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Pop und Kultur

Erwartet das Unmögliche: Sun Ra im Porträt

christina mohr
Freie Autorin

Geboren in Frankfurt, heute wieder dort lebend und arbeitend - hauptberuflich für einen Sachbuch- und Wissenschaftsverlag, daneben als freie Autorin für Magazine wie Spex, Missy Magazine, Konkret, Die Anschläge, kaput-magazine.com, melodiva.de, culturmag.de.

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christina mohrDonnerstag, 01.07.2021

Herman "Sonny" Poole Blount, besser bekannt als Sun Ra, ist auch heute, 28 Jahre nach seinem Tod, noch immer eins der großen Mysterien der Popkultur. Der 1914 in Birmingham, Alabama geborene Jazzkomponist und -instrumentalist (Orgel, Piano, Keyboards) entwickelte früh einen außergewöhnlichen Stil, der für Variationen stets offen blieb: von avantgardistischem "Joyful Noise" bis zu gefälligen Disney-Interpretationen war in seinem musikalischen Kosmos alles und noch mehr möglich. Seine Anfänge waren stark Bigband-geprägt, viele stilistische Umwege führten schließlich zur Arbeit mit seinem "Arkestra", mit dem er den cosmic jazz erfand und verkündete: "space is the place." "Kosmos" ist auch das Stichwort für die Umstrittenheit, der Sun Ras Leben und Werk ausgesetzt sind: 1952 legte Sun Ra seinen bürgerlichen Namen ab und behauptete, vom Saturn zu stammen - das hätten ihm Aliens verraten, die ihn in den Dreißiger Jahren entführt und wieder zurück auf die Erde gebracht haben sollen. So exzentrisch Sun Ra sich mit aufsehenerregenden Kopfbedeckungen und Kostümen auch gebärdete – sein Engagement gegen Rassismus war so ernst gemeint wie notwendig, besonders im Amerika der fünfziger Jahre.

Hua Hsu, Autor des New Yorker, hat ein bewegendes und erhellendes Porträt über Sun Ra geschrieben, in dem er den Werdegang des genialen Musikers nachzeichnet und dessen Verdienst würdigt, durch Leben und Werk den Glauben ans (scheinbar) Unmögliche verbreitet zu haben. Hsu findet poetische Worte:

Some (of his albums) consisted of anarchic, noisy “space music.” Others featured lush, whimsical takes on Gershwin or Disney classics. All were intended as dance music, even if few people knew the steps. All were intended as dance music, even if few people knew the steps.

Auch Sun Ras Stellenwert in verschiedenen Jahrzehnten wird so griffig wie originell beschrieben:

Each time Ra is rediscovered, his reception reflects what his listeners crave. When I was first introduced to Ra, in the early nineties, he was presented as an oddball with a good backstory—a precursor to the “alternative” music of the day. Today, in the midst of overlapping global crises, Ra asks us to believe in the impossible.

Zeilen wie diese machen Hua Hsus Artikel zu einem der seltenen Vergnügen, nicht nur informativ, sondern auch stilistisch außergewöhnlich zu sein – der Autor wird seinem nicht einfach zu (be)greifenden Objekt mehr als gerecht. Space is the place.

Erwartet das Unmögliche: Sun Ra im Porträt

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