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Medien und Gesellschaft

Von wegen mitgemeint: Was gegen das generische Maskulinum spricht

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Simon HurtzSonntag, 20.06.2021

Wenige Themen werden hier auf piqd so kontrovers diskutiert wie das Gendersternchen. Es gibt dazu eine Menge starker Meinungen, deshalb halte ich mich mit meiner eigenen weitgehend zurück und gebe nur wieder, was der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch dazu sagt.

Er beschreibt anhand von Studienergebnissen, welche Assoziationen das generische Maskulinum (Musiker), die Doppelform (Musikerinnen und Musiker), geschlechtsneutrale Formulierungen (Musikschaffende), Binnen-I (MusikerInnen) und Gendersternchen (Musiker*innen) auslösen. Die Studien sind nicht alle neu, aber die Ergebnisse sind eindeutig:

Das "generische" Maskulinum ist nicht geeignet, uns neben Männern auch an Frauen denken zu lassen (keine Überraschung, das wissen wir schon lange). Außerdem denken wir bei (fast) jeder sprachlichen Form hauptsächlich an Männer (auch das ist schon lange bekannt). Aber: Das Gendersternchen erhöht signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch an Frauen denken – allerdings nicht stärker als die traditionelle Doppelform (und nicht so stark wie das Binnen‑I)!

So weit, so wenig überraschend. Interessant finde ich, was keiner der genannten Alternativen zum generischen Maskulinum richtig zu gelingen scheint: nicht-binäre Menschen abzubilden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das auch daran liegt, dass die meisten Befragten schlicht überhaupt keine nicht-binären Musikerïnnen oder Schauspielerïnnen kennen – und sie folglich auch niemanden nennen können, wenn sie um Assoziationen gebeten werden. Stefanowitsch nennt das auch selbst als zweiten möglichen Grund und schreibt davor:

Erstens reicht es nicht aus, eine neue Form zu schaffen und in ein altes System einzufügen. Egal, ob es der Unterstrich, der Genderstern oder der Doppelpunkt ist – diese Interpunktionszeichen bedeuten von sich aus nicht "hier sind nicht-binäre Menschen gemeint", wenn wir sie in Wörter einfügen, die nach dem Schema "männlicher Wortstamm + weibliche Nachsilbe" gebildet worden sind. (…) Damit das Gendersternchen (oder eine beliebige Alternative) mehr als das werden kann, muss seine Einführung mit einer breiten gesellschaftlichen Diskussion darüber einhergehen, was es bedeuten soll. Und dazu ist es nötig, die Sprachgemeinschaft (oder wenigstens große Teile) davon zu überzeugen, dass es (a) nicht-binäre Menschen gibt, dass diese (b) in den traditionellen Sprachformen nicht sichtbar sind, und dass (c) das Sternchen ein Versuch ist, das zu ändern.

Eine Schlussfolgerung ist für mich jedenfalls klar: So umstritten geschlechtergerechte Sprache auch sein mag – wer gegen Gendern und für das generische Maskulinum argumentiert, propagiert damit eine grammatikalische Form, die dazu führt, dass viele Menschen automatisch an Männer denken. Das kann man für unproblematisch oder das geringere Übel als ein Gendersternchen halten. "Mitgemeint" werden Frauen mit dem generischen Maskulinum in der Praxis aber eher nicht.

Von wegen mitgemeint: Was gegen das generische Maskulinum spricht

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Kommentare 22
  1. Daniel Präkelt
    Daniel Präkelt · vor mehr als 3 Jahre

    Wir haben in unserem Handwerksbetriebe das Binnen-! eingeführt, also Kolleg!nnen. Das hat meines Wissens mal eine transsexuelle Person vorgeschlagen, ich finds super, weil es selbstbewusst ist und ja auch als umgedrehtes i gelesen werden kann, das ist ein bißchen Humor drin.

    Wird aber ziemlich aufwendig, das auf allen Fahrzeugen etc zu ändern, ist ein langsamer Prozess.. .

    1. Hartmut Neusitzer
      Hartmut Neusitzer · vor mehr als 3 Jahre

      Humor heilt, versöhnt und regt im obigen Beispiel
      zum Nachdenken an i Ops. Wie drehe ich den das i bloß anders rum? ;-)

      Bereits vor nun mehr 45 Jahren hörte ich von einer Mitschülerin den Spruch: "Als Gott den Mann erschuf, übte sie nur."

      Ersteren holt es von seinem wackligen Sockel und beim Zweiten fasst dass ÜBEN knallhart zusammen, was mich bereits in der Kindheit oft irritiert zurück ließ, z. B. das Macho- und/oder Pascha- und/oder Gockelgebaren.

      Doch bevor ich jetzt abschweife ...

      Es gibt noch viel zu tun! :-)

    2. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

      Das Ausrufungszeichen zu nutzen finde ich rein optisch wirklich klasse, da es den "harten" Strich des xxxxxxInnen aufbricht und ja, tatsächlich ein i assoziiert.

    3. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 3 Jahre

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