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Volk und Wirtschaft

Das Bessere ist der Feind des Guten

Frank Lübberding
Journalist und Autor
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Frank LübberdingDienstag, 22.01.2019

Wer Musik hören will, hat verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Die meisten Konsumenten nutzen digitale Medien statt eines Grammophons. Dabei macht sich keiner Gedanken darüber, ob letzteres nicht die bessere CO2-Bilanz haben könnte. Niemand käme auch auf die Idee, dem Konsumenten mit Subventionen oder durch regulatorische Diskriminierung den Vorläufer der Langspielplatte schmackhaft machen zu wollen. So werden in Neuwagen mittlerweile noch nicht einmal mehr CD-Spieler eingebaut. Nur beim Automobil spielt diese Logik keine Rolle. Hier gilt das Elektroauto mit Batterie als die ultima ratio der Klimapolitik. Gleichzeitig sind die Absatzzahlen minimal, trotz staatlicher Subventionen und Privilegien im Alltag. Obwohl das Fahren von Elektroautos riesigen Spaß macht, ist es für die Konsumenten immer noch keine Alternative. Reiten macht bekanntlich auch Spaß, trotzdem kommt niemand auf die Idee, hoch zu Ross seine Mobilitätsbedürfnisse zu befriedigen. Das batteriebetriebene Elektroauto ist mit dem Pferd oder dem Grammophon vergleichbar: Ein spannendes Hobby. Trotzdem steht es im Blickpunkt der Mobilitätsdebatte. Woran liegt das? Ist das dem Klimawandel geschuldet? In dem Artikel des Berliner "Mercator Institute for China Studies" aus dem September 2014 werden die politischen und ökonomischen Hintergründe erläutert. Eine industriepolitische Entscheidung Chinas erzwang den Kurswechsel deutscher Autokonzerne. "Die Förderung der E-Mobilität", so die Autorin Mirjam Meissner zur Politik Pekings, "ist daher auch eine Rettungsaktion für die heimische Autoindustrie." Als Ergänzung empfehlen wir diese Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung, ebenfalls aus dem September 2014. Es ging bei der Elektromobilität nie um das Credo von Ordnungspolitikern, wo der Konsument König und das Bessere der Feind des Guten ist. Es geht nicht um Mobilität oder Klimaschutz, sondern um Macht. Was noch fehlt? Das Grammophon hat eine bessere CO2-Bilanz als digitale Medien.

Das Bessere ist der Feind des Guten

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Kommentare 3
  1. Fritz Iversen
    Fritz Iversen · vor fast 6 Jahre

    Interessantes Erinnerungsstück. Dass in China die Disruption der Automobilindustrie erzwungen wurde, hat die Logik für sich, zumal dort solche Weichenstellungen nicht ohne staatliche Leitung stattfinden. China war ja bei den herkömmlichen Autos spät dran.
    Dennoch scheint es bei der Elektromobil-Förderung auch darum zu gehen, die Luftverpestung der riesigen Stadt-Konglomerate zu reduzieren. Abgesehen davon, dass auch Stadtbusse unter einige Aufwand elektrifiziert wurden, sind inzwischen auch ausländische Hersteller von E-Fahrzeugen nicht nur zugelassen, sondern müssen sogar ab 2019 mindestens 10% E-Fahrzeuge in den Markt bringen (https://www.tagesschau...)
    China denkt bei dem Thema in Quoten, also einem Mix. Es ist also nicht so, dass Benziner gar nicht mehr verkauft werden dürfen, nur eben weniger. Darauf wird es in Europa mutmaßlich auch hinauslaufen: Einen Mix aus verschiedensten Mobilitätstechnologien.
    Umwelt-Bilanzen sind vertrackt zu rechnen. Ich habe hier eine "Ermittlung von Umweltkosten 2018" des UBA vor mir, demnach ein Elektro-Personenzug 2,05 Cent/Pkm an Kosten verursacht, ein Diesel-Personenzug dagegen 12,34 Cent/Pkm - das ist mehr als bei Mittelstreckenflügen. Der Abstand zwischen E-PKW und Diesel-PKW beträgt dagegen nur 1,2 Cent zugunsten des E-PKW. Ich vermute, es gibt niemanden, der sagen könnte, ob das stimmt. Lediglich nach "Methodenkonvention 3.0", die bei diesen Vergleichen verwandt wurde, ist das richtig ;)
    Dass E-Auto als bloßes Spaßauto zu betrachten und mit veralteten Technologien zu vergleichen, scheint mir allerdings voreilig. Die Konzepte der E-PKW werden künftig nur noch wenig zu tun haben mit herkömmlichen Bauformen (z.B. braucht man ja keinen Motorraum mehr, siehe Evelozcity.com ). Da dieser Sektor zu den "Großindustrien" zählt, wird auch weiterhin sehr viel Forschung und Ideen dort investiert werden. Und egal was China macht, wird die Effizienzkonkurrenz international sein.

  2. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor fast 6 Jahre

    Die Absatzzahlen von E-Autos sind in Deutschland so niedrig weil die Anreizsysteme schlecht gemacht sind. Wo es z.B. besser läuft: Norwegen

    Die Bundesregierung hätte politisch daraufhin wirken können, dass die Stellschrauben für Entwicklungen im Bereich E-Mobilität besser sind. Das hat sie verpennt, nun kommen die E-Busse und Batterien halt aus China.

    China verhält ich beim Klimaschutz ambivalent, der Regierung komplett abzusprechen, halte ich für deutlich verkürzt.

    Wer ist das lyrische „Wir“ welches die Fraunhofer Studie empfiehlt?

    1. Frank Lübberding
      Frank Lübberding · vor fast 6 Jahre

      Norwegen hat mit 5,2 Millionen Einwohnern kaum mehr als der Regierungsbezirk Arnsberg in NRW (3,6 Millionen). Das Land ist mit seiner Ölförderung sehr reich geworden, kann außerdem seinen Strombedarf mit Wasserkraft decken. Aber selbst dort konnte das Elektroauto nur mit massiven Subventionen und Privilegien durchgesetzt werden. Im kleinen und reichen Norwegen macht das Sinn, vor allem weil es keine eigene Autoindustrie hat. Ich kenne übrigens keine Studie, die die chinesischen Elektrobusse auf ihre Alltagstauglichkeit überprüft hat. In China kann man es sich zur Not leisten, notfalls genügend Ersatzbusse vorzuhalten. Kosten spielen dort zur Zeit keine Rolle. Das werden Sie den Verkehrsbetrieben einer deutschen Großstadt aber kaum empfehlen wollen. Die Rechnungshöfe würden das wohl nicht für sinnvoll halten, die meisten Journalisten auch nicht. Noch nicht einmal die Elektroauto-Enthusiasten von heute ... . In dieser Empfehlung ging es aber darum, die Hintergründe sichtbar zu machen. Und die sind anders als es die meisten glauben.

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