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Fundstücke

Wie Erben unsere Gesellschaft immer ungerechter macht

Clara Westhoff
Journalistin

Freie Journalistin beim Bayerischen Rundfunk

Zum Kurator'innen-Profil
Clara WesthoffMontag, 22.06.2020

Wusstet ihr, dass in Deutschland noch nie so viel vererbt wurde, wie jetzt gerade? Und dass die Hälfte der Bevölkerung dabei leer ausgeht? Oder sogar Schulden erbt? Achtung, einer geht noch: die Ungleichheit trifft insbesondere die junge Generation. Eines vorab: Neid ist eine Todsünde und war sicherlich nicht der Anlass für Nina Monecke, diesen Text für ze.tt zu verfassen. Auch nicht für diesen piq hier, ehrlich.

Ich finde es wichtig, dass dieses Thema aus dem intimen Bereich herausgezogen wird, denn die Auswirkungen durch Erbschaften auf unsere Gesellschaft sind groß. Monecke zählt interessante Optionen auf, die der ungleichen Verteilung entgegenwirken könnten: 

Eine andere Idee hat beispielsweise der britische Philosoph Daniel Halliday formuliert: Er will Erbschaften umso höher besteuern, je älter das vererbte Vermögen ist. Den Vorschlag machte ursprünglich der italienische Ökonom Eugenio Rignano in den 1920ern.

Der Artikel ist gespickt mit Verlinkungen zu spannenden Interviews, Zitaten aus klugen Büchern und bleibt realistisch: Hohe Vermögen auch höher zu besteuern, sieht der aktuelle Koalitionsvertrag nicht vor. An der großen Vermögensungleichheit wird sich also wahrscheinlich erst mal nichts ändern. Ein bisschen Wut tut trotzdem gut. Denn wer arbeitet, sollte in einer demokratischen Gesellschaft doch bitte gerecht entlohnt werden. 

Tatsächlich ist es in Deutschland aber so, dass nicht jene belohnt werden, die für ihr Geld hart arbeiten, sondern die, die ihr Geld für sich arbeiten lassen. Das passt weder mit den Prinzipien einer marktwirtschaftlichen Leistungsgesellschaft zusammen, noch passt es zu dem Versprechen eines Sozialstaates, in dem jede*r dieselben Chancen hat. 
Wie Erben unsere Gesellschaft immer ungerechter macht

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Kommentare 4
  1. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor mehr als 4 Jahre

    "Erbschaften und Schenkungen reduzieren die Ungleichheit der deutschen Gesellschaft (...) denn die Vermögensmasse verschiebt sich nicht nur zwischen den Generationen, sondern in der Regel auch von wenigen zu vielen.", behauptet der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft: https://www.iwd.de/art...

    Es gibt übrigens auch europäische Länder ohne Erbschaftssteuer, z.B. Österreich und Schweden.

    Erben allein macht unsere Gesellschaft bestimmt nicht "immer ungerechter". Was ich vererbe, ist ja üblicherweise bereits besteuert worden (z.B. über die Einkommenssteuer), sofern ich es nicht auf kriminelle Weise erworben habe. Wer unsere Gesellschaft gerechter machen will, muss vor allem die Einkommenssteuer reformieren: Arme entlasten, Reiche stärker zur Kasse bitten. Dann fallen langfristig auch die Erbschaften kleiner aus ;-)

  2. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 4 Jahre

    schön zu hören das Erben eben auch wirtschaftsliberal marktbezogen als ungerecht angesehen werden kann.

  3. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor mehr als 4 Jahre

    Neid ist leider das Totschlagargument in diesem Zusammenhang! ...nur völlig unangebracht!
    Akkumulation von Besitz ist (nur?) Teil des Problems: https://www.piqd.de/lo...

    1. Ferdinand H
      Ferdinand H · vor mehr als 4 Jahre

      Ich finde aber man sollte ruhig aussprechen. Das es unfair ist und man neidisch darauf ist. Man ist ja nicht neidisch auf etwas was man selber erreichen könnte, sondern auf etwas was unerreichbar ist.

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