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Technologie und Gesellschaft

Der Mythos von den 17 Tonnen CO2 in einer E-Auto-Batterie entlarvt

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerMittwoch, 16.01.2019

Am 14. Juni 2017 erschien in der "Welt" (und weiteren Medien) ein kurzer Artikel über die CO2-Emissionen, die angeblich bei der Produktion von Akkus für Elektroautos anfallen. Die Metastudie des schwedischen Umweltforschungsinstituts IVL, die später als "Schweden-Studie" bekannt wurde, hatte ihrerseits mehrere Studien untersucht.

Ein Detail des Artikels taucht seitdem in nahezu jeder Diskussion über die Klimafreundlichkeit von Elektroautos auf: „Allein die Herstellung der Batterie setze bei Mittelklassefahrzeugen “um die 17 Tonnen CO2 in die Luft”. Ein Diesel oder ein Benziner müsse 200.000 Kilometer fahren, um auf eine vergleichbare Menge zu kommen.“

Bei einschlägigen Fake-News-Portalen und in den Sozialen Medien nutzen Gegner der E-Mobilität diese Zahl seither gerne und oft als Argument.

Aber: Die Zahl ist falsch. Und sie taucht in der „Schweden-Studie“ überhaupt nicht auf. Peter Vollmer hat sich die Mühe gemacht, nachzuvollziehen, woher siel stammt.

"Schuld" ist der schwedische Journalist Johan Kristensson. In einem Artikel für das Magazin Ny Teknik präsentierte er ein Rechenbeispiel.

Darauf allgemeingültig den CO2-Fußabdruck von E-Autos zu schließen ist unlauter. Tatsächlich hängt der Wert von vielen Variablen ab. Zum kleineren Teil von den Rohstoffen, noch viel mehr aber wie hoch der regenerative Anteil beim Strom der sehr energieintensiven Herstellung liegt.

Vielen Medien waren diese Feinheiten egal, zieht Vollmer als Fazit. Aus einem Beispiel wurde ein "falscher Fakt" der sich schnell rund um den Globus verbreitete und kaum mehr aus der Welt zu bekommen ist.

"Es zeigt wirklich deutlich, wie hinterlistig so eine Zahl sein kann, wenn sie sich weiterverbreitet", sagt Kristensson heute. "Ich hatte nie beabsichtigt, irgendeine Art von Lebenszyklusanalyse zu suggerieren. Es war nur ein Beispiel, um unseren Lesern zu zeigen, was diese Zahlen aus dem IVL-Report bedeuten, wenn man sie mit den Emissionen von Verbrennungsmotoren vergleicht."

Der Mythos von den 17 Tonnen CO2 in einer E-Auto-Batterie entlarvt

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Kommentare 21
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor fast 6 Jahre

    Mich stört die einseitige Betrachtungsweise. Hier wird so getan, als ob Benzinmotoren klimaneutral auf Plantagen geerntet werden. Stahl und Alu schmelzen, Motorgehäuse gießen, Kolben schmieden, Zahnräder fräsen, Teile schleifen, Sintern und polieren, das muss doch auch einen gewissen Energieaufwand haben? Aussagekräftig wäre erst der komplette CO2 Ausstoß bei der Produktion eines Benzin und Elektroautos.

    1. Dirk Janssen
      Dirk Janssen · vor fast 6 Jahre

      Und natürlich auch die CO2 Bilanz der Herstellung des Energieträgers. Benzin läuft ja auch nicht so einfach aus der Ölquelle.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Bin nicht sicher: ist das jetzt auf meinen Text gemünzt? Es geht in dem Fact-Check ja genau darum, dass die "17t" eben keine Lebenszyklusbetrachtung sind.

    3. Dirk Janssen
      Dirk Janssen · vor fast 6 Jahre

      @Daniela Becker Nein, es ging mir darum, dass die Zyklusbetrachtung vermutlich zu noch besseren Ergebnissen für das Elektroauto führen würde. Den Artikel finde ich super! Allerdings, wenn man den Strommix bei der Herstellung des Akkus miteinbezieht, ist ja der nächste Gedanke eigentlich, woher der Strom für die Erdölraffinerien denn so kommt.

    4. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Absolut richtig.

    5. Dirk Janssen
      Dirk Janssen · vor fast 6 Jahre

      @Daniela Becker Wen es interessiert: http://www.i-feu.de/I-...

      Energie zur Herstellung eines Liters Benzin: 1,6kwh, für einen Liter Diesel 7,2 kWh.

    6. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Was in so Diskussionen übrigens nie Platz findet: es ist absolut irre einen so wertvollen Rohstoff wie Erdöl zu verbrennen, wo wir den für ganz andere Bereiche wie Medikamente benötigen.

    7. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Guter Punkt. Das verdient auch eine nähere Betrachtung.
      Ich finde es schon richtig, dass man der Elektromobilität nicht kritiklos gegenübersteht. Die Fragen nach Energie- und Resourcenverbrauch bei der Herstellung müssen gestellt werden. Nur muss man dann auch die gleiche vollständige Betrachtung bei den Benzinern anwenden.

  2. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

    Wie groß ist denn der CO2-Fußabdruck bei der Herstellung einer E-Batterie? Meines Wissens zwischen 80.000 und 120.000 Kilometern, oder? (Also bezogen auf das, was ein Benziner erst fahren muss, um gleichzuziehen.)

    1. Daniela Becker
    2. Dirk Janssen
      Dirk Janssen · vor fast 6 Jahre

      Das ist doch aber auch ziemlich ignorant, oder? Unter einem Artikel, der sich genau mit diesen Zahlen beschäftigt, einfach wieder die anscheinend falschen Zahlen zu kommentieren. Das empfinde ich als sehr unangemessene Kommentarkultur.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Nee, sorry, aber ich sehe meine oben gestellte Frage immer noch nicht beantwortet. Mir ist so eine Zahl wie 17 Tonnen CO2 einfach viel zu abstrakt. Ab wie viel Kilometern ist denn nun ein E-Fahrzeug einem Benziner klimatechnisch überlegen?

    4. Dirk Janssen
      Dirk Janssen · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer Sorry, aber aus dem Artikel:

      Seine Studie von 2016 ergab, dass die Emissionen bei etwa 140 Kilogramm pro Kilowattstunde Speicherkapazität liegen. Bei einer Kapazität von 24 kWh wurden also bei der Herstellung des Akkus für den Ford Focus insgesamt 3,2 Tonnen CO2 freigesetzt. Zum Vergleich: Ein Benziner mit knapp sieben Liter Verbrauch stößt diese Menge auf einer Fahrstrecke von 20.000 Kilometern aus.

      Das muss nicht die absolute Wahrheit sein. Man sieht ja, dass viele weiche oder bisher unberücksichtigte Faktoren das Ergebnis beeinflussen.

      Das Problem ist aber eigentlich dass niemand fragt, wie wenig ein Benziner verbrauchen müsste, um so effektiv wie ein Elektroauto zu sein.

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Ah, okay, das hatte ich entweder vor lauter Zahlen nicht begriffen oder nicht glauben können, dass ein E-Auto - jedenfalls der Ford Focus - schon nach 20.000 Kilometern gleichzieht.

    6. Dirk Janssen
      Dirk Janssen · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer Ich finde, das sollten Sie wissen, ob Sie die Zahlen nicht verstanden haben oder nicht glauben konnten. In beiden Fällen hätten Sie aber die Antwort auf ihre Eingangsfrage selbst schon gelesen und es bleibt schlechte Kommentarkultur.

    7. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Also wenn ich mal was mal nicht verstanden habe, darf ich auch nicht nachfragen?

    8. Dirk Janssen
      Dirk Janssen · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer Wenn die Antwort wörtlich im Text steht, finde ich solche Nachfragen schwierig, aber die Fragen werden ja auch beantwortet. Ist also alles halb so schlimm.

    9. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Eigentlich sehe ich das genauso, dass man einen Text aufmerksam lesen sollte, bevor man kommentiert - nur in diesem Fall natürlich nicht ;-)

    10. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Janssen Übrigens ist in jedem Benziner auch eine Batterie. Nämlich ein Blei-Akku, ganz oft Bleisäurebatterien. Die sind auch nicht gerade ein Ausbund an Umweltfreundlichkeit. Das wird bei so Berechnungen auch gern vergessen.

    11. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Daniela Becker Und eigentlich müsste man ja auch noch bei den E-Batterien genau hinschauen, die sich - nach all was ich bisher gelernt habe - recht stark in der Verwendung von seltenen Erden unterscheiden.

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 6 Jahre

    ich stelle bei der Geschichte, wie so oft fest: auf zitierte Zahlen und Statistiken ist wirklich nur sehr bedingt etwas zu geben. Sie sind selten falsch oder gelogen, aber eben sehr häufig dekontextualisiert oder werden als pauschal gültig verbreitet, wo sie einen bestimmten Fall beschreiben. Diskussionen sind meist durch, wenn die Beteiligten anfangen über Zahlen zu reden, denn irgendwie findet schon jeder die, die er zur Stützung seiner Idee von einer Sache braucht. Traurig, aber mir scheint es so zu sein und es sind mitnichten nur BILD und Klimawandelleugner oder sonstige "Böse", die das betrifft.
    Es bleibt einem nichts, als das Lesen zwischen den Zeilen und der größere Kontext. In dem Fall ist mein Zwischenstatus: Elektroauto ist auch nicht so dolle, aber halt irgendwie der Weg nach vorne und wer wirklich was erreichen will, der muss die permanente individuelle Mobilität in Frage stellen und nicht neu denken.

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