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‚Dominion‘ — "the worst movie ever: watch it immediately“

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampDienstag, 04.06.2019

“Most people consider themselves animal lovers. We recognize them not as objects but as complex being with whom we share the planet, our lives, our homes. We take pleasure from their pleasure. We anguish over their pain.”

Mit diesen Worten beginnt der Trailer zur Dokumentation ‚Dominion‘ und zielt damit auf einen der größten Widersprüche der Menschheit und auf das vielleicht letzte wirkliche Tabuthema unserer Zeit: Unsere Liebe zu Tieren und das, was wir mit (gewissen) Tieren machen (lassen), um die so gewonnenen Rohstoffe zu nutzen. Kaum ein anderes Thema erregt so viel Zorn. Der Grund dafür ist komplex und mit ‚Karnismus‘ wohl noch am besten umschrieben.

Jeder kennt das Wort Rassismus. Aber auch das Wort Speziesismus existiert. Um Speziesismus kreist letztlich diese Dokumentation aus dem Jahr 2018, die nichts Neues zeigt (wir alle wissen um das Grauen in den Tierfabriken), das jedoch in mitunter eleganten und ertragbareren Bildern (es wurde viel mit Drohnen gedreht). Dennoch werden viele sagen, „das kann ich mir nicht angucken, dafür liebe ich Tiere zu sehr“, und noch mehr werden allein die Existenz des Films als Angriff empfinden — auf was eigentlich? Ihre Lebensweise? Ihre Ernährung? Die schwer auszuhaltende und noch schwerer aufzulösende Widersprüchlichkeit, in der wir nun mal alle (Tieresser oder nicht) in irgendeiner Art leben?

Der Film zeigt eine Welt, die (aus verständlichen Gründen) sehr gut versteckt wird. Er steht in voller Länge auf YouTube und hat nicht mal eine Million Klicks, trotz Sprechern wie Joaquin Phoenix, Rooney Mara und Sia und der Tatsache, dass die meisten von uns Tiere lieben. Oder gerade deswegen? Und über den Anteil an der Klimakrise, den die Tierhaltung erwiesenermaßen hat, haben wir jetzt nicht mal geredet. Dazu ein Zitat aus Jonathan Safran Foers im September erscheinendem neuen Buch: "Es wird nicht reichen, unser Essverhalten zu ändern, um die Erde zu retten, aber es ist unmöglich, die Erde zu retten, ohne unser Essverhalten zu ändern."

‚Dominion‘ — "the worst movie ever: watch it immediately“

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Kommentare 10
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 4 Jahre

    Da der Link zum Buch, kein Ergebnis bringt: der Titel unten ist gemeint, oder?
    https://www.kiwi-verla...

    "Foer zeigt einen Lösungsansatz auf, der niemandem viel abverlangt, aber extrem wirkungsvoll ist: tierische Produkte nur einmal täglich zur Hauptmahlzeit."

    In einer Welt, in der täglich Menschen verhungern, ist das eine privilegierte Sicht, aber diese ist erlaubt - zumindest für Verlage in Ländern mit Mittelschichten.

    1. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor mehr als 4 Jahre

      Ganz genau, dieses Buch ist gemeint, danke für den Link.

      Und klar, sich mit diesen Lösungen beschäftigen, sie für sich in Erwägung ziehen, kann man natürlich nur, wenn man die Wahl hat und nicht essen muss, was da ist, weil man sonst verhungert. Unbestritten ist aber auch, dass man mit den gewaltigen Flächen, die als Weideland und zum Anbau von Tiernahrung genutzt werden, sehr viel mehr Menschen ernähren könnte, würde man dort pflanzliche Nahrung für Menschen anbauen, ganz zu schweigen von den Verheerungen, die die Viehwirtschaft anrichtet, Stichwort Brandrodungen für Weideland im Amazonas und Landschaftsverwüstung durch Viehhaltung in Afrika.

      Das hilft den Hungernden kurzfristig natürlich nicht, aber die meint ja auch keiner, wenn es um Fleischverzicht geht. Der Kulturwandel muss bei denen beginnen, die es sich leisten können.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 4 Jahre

      @Tino Hanekamp Einverstanden, wenn man anderes Unrecht in der Landwirtschaft nicht vergisst.

      Beiträge, die das beleuchten, empfahl ich hier:
      https://www.piqd.de/us...

      Dazu gehört, Du erwähnst es ja, die Futterindustrie.

      Überall steht Umverteilung auf der Tagesordnung.

      Ob man mit künstlich erzeugtem Fleisch weiterkommt, was man zuweilen hört, kann ich nicht beantworten.

      Vielleicht braucht man in abgewandelter Form den aus der Mode gekommenen "Sonntagsbraten" unserer Groß- und Urgroßeltern. Er meint ja, Fleisch kommt nur als was Besonderes auf den Tisch.

    3. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      Jetzt müsste der Link oben auch funktionieren :)

  2. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor mehr als 4 Jahre

    Mittlerweile immerhin 2,2 Mio. Views..

    1. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      "...nicht mal eine Million Klicks..."
      "Mittlerweile immerhin 2,2 Mio. Views"

      Wow! Was so ein Piq doch für eine Reichweite hat!!! ;)
      Danke für's piqen!

    2. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als 4 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ja, haut uns auch um 😁

  3. Tino Hanekamp
    Tino Hanekamp · vor mehr als 5 Jahre

    Bemerkenswert und wahrscheinlich beispiellos sind auch die Kommentare unter dem Video. Dergleichen habe ich in dieser Massivität noch nie gelesen. Diese Kommentare allein zerreißen einem das Herz und machen gleichzeitig Hoffnung. Vor allem zeigen sie, was für eine Wirkung ein Film haben kann, der uns die Wirklichkeit zeigt, und dass es Mut braucht, sich ihr auszusetzen.

    1. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als 5 Jahre

      Wirklich schrecklicher Film. Aber unbedingt ansehen! Danke für den Hinweis mit den Kommentaren.

      Ich war vergangene Woche im Kabarett, Max Uthoff führte sein Programm "Moskauer Hunde" auf. Er argumentierte ebenfalls wie absurd es sei, wie wir mit Tieren umgingen. Würde es uns bei der Domestizierung und "Verwertung" von Tieren wirklich um sie und ihre Intelligenz gehen, äßen wir Rauhaardackel mit Bratkartoffeln statt Schweinemedallions (stark paraphrasiert).

    2. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor mehr als 5 Jahre

      @Maximilian Rosch Ja, das ist absurd oder eben: radikaler Speziesismus. In ein paar Jahrzehnten werden wir in schockgeweitete Augen blicken und uns fragen lassen müssen: Und das habt ihr GEWUSST und TROTZDEM mitgemacht? Und dann werden wir uns vielleicht damit versuchen zu entschuldigen, dass wir in einer Kultur des Karnismus aufgewachsen sind und lebten und es damals, also heute, Laborfleisch noch nicht gab. Aber es gibt Hoffnung, nur nicht für unser Gewissen, dieser Kommentar bringt es ganz gut auf den Punkt:

      "150 years ago, they would have thought you were absurd if you advocated for the end of slavery.
      100 years ago, they would have laughed at you for suggesting that women should have the right to vote.
      50 years ago, they would object to the idea of African Americans receiving equal rights under the law.
      25 years ago they would have called you a pervert if you advocated for gay rights.
      They laugh at us now for suggesting that animal slavery be ended.
      Some day they won't be laughing."

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