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Volk und Wirtschaft

8 Missverständnisse über die Energiewende

Rico Grimm
Journalist

Ich schreibe „Cleantech Ing.“, einen Newsletter, über Technologien, die wir brauchen werden, um die Klimakrise zu lösen.

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Rico GrimmDonnerstag, 13.06.2024

Über die Energiewende wird viel geschimpft, diskutiert, polemisiert – oft mit Missgunst, aber immer wieder entdecke ich neugierige, wohlwollende Menschen, die trotzdem verbreiteten Missverständnissen aufsitzen.

Manchmal ist einer dieser Menschen auch Picker bei Forum.eu und heißt Rico Grimm.

Ich habe aus dem Text, den ich heute empfehle, viel mitgenommen. Darin zeigen zwei Analysten, welche großen abstrakten Fehler Menschen immer wieder machen, wenn sie sich über die technisch-ökonomische Revolution beugen, die die Energiewende ist. Es sind insgesamt acht Fehler. Ich greife mir zwei heraus. Der Fehler, den auch ich aufgesessen bin:

The error is to focus on stocks, which are the installed base that has accumulated over time.

Wer wissen will, wie es um den Verkehrssektor steht, sollte sich nicht die totalen Zahlen von E-Autos anschauen, sondern, wie sich deren Verkäufe entwickeln.

Und noch ein zweites Missverständnis, sehr weitverbreitet auch in der Klimabewegung selbst:

The error is to look only under the climate streetlight, thinking the sole driver of the energy transition is halting climate change.

Klimaschutz ist nicht mehr der einzige Grund für die Energiewende. Erneuerbare Energien sind billiger und effizienter als fossile. Das machen sich immer mehr Akteure zunutze, die eigentlich nichts mit Klimaschutz am Hut haben. Wie sonst ist zu erklären, dass zum Beispiel Texas zur Erneuerbaren-Hochburg in den USA wird?

8 Missverständnisse über die Energiewende

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Kommentare 15
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 6 Monaten

    Ich möchte eigentlich nur folgenden Kommentar zitieren, der unter dem Artikel zu finden ist:

    "This is a sad example of incoherent, poorly thought-out boosterism.

    There isn't enough time in the day to take down all of the bad or irrelevant arguments presented, but I'll try:

    1. Of course adoption of new technology is not linear. It may be that we are on a path toward economically viable renewable energy for general application. Even if this is true, it will take a great deal of time to complete the transition - it took nearly 300 years for coal to replace wood as a primary energy source in Britain. Arguing that adoption is nonlinear is a non sequitur if the claim is that renewables are on the brink of becoming the primary source. It's especially irrelevant if the claim (not made here but apparently treated as axiomatic by the governing class) is that we "must" have Net Zero emissions by 2030 (or 2035, or 2050, or any other date).

    2. Lagging vs. leading indicators - it's useful to think of flows vs. stocks for energy sources. Not addressed is the viability of the "flows" of new renewable energy facilities. There seems to be an assumption that renewable installations will continue exponential growth, without acknowledging that this implies exponential increases of subsidies, which will be harder and harder for cash-strapped governments to maintain. If our post-2008 era of extremely low interest rates is over, renewables become even less viable economically.

    3. Turning points can produce disruptive change, but they're only obvious in hindsight. Based on contemporary accounts, we've been decisively turning away from oil for the last 50 years. Some day, these claims will undoubtedly be true, but there's no good evidence they're true now. It's rather odd to claim that the energy transition will result in both falling and higher prices for oil - did anyone read this article before publishing it?

    4. "The largest areas of fossil fuel demand are the most vulnerable. Power, road transport, and low-temperature heat make up nearly 70 percent of fossil fuel demand, and they already face the threat of successful and rapidly growing renewable technologies." It's worth pointing out that this threat is driven entirely by legal and regulatory requirements, backed by subsidies for renewables. Once the cost of the subsidies and the implications of the carbon-free system become clear, I doubt they will continue to be politically viable, even to the avowedly progressive parties in the western world.

    5. Of course the world isn't static - it's in constant motion. That doesn't mean that the changes are predictable, or that they will advance to meet the preferences of people who share the ecological aesthetic of the Rocky Mountain Institute. The claim that solar is the cheapest energy source in history, slipped in as if it were established fact, is a sly maneuver, but won't help when confronting the physics and economics.

    6. It's true that climate change isn't the only motivation for pursuing renewable energy. Some of it is aesthetic, and pleases people who don't have to make it work. Some of it is rent-seeking, where elites steer public resources to favored causes. The rest of the claims in this section are evocatively poetic, but very short on claims of fact.

    7. Increasing energy efficiency is a good thing, but totally irrelevant to whether or not we are in an "energy transition". If you accept the prior assumptions, …"

    1. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor 6 Monaten

      Wenn ich den Kommentar lese, denke ich, dass der Kommentator den Artikel mal auf sich beziehen müsste, vielleicht fällt ihm was auf...

      Reicht schon das hier:

      "The claim that solar is the cheapest energy source in history, slipped in as if it were established fact, is a sly maneuver, but won't help when confronting the physics and economics."

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Monaten

      @Rico Grimm Da hat er doch recht. Der Solarstrom mag billig sein wenn er aus dem Panel kommt. Umso teurer wird dann die notwendige Energieinfrastruktur. Was bei mir und anderen dann aus der Steckdose kommt ist teuer. Das ist physikalisch, technisch und ökonomisch eine Tatsache ……

    3. Ralf Schnitzler
      Ralf Schnitzler · vor 6 Monaten

      @Thomas Wahl: Wenn Sie den EE Subventionsvorwürfe machen (was ich übrigens korrekt finde, denn das ist ja auch so), dann machen Sie dasselbe bitte auch bei Atom und den Fossilen Energieformen und addieren Sie bitte die negativen externen Kosten dieser E-Formen, damit es ein level-playing-field bleibt.
      Ich schaue auch gerne auf die Kosten und darum davon überzeugt, dass Wind und Sonne nur mit entsprechend großen Anlagen als Onshore-Windparks und Solarparks mit garantierten Einspeiseerlösen von max 4-5 Cent / Kilowattstunden für die Abschreibungsperiode von 20 Jahren angereizt werden sollen. Diese 4-5 Cent können für später gebaute Anlagen jedes Jahr ein wenig sinken und in 20 Jahren sind es dann eben nur noch 2-3 Cent für alle Anlagen, die dann neu sind oder weiterbetriebn werden. Alle andere EE-Formen (Dach-PV, Agri-PV, Moor-PV, Parkplatz-PV, Offshore-Wind) kann jeder machen, aber bitte ohne festen und garantierten Einspeisetarif.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Monaten · bearbeitet vor 6 Monaten

      @Ralf Schnitzler Die Kosten und Preise haben erst mal wenig mit Subventionen oder nicht zu tun. Natürlich muß man diese Gelder in den Vergleich einbeziehen - aber fair. Im übrigen ist die Lebensdauer von Windanlagen etwa 25- 30 Jahre. In einem Menschenleben müssen diese Teile der Infrastrukturen (die wir nicht mehr selbst produzieren und zukünftig mit unserer energetischen Infrastruktur nicht mehr produzieren können) also locker drei mal erneuert werden. Und sie funktionieren nicht ohne teures Back Up. Wir stehen also vor der Aufgabe ein möglichst optimales System zu entwickeln. Dessen letztendliche Struktur wir nicht gut vorhersehen können. Das benötigt Zeit und einen kühlen Kopf. Die Euphorie über angeblich billigen Solarstrom oder 100% EE ist dabei nicht hilfreich.

    5. Ralf Schnitzler
      Ralf Schnitzler · vor 6 Monaten

      @Thomas Wahl @Thomas Wahl: Subventionen für die Atom- und Fossilwirtschaft sind Subventionen und die externen Kosten für die Atom- und Fossilwirtschaft sind externe Kosten und das muss rein in einen fairen Vergleich. Wir produzieren Autos und warum nicht auch Windräder? Das haben wir schon gut getan und tun es noch. Das ist doch keine Rocket-Science? Natürlich ist die Lebensdauer einer jeden Technologie beschränkt, aber diese kann solange erneuert, ersetzt, repowert werden, wie es sich lohnt. Merke: "Kraftwerke werden solange betrieben, wie sie sich lohnen." Egal, ob nur Teile oder vollständiger Ersatz notwendig. Sonne und Wind dezentral, zellular mit ideal-optimiertem Speichersystem laufen ohne Back-up, weil ja nicht alle Teile gleichzeitig ausfallen und ersetzt werden müssen. Das optimale System wird sich entwickeln und die Frage ist nur, wie dezentral-zellular wird es werden oder wieviel aus der "alten" Großkraftwerkswelt sinnvoll integriert werden kann. Die Euphorie über Stromgestehungskosten von unter 2 Cent / Kilowattstunde für abgeschriebene Solarparks in Deutschland ist berechtigt, weil es erlaubt vermutlich einen höheren Anteil von Solarstrom am Energiemix mit dem einhergehenden höheren Speicherbedarf. Mehr Speicher sorgen aber auch für mehr Sicherheit. Vermutlich bedarf es noch mehr Mut, die alte Energieinfrastruktur radikal in Frage zu stellen. Mann kann das freiwillig tun, oder - wie gerade in der Ukraine - mit Gewalt. Sonne und Wind haben nun mal den Vorteil, dass sie sehr dezentral verfügbar sind und der Nachteil der Volatilität des Dargebotes gilt es zu managen mit ausreichend intelligenten Energiespeichern. Ich denke dabei systemübergreifend Speichersystem die Energie zwischen Strom-Wärme-Kälte-E-Fuels-E-Gasen verschieben können und dabei die anfallende Abwärme mitnutzen. Nur dann wird Speichern und Entspeichern richtig effizient.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Monaten · bearbeitet vor 6 Monaten

      @Ralf Schnitzler Ich habe auch überhaupt nicht gegen Subventionen in der Atom Wirtschaft etc. polemisiert. Natürlich gehören die genau dazu wie die Subvention für EE. Es ist ja bekannt, wie viel hunderte Milliarden inzwischen in diese EE Infrastruktur geflossen sind. Im übrigen produzieren wir auch Autos, immer weniger in Deutschland. Wir erleben eine dramatische De-Industrialisierung. Was sowohl mit unserer Demographie, als auch mit unserer Energieinfrastruktur und deren Kosten zu tun hat.
      Und nein, erneuerbare Energien laufen nicht ohne Back-up. Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, brauchen wir zu mindest Gaskraftwerke als auch eine völlig andere Netz-Infrastruktur, die multidirektional und vernetzt funktioniert. Mehr Speicher mögen die Sicherheit auch erhöhen, bedeuten aber auch mehr Material aus knappen Ressourcen. Und noch haben wir diese preiswerten Speicher nicht. Trotzdem spricht natürlich nichts dagegen zu prüfen wie weit man mit einem Anteil EE kommt.

      Im Kopf kann man immer alles radikal infrage stellen. Das ist Gratismut. In der Realität braucht man nicht einen solchen Mut, sondern Wissen und Erfahrung. Strukturen optimieren sich evolutionär, das braucht Zeit, aber nur so entsteht Erfahrung. Abschalten kann man dann immer noch. Systemübergreifend Denken ist immer gut. Inwieweit solche systemübergreifenden Speichersysteme dann volkswirtschaftlich wirklich effizient sind, wird man sehen, wenn man sie testet. Aber wir wissen alle, dass Rohstoffe und Ressourcen knapp sind. insofern kann man sich immer alles mögliche vorstellen und wünschen. Entscheiden werden Verfügbarkeit und Kosten dieser Ressourcen.

    7. Ralf Schnitzler
      Ralf Schnitzler · vor 6 Monaten

      @Thomas Wahl Widerspruch: Wir brauche nicht Gaskraftwerke oder eine völlig andere Netz-Infrstruktur. Wir brauchen nur ausreichend Speicher und da denke ich an Langfristspeicher, welche ohne seltene Erden oder andere knappe Ressourcen benötigen. Druckluft, organische Redox-Flow-Batterien, Hochtemperatur Speicher, Eisspeicher, Stülpmembranspeicher, Schwerkraftspeicher, etc. Es fehlt an der richtigen Regulatorik, damit sich Business-Cases für Energiespeichern rechnen und es fehlt an systemisch-übergreifendem Energiemarktdesign, um zwischen allen Energieformen intelligent hin- und herspeichern zu können und dabei anfallende Abwärme mitnutzen zu können. Das wird aber nicht der Markt regeln, sondern das bedarf der Regelung, weil dieses Energienetz samt Speicherung (und da gehört das Thema hin) ist ein natürliches, leitungsgebundenes Monopol ist, das gemeinwohlorientiert als Basis-Infrastruktur betrieben werden sollte. Am besten als ein einziges Unternehmen mit Beteiligung aller Stadtwerke/Gemeindewerke, welche in öffentlicher Trägerschaft sind. Das gäbe dann ein Energierückrat, welches diskriminierungsfreien Zugang für alle EE-Erzeuger und bundesweit einheitliche Tarife für Energiekunden beitet. Entscheidend scheint mir das Energiemarktdesign samt passender Energiegesetzgebung.

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Monaten

      @Ralf Schnitzler Es ist gut, dass Sie an alle möglichen Speicher denken. Das bringt diese Kopfgeburt aber nicht her. Und schützt auch nicht vor Irrtum. Eine Megazentralisierung kann kein Weg sein, eine vernünftige Lösung zu entwickeln. Selbst Gott hat seine Schöpfung als Evolution angelegt ….. ,-)

    9. Ralf Schnitzler
      Ralf Schnitzler · vor 6 Monaten

      @Thomas Wahl Es geht ja gerade nicht um Zentralisierung, sondern um dezentrale, zellulare Netze. Es geht mir um fehlertolerante, kleinteilige Lösungen im überschaubaren Maßstab. Das muss sich evolutiv entwickeln können, bedarf aber diskriminierungsfreier Regelungen, damit die Energiepreise deutschlandweit einheitlich bleiben........Wir können das jetzt so stehen lassen und schauen, was in Zukunft passieren wird.....

    10. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Monaten

      @Ralf Schnitzler Wenn das keine Zentralisierung ist:
      "Das wird aber nicht der Markt regeln, sondern das bedarf der Regelung, weil dieses Energienetz samt Speicherung (und da gehört das Thema hin) ist ein natürliches, leitungsgebundenes Monopol ist, das gemeinwohlorientiert als Basis-Infrastruktur betrieben werden sollte. Am besten als ein einziges Unternehmen mit Beteiligung aller Stadtwerke/Gemeindewerke, welche in öffentlicher Trägerschaft sind. Das gäbe dann ein Energierückrat, welches diskriminierungsfreien Zugang für alle EE-Erzeuger und bundesweit einheitliche Tarife für Energiekunden beitet. Entscheidend scheint mir das Energiemarktdesign samt passender Energiegesetzgebung."

    11. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Monaten

      @Ralf Schnitzler Im übrigen brauchen Sie bei einer Energieinfrastruktur mit sehr vielen vermaschten Quellen und Senken sehr wohl eine ganz andere, intelligente technische Netzinfrastruktur. Das können Sie nicht mehr physikalisch über die Frequenz steuern …..

    12. Ralf Schnitzler
      Ralf Schnitzler · vor 6 Monaten

      @Thomas Wahl stimmt - das bedarf einer intelligenten Steuerung und unterscheidet sich vom alten Wasserfall-Modell der alten Energiewelt. Diese Intelligenz in Form von Software und entsprechenden Sensoren und KI soll es aber geben. Zentral einheitliche Regulatorik, ein Netzbetreiber und dezentrale, lokale Steuerung. Schauen sie mal in das VDE-Konzept "Zellulare Energiesystem" und/oder in ZellNetz 2050 von der Uni Wuppertal. In diese Richtung scheint es gehen zu können.

    13. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Monaten · bearbeitet vor 6 Monaten

      @Ralf Schnitzler Natürlich gibt es Konzepte. Die müssen aber flächendeckend installiert und vervollkomnet werden. FuE gibt es schon lange. Hab ich seinerzeit mit gefördert. Und dann müssen auch noch die entsprechenden Leitungen liegen - überall. Und das alles braucht Material, Energie, Experten und Handwerker. Und Zeit ….

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 6 Monaten

    Danke Rico - hab ich gebraucht grade.

    Noch ein Teaser gefällig?

    "Der Fehler ... besteht darin zu glauben, der einzige Treiber der Energiewende sei die Eindämmung des Klimawandels.

    Das Klima war der Funke und bleibt ein konstanter und mächtiger Katalysator, aber die Kräfte der Veränderung sind tiefer und die Motivationen vielfältiger. Im Mittelpunkt der Energiewende steht die Abkehr von einem teuren, ineffizienten, volatilen, knappen, auf fossilen Rohstoffen basierenden System hin zu billigeren, saubereren, schlankeren Technologien, deren Kosten ständig sinken und die überall verfügbar sind. Wir bewegen uns von schweren, feurigen Molekülen zu leichten, gehorsamen Elektronen; von der Jagd auf fossile Brennstoffe zur Nutzung der Sonne. Die Revolution der erneuerbaren Energien setzt den langen Bogen der Energiegeschichte fort: Effizienz schlägt Verschwendung, Technologien schlagen Rohstoffe und Ökonomie schlägt Ideologie."

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