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Fundstücke

Isabel Schayani am Feuer in Lesbos

Dmitrij Kapitelman
Lesen, Schreiben, Mirsachenmerken. Journalismus darf auch Spaß machen.
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Dmitrij KapitelmanMontag, 14.09.2020
"Ich ziehe jetzt mal die Maske runter... Ich sitze interessanterweise etwa 40 Meter vom Lidl entfernt. Vor der deutschen Supermarktkette Lidl. Rundherum sind Tausende von Menschen, die hungern."

So beginnt die Schaltung vom ARD-Studio nach Lesbos. Wo Isabel Schayani mit einer geflüchteten Mutter und ihren drei Kindern am Feuerscheit sitzt. Im Dreck, am Straßenrand, "das Wohnzimmer" wie Schayani bei allem Respekt konstatiert. Was folgt, ist nicht weniger als Zeitgeschichte. Das Dokument eines Europas, das Asylsuchenden die Wahl zwischen Straße und Lager auf unbestimmte Zeit lässt. Um abzuschrecken. Den Unerwünschten offenbar vorher die Schnürsenkel abnehmend, damit sie sich nicht umbringen. Auch, nein besonders den traumatisierten Kindern. 

Ich habe selten eine Reporterin als so glaubwürdig, menschlich und gleichzeitig sachlich empfunden wie Isabel Schayani. Alleine schon diese Interviewsituation: Sich bei aller Pandemie mit in den Dreck zu setzen, um auf Augenhöhe mit den Menschen zu sprechen. 

Denkwürdig auch das Ende des Gesprächs. Als Schayani berichtet, wie sie die Flüchtlinge damit konfrontiert hat, dass Europa das Recht habe, sie abzuweisen:

"Das verstehen wir. Aber warum behandelt ihr uns wie Tiere?", laute dann die Antwort. "Da bin ich am Ende mit meinem Latein."

Isabel Schayani am Feuer in Lesbos

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Kommentare 4
  1. Michael Metzger
    Michael Metzger · vor 4 Jahren

    Danke für diesen sehr wichtigen Piq!

  2. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor 4 Jahren

    Das erinnert mich an die Konferenz von Evian ...

  3. Jan Paersch
    Jan Paersch · vor 4 Jahren

    Interessant, dass es offenbar Menschen gibt, die das als irrelevant voten. Keine Lust mehr auf schlechte Nachrichten? Oder eh alles linksversiffte fake news?

  4. Alexander Sängerlaub
    Alexander Sängerlaub · vor 4 Jahren

    Fand das auch eine denkwürdige Liveschalte. So deutlich wurde das Elend unserer Zeit selten in die deutschen Wohnzimmer gesendet.

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