fredrich – deutlich kürzer, unaufgeregter und sachlicher:

Wir bauen auf dem Konzept auf, das Hoffmann und Campe gemeinsam mit Katapult entwickelt hat – aber wir kopieren keine Ideen. Bis auf wenige Ausnahmen, die wir in den Fußnoten auch so kenntlich machen, sind alle Karten-Einfälle und Recherchen von uns. Von Katapult sind keine. Ich recherchiere seit über zehn Jahren als Datenjournalist Karten und Statistiken und wir haben für das Buch monatelang akribisch und mit Herzblut recherchiert.

Ich kenne keines der beiden Bücher. Um die Vorwürfe einzuordnen, müsste man sie beide nebeneinander legen und vergleichen. Deshalb kann und will ich gar nicht bewerten, wer hier Recht hat.

Trotzdem empfehle ich dringend, Fredrichs Wutanfall in Gänze zu lesen. Denn selbst, wenn nur die Hälfte der Anschuldigungen stimmt, kommt Hoffmann und Campe dabei verdammt schlecht weg. Außerdem ist der Text ziemlich unterhaltsam – allein für den J.K.-Rowling-Witz lohnt es sich. Versprochen.

Katapult vs. Hoffmann und Campe: Klaut ein großer Verlag maximal dreist von einem kleinen Magazin?

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Kommentare 6
  1. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre

    Das ist einerseits eine Sauerrei. Andererseits hab ich schon ein paar Grafiken von Katapult gesehen, bei denen sie keineswegs so klar gemacht haben, wo sie sich ihre Inspiritation geholt haben.

    1. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor mehr als 4 Jahre

      Genau das schreibt Tin Fischer ja auch in seiner Antwort:
      "Es verwundert, dass sich ausgerechnet Katapult seit einiger Zeit immer wieder über Ideen-Klau beschwert. Fredrich schreibt zwar in seinem Wutanfall etwas kleinlaut, er habe früher auch selbst Ideen und Karten geklaut. Nur ist das ist untertrieben, um nicht zu sagen: Bullshit."

      Ich kann das nicht beurteilen. Aber vermutlich ist es so wie (fast) immer: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Nur Hoffmann und Campe sieht bei der ganzen Sache einfach nicht gut aus, egal wie man es dreht und wendet.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre

      @Simon Hurtz Ja, das ganze Verhalten der Verlagsmanager ist komplett zum Speien, wenngleich leider keine Überraschung. Aber das Gebaren von Katapult, sie hätten irgendwie ein Monopol auf Kreativität, geht mir langsam ein bisschen auf den Zeiger.

    3. Hristio Boytchev
      Hristio Boytchev · vor mehr als 4 Jahre

      Hast Du Beispiele dafür?

    4. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre

      @Hristio Boytchev Zum einen ist die Art der Grafiken ja sehr stark an LE MONDE diplomatique angelehnt, die diesen Stil schon seit Jahren verfolgen. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit, über das ich mich geärgert habe, ist dies: https://twitter.com/Ka... Da wird dann im Fortlauf des Thread erwähnt, dass die Originalidee von der Washington Post ist, aber müsste das nicht eigentlich direkt auf der Grafik stehen? Ist sicher Interpretationssache.

    5. Hristio Boytchev
      Hristio Boytchev · vor mehr als 4 Jahre

      @Daniela Becker Danke Dir. Den Le-Monde-Stil kann ich nicht einschätzen. Den Umgang im Tweet dagegen finde ich korrekt, im Thread (der ja gleichzeitig veröffentlicht wurde offenbar) wird das ja angesprochen, wie Du ja sagst. Auf der Grafik wäre es freilich noch besser gewesen, nach meinem Eindruck machen das aber die wenigsten.

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