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Drei Frauen, ein Geheimnis

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertDonnerstag, 14.05.2020

Abtreibungen sind nicht nur gesellschaftlich umstritten, sondern für Frauen auch sehr belastend. Die Filmemacherin Stefanie Brockhaus erzählt in der Dokumentation einfühlsam die Geschichte ihrer eigenen Familie. Denn als sie sich mit 24 Jahren entscheidet, abzutreiben, erfährt sie, dass auch ihre Mutter und Großmutter ähnliche Erfahrungen haben. Daraus ist ein Porträt dreier Frauen unterschiedlicher Generationen entstanden, deren jeweiliges Leben durch die Abtreibungen, über die lange geschwiegen wurde, mit geprägt ist. 

„Alle Familien haben Geheimnisse. Es sind nicht immer Geheimnisse von Anfang an. Oft sind es Ereignisse, über die nicht gesprochen wird. Nach Jahren des Schweigens werden sie unantastbar. Keiner wird je davon erfahren, außer es passiert etwas und alles fliegt auf. Mit 24 Jahren wurde ich schwanger und entschied mich für eine Abtreibung. Die Zweifel und Konflikte, die ich hatte, und die offenen Fragen, die ich mir stellte, hörten nach der Abtreibung nicht auf. Ich konnte nicht weitermachen. Bis ich herausfand, dass meine Großmutter und meine Mutter beide abgetrieben hatten, ohne jemals darüber zu sprechen. Mit niemandem. Jahre später bekam ich ein Kind. Ich hatte die Geheimnisse in meiner Familie aufgeklärt und die Abtreibungen hinter mir gelassen. Dachte ich. Von mir aus hätte mein Leben so weitergehen können. Ich war in einer festen Beziehung. Wir machten Filme, gingen ins Ausland, und ich wollte noch ein Kind bekommen, vielleicht sogar heiraten. In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich musste mich übergeben. Jetzt weiß ich, warum mir schlecht war. Ich war wieder schwanger. Ich war glücklich, aber wir hatten nicht mehr die gleiche Magie wie anfangs. Unsere Beziehung stand auf wackligen Beinen. Ich hatte Angst, am Ende mit zwei Kindern alleine dazustehen. Ich musste wieder an meine Mutter denken. Und an die Mütter vor ihr. Waren ihre Kinder geplant? Wollte mein Vater wieder Vater werden? Und was war eigentlich mit meinem Großvater? Ich will nicht zurückgehen. Ich will vorwärtskommen. Aber irgendwie bin ich Teil eines Kreislaufs, aus dem ich nicht herausfinde. Auch wenn ich noch so sehr versuche meinen eigenen Weg zu gehen, ich bin niemals ganz frei. Es ist als ob jemand Kaugummi auf den Boden spuckt und ich ständig reintrete. Ich habe das Gefühl, es schlummert mehr in mir als ein Kind. Jede Entscheidung, die ich jetzt treffe, wird alles verändern. Vielleicht über Generationen.“ (Stefanie Brockhaus)

Die Dokumentation ist noch bis zum 4. Juni 2020 in der Arte-Mediathek zu sehen.

Drei Frauen, ein Geheimnis

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