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Kurator'in für: Volk und Wirtschaft Medien und Gesellschaft Technologie und Gesellschaft Fundstücke
Leitet das Digital-Team im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, was nicht heißt, dass er nur Nerd-Kram piqt. Studierte in Erlangen und Portland Politikwissenschaft und Amerikanistik, schrieb in Nürnberg, Berlin, New York und München. Interessiert an allem Politischen. Am Absurden sowieso. Süchtig nach Longreads.
Palantir ist in dieser Woche an die Börse gegangen und das Unternehmen ist in jedem Fall nicht 08/15: Gegründet vom Paypal-Gründer und rechtslibertären Tausendsassa Peter Thiel, mit dem promovierten Soziologen Alex Karp an der Spitze, verkauft es Datenanalyse-Software an Armee und Polizei. Palantir ist so etwas wie ein eigener militärisch-digitaler Komplex. Sharon Weinberger hat einen spannend erzählten Deep Dive geschrieben, die ultimative Palantir-Story zum Börsenstart. Das ist besonders deshalb erfrischend, weil viele journalistische Porträts des Unternehmens und seiner beiden Hauptfiguren nur deren selbst gestreuten Mythos nacherzählten. Weinberger gräbt tiefer, auch in der Vergangenheit des Unternehmens.
Palantir ist geheimniskrämerisch, wenn es um Details geht, aber erzählt eine Geschichte, die viele Medien begierig weiterverbreiteten: ein unkonventionelles Unternehmen von Querdenkern mit brillanter Technik, das aber im Gegensatz zum Rest des Silicon Valley unser aller Daten schützt – und dabei ganz konservativ für den US-Sicherheitsapparat arbeitet. Weinberger zeichnet das Marketing und den Lobbyismus der Firma nach: Die erste Finanzspritze kam von der CIA, statt der Army direkt Software zu verkaufen, diente Palantir sich unkonventionell den Soldaten selbst an, die sich für die Technik begeisterten. Nun haben Thiels Leute – und Thiel selbst als Großspender – guten Zugang zu Präsident Donald Trump, und die entsprechenden Aufträge purzeln herein.
Weinberger spricht mit vielen Armee- und Pentagon-Verantwortlichen und bekommt einen Verdacht: Palantirs Software könnte vor allem wegen ihrer angenehmen Benutzeroberfläche so beliebt sein, deren moderne Usability sich stark von den primitiven alten Systemen der Behörden unterscheidet. Das würde aber auch bedeuten, dass die Software langfristig nicht halten kann, was sie verspricht: Den totalen Überblick über Schlachtfelder und Polizeioperationen.Dabei lernt der Leser auch noch etwas über ein grundsätzliches Problem, das Palantir plagen könnte: Die Software ist schwer zu automatisieren, sie muss immer wieder angepasst werden, die Kunden brauchen oft viel Hilfe – und zwar von (teuren) Programmierern, die für die Kunden die Nächte durcharbeiten. Deshalb könnte das Unternehmen an der Skalierung scheitern, die so wichtig im Silicon Valley ist. Diese Frage entscheidet Weinberger zufolge darüber, ob Palantir statt eines großen, 20-Milliarden-Dollar-Einhorns nur ein ganz kleines wird.
Quelle: Sharon Weinberger Bild: New Yorker EN nymag.com
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Eine Firma, die sich über Militär- und Staatshaushalt finanziert muss nicht unbedingt günstig sein und darf sogar ziemlich viel Geld verschlingen, wenn sie einzigartige Erkenntnisse liefert oder zumindest gut genug verspricht und dann zumindest teilweise nachreicht.
Daher halte ich das "schwer zu automatisieren" und teuren Kundenservice eher als "Vorteil" für ein börsennotiertes Unternehmen!
Mein Einschätzung: Gefährlich? Definitiv! Überschätzt? Eher unterschätzt, was da langfristig möglich ist! Momentan mag Palantir noch mehr versprechen,als sie liefern können, aber das schafft die Finanzierungsgrundlage für eine weitere Verbesserung der Software...