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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Wer es auch 2020 noch nicht mitbekommen hat: Fortnite ist seit Jahren und aktuell das Ding! Ein Gaming-Massenphänomen, ein popkulturelles Ereignis, eine finanzielle Goldgrube und eventuell auch die Zukunft virtueller Veranstaltungen. Das Entwicklerstudio Epic Games hat mit dem Battle-Royale-Shooter also nach wie vor ein richtig heißes Eisen im Feuer. Einziges Problem: Zwar vertreibt das Studio ihr Erfolgsspiel auch auf der eigenen Distributionsplattform Epic Store, Millionen User:innen spielen Fortnite aber lieber auf dem Smartphone. Dabei führt kaum ein Weg am App Store von Apple oder Play Store von Google vorbei. Für Epic ein Dorn im Auge, denn nicht nur herrschen in den Plattform-Ökosystemen von Apple und Google strengere Regeln, beide Unternehmen sichern sich auch einen großen Anteil an den Einnahmen durch sogenannte »In-App-Purchases«. Fortnite ist kostenlos, Geld verdient Epic – und nun eben auch Apple und Google – mit dem Verkauf virtueller Tickets, Währungen und Kostüme. Am 14. August ist aus dieser gar nicht mal so bemerkenswerten Gemengelage ein bewusst eskalierter, bemerkenswert inszenierter, kultureller und juristischer Konflikt entstanden.
Es begann damit, dass ein geplantes Fortnite-Update das obligatorische Bezahlsystem des App Store und damit auch Apples Anspruch auf den Kuchen umgehen wollte. Apple verbannte Fortnite daraufhin von seiner Plattform. Epic hat das offenbar antizipiert (und gezielt provoziert), denn die passende PR-Kampagne und eine Kartellklage folgten in kurzer Zeit. Zusammen mit dem Hashtag #FreeFortnite wurde unter anderem der Spoof »Nineteen Eighty-Fortnite« auf einen der bekanntesten Apple-Werbespots veröffentlicht: Ridley Scotts ikonischer 1984-Spot. Die implizierte, aber wenig glaubwürdige Message: Hier kämpft eine kleine Widerstandsgruppe gegen das autoritäre Big-Brother-Regime von Apple. Und noch ein bisschen perfider, dass Epic dabei auch der Versuch nicht zu schade ist, ihre oft minderjährige Zielgruppe mit kämpferischer Rhetorik zu instrumentalisieren:
Epic Games has defied the App Store Monopoly. In retaliation, Apple is blocking Fortnite from a billion devices. Join the fight to stop 2020 from becoming »1984«.
Wenig später hat auch Google Fortnite von ihrem offiziellen Store verbannt. In einer neusten Entwicklung hat Apple nun ebenso die Entwickleraccounts von Epic gesperrt und bedroht damit die Weiterentwicklung der Smartphone-Version der Unreal Engine, die Tausenden Entwicklerstudios und ihren Games als technologische (Lebens-)Grundlage dient. Selbst LobbyControl ergreift schon Partei in der zunehmenden Schlammschlacht zwischen den Goliaths des Plattformkapitalismus. Auch wenn es zu begrüßen wäre, wenn der Einfluss von Apple und Google langfristig schwächer wird, bleibt vorerst offen, ob am Ende auch wirklich die User:innen von dieser offenen Auseinandersetzung profitieren werden. Denn noch vor genau einem Jahr stand Epic Games selbst in der Kritik für Exklusivverträge mit Entwicklerstudios, die andere Plattformen über längere Zeiträume ausschließen. Es bleibt spannend.
Wer noch detaillierter in die Ursachen, Hintergründe und mögliche Entwicklungen des Konflikts eintauchen möchte, wird in diesem englischsprachigen Artikel auf Polygon fündig.
Quelle: Süddeutsche Zeitung Bild: Epic Games www.sueddeutsche.de
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