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Medien und Gesellschaft

Spiegel+ : Mitgliederfinanzierung rückt in den Fokus der Verlage.

Frederik Fischer
Mitgründer KoDorf / Summer of Pioneers - Neues Leben und Arbeiten auf dem Land
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Frederik FischerDienstag, 24.04.2018

Ich war vergangene Woche mit Studenten der Hamburg Media School in Oslo und Kopenhagen, um mir in diversen Redaktionen journalistische Innovationsprojekte anzusehen. Auffallende Parallele von VG (norwegische Bild) über Zetland (dänisches Krautreporter) bis zu Politiken (dänische SZ): Die radikale Abkehr von Gratis-Inhalten. 

Auch in deutschen Verlagen werden die letzten 15 Jahre zunehmend als ein teures Kostenlos-Experiment betrachtet. Dieses Experiment scheint nun zu Ende zu gehen. 

Der Hintergrund: 

In der Vergangenheit konnte mit Reichweiten mehr Geld verdient werden. In dieser Welt machte es durchaus Sinn, kostenlose Inhalte zu verteilen und damit maximal viele Menschen zu erreichen, deren Aufmerksamkeit dann wiederum an Werbekunden verkauft werden konnte. Die sogenannten Tausenderkontaktpreise (=das Geld, das man von Werbekunden pro 1.000 erreichten Menschen verlangen konnte) ist insbesondere durch Google und Facebook jedoch in den letzten Jahren dramatisch gesunken und wird weiter sinken. 

Hinzu kommt: Die Verlage können schlecht einerseits Facebook auf die Finger klopfen und dabei selbst das gleiche Geschäftsmodell verfolgen, indem sie Aufmerksamkeit an Werbekunden verkaufen. 

Der Ausweg: 

Leserinnen und Leser müssen für Journalismus wieder zahlen. Sie und nicht Werbekunden werden damit zum Kern des Geschäftsmodells. Sollte diese Umstellung gelingen, wäre ein nachhaltiges Finanzierungsmodell für digitalen Journalismus gefunden.

Der vorbildlich transparente Blogbeitrag der Spiegel-Redaktion zu den anstehenden Veränderungen ihres Bezahlmodells, liefert spannende Einblicke in diese Zeitenwende. 

Ergänzende Lektüre: 

Vor einigen Wochen habe ich im "piqs der Woche"-Newsletter unseren Leserinnen und Lesern zwei Fragen gestellt:

  • Warum zahlst du bislang nicht für Journalismus im Netz?
  • Falls du für journalistische Inhalte im Netz bezahlst: Aus welchen Gründen tust du dies? Was genau hat dich überzeugt?

Hier geht's zu den Ergebnissen.

Spiegel+ : Mitgliederfinanzierung rückt in den Fokus der Verlage.

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Kommentare 9
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 5 Jahren

    In der Umfrage wird den Nutzern als erstes schon mit dem Begriff "Zahlungsverweigerer" ein Stempel aufgedrückt. Es ist aber so , daß esheutzutage , aufgrund der lückenhaften , totgeschwiegenen oder sogar falschen Informationen notwendig ist sich viele Informationsquelle zunutze zu machen , um sich ein Bild vom tatsächliche Geschehen zu machen. Wenn ich bei jeder dieser Quellen gezwungen bin ein Abo abzuschließen oder einen Artikel zu bezahlen , sieht es für Menschen , die ein geringes Einkommen haben so aus , daß sie von Informationen ausgeschlossen werden. Mir dann von Experten oder Journalisten etwas einreden zu lassen ist bei gegenwärtiger Meinungsmanipulation für mich ein Unding.

  2. Bernd Oswald
    Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

    Ich finde es gut, wenn Medien-Verantwortliche ihre Gedanken bei der Entwicklung neuer Produkte teilen, so wie es Stefan Plöchinger hier macht. In der Sache überzeugt mich das neue Spiegel-Bezahlkonzept aber nicht. Es geht beim Namen los: Spiegel+ statt Spiegel Plus. Viel Spaß dabei, diesen Unterschied zu kommunizieren. Gravierender finde ich aber die inhaltliche Entscheidung, alle drei Paid-Modelle nun zu einem zusammenzufassen. Auch wenn 19,99 Euro im Monat günstiger sind als die Konkurrenz: Der Gelegenheitsleser, der bislang einzelne Spiegel Plus-Artikel kaufen konnte, hat keinen Platz mehr. Dabei geht der Trend doch gerade im Netz zur Personalisierung. Dass ich eben nicht den ganzen Strauß bzw. das volle Programm kaufen muss. Klar, Flatrates gibt es auch im Netz. Der Netflix-Vergleich trägt hier meines Erachtens aber nicht: Unterhaltung ist eben etwas anderes als Information. Klar: Gut recherchierter Journalismus muss etwas kosten – auch im Netz. Ich bin sehr gespannt, wie der Spiegel mit dem neuen Modell fährt und ob er am Ende mehr Geld damit einnimmt. Das wird Stefan Plöchinger dann ja sicher wieder auf Medium erzählen...

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      Ich würde mir auch wünschen, dass die Verlage das Unbundling zum Geschäftsmodell erklären und gemeinsam Flatrate-Modelle anbieten. Der Chefredakteur von Politiken erwiderte dazu: "We've done the math. Over and over again. The numbers simply don't add up." Was er meinte: Sie kommen beim Einzelverkauf von Inhalten nicht auf vergleichbare Erlöse wie beim Verkauf ihrer altgedienten (teureren) Bundles. Wenn er Recht hat, stehen sich hier die Interessen von Nutzern und Verlagen entgegen.

  3. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

    Toll und spannend, wie offen Stefan Plöchinger die Situation darstellt. Eine Frage zum Piq: War es nicht immer nur eine Hoffnung, dass man im Netz ein Geschäftsmodell einzig auf Reichweite aufbauen kann? Wirkliche Gewinne sind doch nie und nirgends gesprudelt. Selbst der Guardian zahlt doch bis heute drauf, oder ist mir da was entgangen?

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      Du hast natürlich Recht. Es war immer schon die Hoffnung, mit Bezahlinhalten Geld zu verdienen. Es gab daher auch in der Vergangenheit wiederholt Anläufe, die Bezahlschranken höher und dichter zu bauen. Leider ging die Rechnung (bei Publikumstiteln) bislang nie auf. D.h. die Verlage haben mehr Geld durch den Reichweiteneinbruch (und damit den Werbeeinnahmen) verloren, als sie durch die höheren Aboverkäufe eingenommen haben. Sinken die Reichweitenerlöse nun merklich, ändert sich die Rechnung. Verlage verlieren zwar weiterhin an Reichweite durch Bezahlschranken. Das Verhältnis von Verlust (Werbung) und Zugewinn (Aboverkäufe) verschiebt sich nun aber zugunsten der Abos.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

      @Frederik Fischer So oder so finde ich jedenfalls extrem spannend, was aktuell an allen Ecken passiert. Und ich habe erstmals Hoffnung, dass dem Journalismus die Transformation ins Digitale tatsächlich gelingt.

    3. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Dirk Liesemer Schön gesagt. Geht mir ähnlich. War noch nie so zuversichtlich, dass die Verlage sich auf einem guten Weg befinden.

    4. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor mehr als 6 Jahre

      @Frederik Fischer Aber was bedeutet das für Piqd? Basiert Piqd nicht darauf, dass die Inhalte im wesentlichen für lau zu haben sind?

    5. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Georg Wallwitz Wir hatten zwar bislang ein entspanntes Verhältnis zu paid content, aber du hast recht: Wir steuern auf einen Punkt zu, bei dem sich piqd nicht wie bisher sinnvoll fortsetzen lässt. Wir arbeiten daher auch schon an Lösungen. Vorab: Unser Puls ist vor Aufregung noch nicht gestiegen. Letztendlich begrüßen wir die Entwicklung.

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