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Pop und Kultur

Literatur in Zeiten von Midcult und digitalen Bubbles

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerDienstag, 12.03.2024

Dieser Beitrag aus der Zeitschrift Pop ist bereits 2021 erschienen, aber ich finde ihn weiterhin lesenswert, zumal sich die Thesen und Beobachtungen alles andere als erledigt haben. Es geht um die Frage, was heute gute Literatur ausmacht, ob man darüber noch streiten kann und wie viel Moral sie verträgt.

Moritz Baßler, Professor für Literatur an der Universität Münster, analysiert, welche Art von Büchern derzeit erfolgreich ist und welcher Stil sich durchgesetzt hat. Er schreibt von "Midcult" und verwendet damit einen Term, den Umberto Eco populär machte. 

Als Midcult wird eine Literatur bezeichnet, in der es inhaltlich um Hochkultur oder sonstige Bedeutsamkeit geht, aber in einer leicht verständlichen Weise. Erzählt wird also grundsätzlich realistisch, während avantgardistische Verfahren und Texturen gemieden werden.

Dieser Trend zum Midcult habe sich mit den Sozialen Netzwerken verstärkt und in Richtung einer moralisierenden Identitätsliteratur verschoben. Es werde dabei selten nach ästhetischen Maßstäben geurteilt, vielmehr gehe es darum, ob ein Buch das eigene Weltbild bestärke (gut, fünf Amazonsterne) oder ihm widerspreche (schlecht, ein Amazonstern). In der Folge hätten sich im Netz mehr oder weniger autarke weltanschauliche Stilgemeinschaften herausgebildet, die gegen externe professionelle Literaturkritik immun seien. Wie literarisch überzeugend eine Geschichte erzählt werde, sei nachrangig. 

Klar, dass dies einen Germanisten erschaudern lässt, aber Moritz Baßler fragt, wie gute, erfolgreiche Literatur trotzdem möglich bleibt – und bringt Beispiele. Sein Beitrag hatte 2021 eine breite Debatte entfacht, hier eine (harsche) Replik in der SZ. Basler, ein Kenner der literarischen Moderne, hat seine Thesen mittlerweile in dem recht umfangreichen, viel gelobten Buch Populärer Realismus solide ausgearbeitet.

Literatur in Zeiten von Midcult und digitalen Bubbles

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