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Medien und Gesellschaft

Das Massenphänomen Helene Fischer

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerFreitag, 24.09.2021

Wer keinen Schlager mag und insbesondere Helene Fischer nicht ausstehen kann, sollte sich nicht abschrecken lassen, das Feature "Helene Fischer – Seismograph der Sehnsucht" von Vito Pinto zu hören, das kürzlich im RBB Kulturradio wiederholt wurde. Ganz im Gegenteil – gerade für echte Musikliebhaber – es lohnt sich! Denn hier geht der Autor, der ganz bestimmt kein Schlagerfreund ist, mit vielen klugen Köpfen im Gespräch dem Erfolgsphänomen des Schlagerstars auf den Grund.

"Über Schlager zu arbeiten, schien vor einiger Zeit noch provokant zu sein, oder irgendwie schmuddelig. Oder man geriet als theater- und kulturwissenschaftlicher Autor ins Kreuzfeuer der akademischen Polizei. Was kann man von der Auseinandersetzung mit so einem Phänomen erwarten, das sonst weniger mit Samt- als vielmehr mit Gummihandschuhen angefasst wird. Sicher ist: Wenn man zu Strategien der Selbstinszenierung im Pop forscht - so wie ich es zu ganz unterschiedlichen Künstlern wie Marilyn Manson oder Lana Del Ray schon getan habe - kommt man im deutschsprachigen Raum an Helene Fischer, dem derzeit erfolgreichsten Popstar, nicht vorbei. Ganz egal, ob ich deswegen belächelt werde oder nicht, ich nehme das Thema ernst, sehr ernst, und gehe dabei einfach meiner Arbeit nach. (...) Ich möchte dem großen Erfolg des in vielerlei Hinsicht faszinierenden und komplexen Phänomens H.F. ganz sachlich nachspüren."

Die Lieder der ausgebildeten Musical-Sängerin – die ihre Texte übrigens gar nicht selbst schreibt – hört man hier allerhöchtens auszugsweise. Sie dienen nur zur Veranschaulichung und reißen meist abrupt ab, was für das schlagergeplagte Ohr irgendwie jedes Mal eine erheiternde Freude ist. Wenn nach einer solchen Unterbrechung dann noch die wunderbar knochentrockene Stimme von Irm Hermann, die letztes Jahr leider verstarb, zu hören ist, die mit einer unüberhörbar distanzierten Haltung romantische Textzeilen zitiert, steigt die Laune umso mehr – zumindest meine. Aber Vito Pinto betreibt kein Schlagerbashing! Es gelingt dem Autor genau das, was er sich vorgenommen hat. Ohne jegliche Auf- oder Abwertung beleuchtet er das Erfolgsphänomen von vielen Seiten – in einer ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Form.

Dass hinter der leicht verdaulichen musikalischen Kost viel harte Arbeit von einem ganzen Team von Leuten steckt, deren Erfolgskonzept vor allem auf die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse abzielt, bringt gleich zu Anfang des Features ein schöner Originalton gut auf den Punkt:

"Schlagerstar ist erst einmal nichts anderes als ein Beruf wie Verkäuferin oder Frisör. Es wird eine Dienstleistung ausgeübt. (...) Ich glaube viele, (...) die das Geschäft nicht kennen, wissen gar nicht, wie hart das ist, und dass es wirklich ein hartes Geschäft ist. So viel Spaß ist es nicht."

Das Massenphänomen Helene Fischer

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