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Feminismen

Mit der Faust ins Gesicht

Annett Gröschner
Schriftstellerin und Journalistin
Zum Kurator'innen-Profil
Annett GröschnerDienstag, 26.11.2019

Gestern war der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. In Deutschland ist laut BKA 2018 jede Stunde eine Frau Opfer von Gewalt durch Partner geworden, die Dunkelziffer ist hoch. Es ist schwer, öffentlich über Gewalt zu erzählen, bei der man selbst das Opfer war. Weil man sich selbst nicht in dieser Rolle sehen will. Weil man alles noch einmal durchlebt, sich klein vorkommt, hilflos, alleingelassen. Weil öffentlich darüber zu sprechen, angreifbar macht. Es gibt ja immer noch genug Leute, die körperliche Gewalt von Männern gegenüber Frauen relativieren, à la: "Der arme Mann hat sich eben nicht anders zu helfen gewusst." Den anonym bei edition f veröffentlichten Text, den ich hier piqe, trage ich schon eine Weile mit mir herum. Ich selbst hätte ihn schreiben können – vor fast 40 Jahren.

Ich bin kein Opfer – oder doch? Ich doch nicht – das große, selbstbewusste, schlagfertige Mädchen, das (...) über jedes vermeintliche Tabu-Thema offen sprechen kann und sich in der Grundschule mit den stärksten Kerlen angelegt hat. Ich bin die Letzte, von der ich selbst gedacht hätte, dass ihr sowas passiert.

Neulich brachte mir meine Mutter eine Todesanzeige für die Mutter meines ersten Freundes mit. Ich hatte die Verstorbene vor 38 Jahren das letzte Mal gesehen, kurz bevor ich meinen ersten Freund endlich verließ. Was einen Gewaltflash bei mir verursachte, war der Spruch über dem Namen. Ausgerechnet Franz Kafka hatten sich die Angehörigen ausgesucht. Den zu lesen hatte mir mit 17 ein blaues Auge eingebracht, aus Eifersucht. Es dauerte viel zu lange, ehe mir klar wurde, dass es kein Ausrutscher war.

Und hinterher immer das Versprechen unter Tränen,

... dass so etwas nie wieder passiert und es ihm von ganzem Herzen leid tut.

Ich weiß nicht, ob mein Ex-Freund sich noch daran erinnert hat, als er seinen Namen unter die Todesanzeige mit dem Kafkaspruch setzte. Ich denke nicht oft daran, aber manchmal überfällt es mich ganz plötzlich, auch nach so vielen Jahren.



Mit der Faust ins Gesicht

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Kommentare 1
  1. Barbara Streidl
    Barbara Streidl · vor 5 Jahren

    Danke für den persönlichen Bezug (was für blöde Worthülsen). Das zieht mir echt den Boden unter den Füßen weg.

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