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Volk und Wirtschaft

Das unsichtbare Drittel und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsMontag, 28.10.2019

Im Anschluss der gestrigen Landtagswahl in Thüringen herrscht erneut große Ratlosigkeit: Wie kann die AfD so große Zustimmung genießen? Warum wählen überraschend viele Menschen unter 30 Jahren die »autoritär nationalradikalistische« Partei? Eine jüngst veröffentlichte Studie der Initiative More in Common kann diese Fragen zwar nicht abschließend beantworten, gibt aber zumindest ein paar bekannte und neue Impulse. Für Zeit Online fasst Maximilian Probst die Ergebnisse von »Die andere deutsche Teilung« zusammen.

Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass 30 Prozent der Menschen in Deutschland "eine große Distanz zum politischen System und ihren Mitmenschen" empfinden. Sie seien deshalb "auf politisch-gesellschaftlicher Ebene kaum sichtbar". More in Common nennt diese Gruppe das "unsichtbare Drittel". Wer dazu zählt, fühle sich weder von der Politik der Parteien noch von zivilgesellschaftlichen Bewegungen angesprochen. "Sichtbar" sind demnach nur zwei Drittel der Gesellschaft.

Das »unsichtbare Drittel« setzt sich vor allem aus zwei von der Studie definierten Gruppen zusammen: Die »Pragmatiker«, die sich auf ihren persönlichen Erfolg konzentrieren, und die »Enttäuschten«, die sich generell unfair behandelt fühlen. Beiden ist gemeinsam, dass sie sich überproportional oft einsam fühlen, keine klare politische Orientierung besitzen, zwischen 18 und 39 Jahre alt sind sowie AfD wählen. Und auch wenn die Studie nur eine Momentaufnahme darstellt und keine konkreten Schlüsse zulässt, so deutet sich doch ein Schlaglicht in der großen Ratlosigkeit an:

Am stärksten wird das unsichtbare Drittel von Gerechtigkeitsfragen umgetrieben. Faire Löhne, bezahlbarer Wohnraum, eine höhere Besteuerung von Spitzenverdienern: Das wäre die Agenda des unsichtbaren Drittels, wenn es eine hätte.
Das unsichtbare Drittel und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft

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Kommentare 4
  1. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor 5 Jahren

    Warum wählen Leute AfD und nicht Linkspartei, wenn das ihre potenzielle Agenda ist? : „Faire Löhne, bezahlbarer Wohnraum, eine höhere Besteuerung von Spitzenverdienern: Das wäre die Agenda des unsichtbaren Drittels, wenn es eine hätte.“

    1. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor 5 Jahren

      Auf diese Frage gibt diese Studie leider keine Antwort. Ich würde sagen: Nur weil Menschen in der Lage sind, bestimmte Ängste und Bedürfnisse zu äußern, heißt das noch lange nicht, dass sie auch in der Lage sind, Lösungsansätze dafür zu finden, die nicht autoritär nationalradikalistisch sind. Offenbar spielen hier noch viele andere Faktoren eine Rolle.

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 5 Jahren

      @Christian Huberts Zu den fehlenden Lösungsansätzen kommt vielleicht auch noch hinzu, dass die Linke den Nimbus des "Neuen" bereits verspielt hat, sprich es sich in den Augen dieser Menschen längst im Parteieneinheitsbrei bequem gemacht hat. Während die AfD halt ein neuer Besen ist. Nach dem Motto: "egal wie, Hauptsache irgendeiner kehrt."

  2. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 5 Jahren

    Das ist sehr interessant und auch beunruhigend – denn wenn besonders das unsichtbare Drittel, aber auch die Gruppe der "Wütenden" (19 Prozent) AfD-affin sind, dann gehört die Hälfte der Gesellschaft zur potenziellen AfD-Wählerschaft, wenn ich es richtig verstehe.

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