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Seit 2005 ist er mit verschiedenen Projekten im Internet aktiv. Er gründete twitkrit.de und die Twitterlesung, organisierte verschiedene Veranstaltungen und betreibt den populären Podcast wir.muessenreden.de. Anfang 2010 begann er das Blog CTRL-Verlust zuerst bei der FAZ, seit September auf eigene Faust, in dem er über den Verlust der Kontrolle über die Daten im Internet schreibt. Seine Thesen hat er im Oktober 2014 auch als Buch veröffentlicht: Das Neue Spiel, Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust.
Es ist äußert fraglich - manche halten es sogar für ausgeschlossen - ob die Protestbewegung in Hong Kong eine Chance hat, China zu Zugeständnissen zu bewegen. Seit Wochen steht die Stadt Kopf, strömen Millionen auf die Straße, werden Straßen, U-Bahnhöfe, öffentliche Gebäude, sogar Flughäfen besetzt. Die Demonstrierenden fordern die Beibehaltung von Hong Kongs Freiheit (ein Land, zwei Systeme) - viele fordern sogar Demokratie und freie Wahlen. China hält sich noch zurück, will ein zweites Tiananmen Square Desaster vermeiden und hofft vermutlich, dass den Protestierenden irgendwann die Puste ausgeht. Aber es kommt auch so immer wieder zu brutalen Szenen beim Einsatz der Polizeikräfte. Sie scheuen nicht vom massiven Einsatz von Tränengas, sogar in U-Bahnschächten.
Aber völlig unabhängig davon, ob die Protestierenden den Riesen China zu Zugeständnissen bewegen können oder nicht, werden die Proteste schon jetzt nicht sinnlos gewesen sein. Es muss lange her gewesen sein, dass so viele neue Strategien und technologisch koordinierte Protestmethoden in so kurzer Zeit ersonnen wurden, wie derzeit in Hong Kong. Davon gibt dieser spannende Artikel von Katharin Tai Auskunft, die selbst in Hong Kong gelebt hat, dort viele Menschen kennt und allgemein sehr nah dran an den Geschehnissen ist.
Dass die Demonstrierenden es schaffen, ihre Aktionen basisdemokratisch abzustimmen und so auf Führungsfiguren verzichten können, die sonst in späteren Gerichtsprozessen angreifbar wären. Wie sie sich wie ein Vogelschwarm mittels riesiger Messenger-Gruppen koordinieren und auf diese Art schnell und effektiv und sehr mobil Barrikaden errichten und weiterziehen können. Dass die Menschen auf den Straßen von Menschen am Computer daheim bei der Koordination unterstützt werden, indem letztere Nachrichten von Polizeibewegungen in Echtzeit auf personalisierten Google Maps-Karten verzeichnen. Vieles von dem wird verändert haben, wie in Zukunft auf der ganzen Welt demonstriert wird.
Hong Kong ist zum Labor für Protestbewegungen im digitalen Zeitalter geworden. Es wird spannend sein zu sehen, welche Methoden bald anderswo zu beobachten sein werden und welche Antworten die Staatsmächte darauf finden werden. Bis dahin können wir den Demonstrierenden nur wünschen, dass nicht nur ihre Methoden Erfolg haben werden, sondern auch ihre Forderungen.
Quelle: Katharin Tai zeit.de
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