Die jähe Zunahme von Flüchtlingen, die im Jahre 2015 über Südosteuropa kamen, prägt die deutsche Politik bis heute. Hier begann der Aufstieg der Rechtsextremen, bis sie erstmals in einem Bundesland zur stärksten politischen Kraft aufstiegen. Andere Parteien folgen ihnen mit mehr oder weniger Abstand. 

Wie sah das aber damals vor Ort aus? Wie fühlte es sich an?

Der hier empfohlene Film ist der Film für Forum.EU. Denn hätten wir schon eine relevante europäische Öffentlichkeit, dann sähen viele HINTER DEN FASSADEN. Eine Kinoauswertung hierzulande bekam das Werk aber nicht, sondern ist nahezu versteckt nur bis zum 1. Oktober 2024 in der ZDF-Mediathek zu sehen.

Der griechische Fischer Stergios lebt mit seiner Frau Maria und ihrer gemeinsamen Teenagertochter Anastasia in einem Dorf an der Grenze zu Nordmazedonien. Anastasia hat mit Christos, dem Freund und Fischereipartner ihres Vaters, insgeheim eine Beziehung. Als Stergios wegen Steuerschulden ins Gefängnis geworfen zu werden droht, lässt er sich mit der Mafia ein, um Flüchtlinge über den Doransee zu schmuggeln.

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Die Inszenierung setzt dabei auch formal auf das Prinzip der Fragmentierung. Oft hört und sieht man etwas, was nur eine der Figur wahrnimmt und den anderen verborgen bleibt. Hinzu kommt eine realitätsnahe Bildgestaltung mit vielen Blau- und Grautönen.

Formal ist HINTER DEN FASSADEN ein moderner Roman und war vor Ort in Griechenland ein Erfolg. Das Spielfilmdebüt von Asimina Proedrou gewann zehn griechische Filmpreise, darunter Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch. Das Werk gehört zur Auswahl für den Europäischen Filmpreis und ist der griechische „Oscar“-Beitrag.

Auf ihrer Webseite charakterisiert Asimina Proedrou ihre Arbeit so:

Ich bin Autorin und Regisseurin und lebe in Athen, Griechenland. Meine Geschichten befassen sich mit zeitgenössischen sozialen Themen und der individuellen menschlichen Erfahrung aus der Perspektive von Frauen.

Ich interessiere mich dafür, wie wir - normale Menschen - in unseren „modernen“ Gesellschaften gefangen sind und wie sich die sozialen Strukturen selbst reproduzieren und uns von unseren „wahren“ Bedürfnissen und Wünschen ablenken. Meine Geschichten haben ihre Wurzeln in psychoanalytischen Ansätzen und in der Sozialanthropologie und stehen im Zusammenhang mit meinen philosophischen und politischen Erkundungen sowie mit meinen Ängsten. Als Autor und Regisseur bemühe ich mich, diese Themen durch authentische und echte einheimische Charaktere, die im Mittelpunkt meiner Geschichten stehen, auf eine nachvollziehbare Weise zu erforschen.

Ich experimentiere ständig mit neuen Erzählstrukturen, die uns tiefer in die einzelnen Figuren und ihre innere Welt hineinführen. Ich nutze auch die technischen Zwänge des Filmemachens, um mit neuen visuellen Stilen zu experimentieren, die meine psychologischen, charakterorientierten Erzählungen unterstützen.

Wer über Ankommende in Europa, die Folgen an den Rändern Europas und warum sie zu uns weiter reisen, mehr wissen will, sollte diesen Film sehen. Zum Thema schrieb ich auch ein Buch, das es für wenig Geld in der Bundeszentrale für politische Bildung gibt.