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Der Datenskandal: Eine britische Misere

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerSamstag, 24.03.2018

Während man noch Facebooks Erschütterung zusieht, zeichnet sich immer mehr ab, worum es bei diesem Datenanalyse-Skandal eigentlich geht: um Manipulation von Menschen und demokratischen Prozessen. Je länger man draufschaut, desto deutlicher erscheint dabei ein Muster – eins, das an die Methoden der psychologischen Kriegsführung erinnert: Hier hat eine Unternehmensgruppe Aufträge von Parteien, Ministerien und militärischen Organisationen bekommen, die zum Ziel hatten, "gegnerische Kräfte" zu destabilisieren, um daraus einen eigenen Vorteil zu ziehen – Wahlen zu gewinnen oder die Unterstützung der eigenen Bevölkerung für militärische Operationen zu erwirken, weltweit.

Die Rede ist von der SCL Group, der Muttergesellschaft von Cambridge Analytica. In diesem Text des schottischen Magazins Bella Caledonia wird skizziert, welche Verbindungen die SCL Group zu den Torys, dem Verteidigungsministerium und dem Königshaus hat. Die Liste der Namen ist lang, die meisten hat man wahrscheinlich noch nie gehört. Ob man sie sich merken muss? Vielleicht ja, denn wahrscheinlich wird die SCL Group diese Enthüllungen nicht überleben, die Drahtzieher werden sich wohl neue Firmen bauen, die alten Kontakte weiter nutzen.

Indeed, it seems evident that the organisation is a product of murky alliances formed between venture capitalists and former British military and intelligence officers. Unsurprisingly, they also happen to be closely tied to the higher echelons of the Conservative party.

Mehr Einzelheiten zu Verträgen gibt es in einem weiteren Artikel des Magazins.

So haarsträubend sich das liest: Bedenken sollte man beim Lesen, dass sich Bella Caledonia beim schottischen Unabhängigkeitsreferendum auf die Seite der schottischen Nationalisten gestellt hat. Neutral ist dieses Magazin also nicht.

Dennoch empfehle ich die beiden Texte, weil sie wichtige Fragen aufwerfen, zum Beispiel diese: Wem nutzt es, dass uns unsere Daten nicht gehören? Und warum steckt Brexit-UK mit beiden Füßen mittendrin?

Der Datenskandal: Eine britische Misere

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Kommentare 6
  1. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor mehr als 6 Jahre

    Update: Wie ich schon schrieb und was vorhersehbar war – die SCL Group beginnt mit der Zerschlagung diverser Töchter: Cambridge Analytica hat heute Insolvenz angemeldet, auch SCL Elections und LLC werden aufgelöst https://www.wired.com/...
    Die im letzten Jahr gegründete Firma Emerdata, in der Nix CEO ist, steht wohl bereit für die Übernahme des Geschäfts, so meine Vermutung.
    Kann Zufall sein, aber vielleicht auch nicht: Heute hat ein White Hat Hacker im UK-Ausschuss ausgesagt und bestätigt, dass die Leave-Kampagnen vor dem EU-Referendum zusammengerabeitet haben. Er hat dafür Belege. Das heißt, es ist sehr wahrscheinlich, dass nun endlich offizielle Ermittlungen in diesem Fall aufgenommen werden. Was man an Unterlagen durch die Zerschlagung der SCL-Group-Töchter jetzt vorsichtshalber leichter verschwinden lassen kann ...?

  2. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor fast 7 Jahre

    Frisch erschienen: ein Video von Liam O'Hare, in dem er die Tory-SCL-Verbindungen noch mal erklärt und in Zusammenhang mit Chris Wileys Aussagen bringt, die der im Untersuchungsausschuss zT heute erst gemacht hat: https://www.youtube.co...

  3. Eric Bonse
    Eric Bonse · vor fast 7 Jahre

    Wenn es eine britische Affäre ist, sollte es auch die EU interessieren. Sie geht gegen russische Desinformation und Wahl-Beeinflussung vor, warum nicht auch gegen britische? Zudem wirft dieser Bericht erneut die Frage auf, wie zuverlässig die britischen Geheimdienst-Informationen sind, z.B. im Fall Skripal...

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor fast 7 Jahre

      Das sind sehr gute Fragen... Ich werde, je mehr ich zu CA und Brexit und Torys etc lese, immer skeptischer, dass das wohlfeile Narrativ vom Aggressor aus dem Osten die ganze Wahrheit sein soll. Skripal kam irgendwie zur rechten Zeit, nicht wahr? Die transition period ist vereinbart, weil ungelöste Brexit-Fragen einfach nach hinten geschoben wurden, und die EU kann sich nach außen geschlossen zeigen. Dafür hat der Skripal-Fall einiges geleistet.
      Auch komisch: Die behördliche Durchsuchung der CA-Büros in London wurde ganze 5 Tage richterlich betrachtet, bis es endlich gestern Abend grünes Licht gab. Aber vielleicht sind das auch nur weiße Mäuse, wer weiß ...

    2. Eric Bonse
      Eric Bonse · vor fast 7 Jahre

      @Silke Jäger Skripal kam zur "rechten Zeit", um von der britischen Kapitulation im Streit um den Brexit abzulenken. Jedenfalls hat May den Giftgas-Angriff genau in dem Moment zum EU-Thema gemacht, als sie in den Brexit-Verhandlungen eingeknickt ist. Das lässt sich auf den Tag genau zeigen, es geschah am Montag vergangener Woche! Ich habe das auf meinem Blog näher erläutert: https://lostineu.eu/ha...

    3. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor fast 7 Jahre

      @Eric Bonse Danke für den Link! Ja, diese "Zufälle" sind schon praktisch ... Ich will ja immer noch glauben, dass May rational handelt, auch wenn es reichlich absurd erscheint. Aber ich denke, sie versucht so gut sie kann, die Torys zusammenzuhalten. Deshalb diese immer ernst gemeinten Statements, die aber nicht unbedingt lange gelten ... Das Ziel der Parteistabiliserung erreicht sie bisher jedenfalls relativ erfolgreich. Auch, weil die Regierung kaum Vorschläge ins Parlament einbringt. Zu groß das Risiko, dass die Abweichler wieder zuschlagen ... Diese Regierung wird in UK als die schlechteste ever gehandelt. Kein Wunder ...

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