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Volk und Wirtschaft

Warum sich für Hartz-IV-Aufstocker eine Gehaltserhöhung (oder Mehrarbeit) oft nicht lohnt

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresDienstag, 24.04.2018

Mehr als 190.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sagen Forscher der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung, waren in Deutschland 2017 trotz Vollzeitjob auf Hartz IV angewiesen. Die Zahl sei zuletzt kaum zurückgegangen, obwohl die Löhne gerade bei Geringverdienern wegen des Mindestlohns deutlich gestiegen seien.

Das Fatale: Die Gesetze sind auch so gestrickt, dass sich Mehrarbeit für viele Aufstocker gar nicht lohnt – auch deshalb kommen sie nicht raus aus Hartz IV. Nadine Oberhuber hat für ZEIT ONLINE (Transparenzhinweis: meinen Arbeitgeber) aufgeschrieben, wie das funktioniert. Zum Beispiel im Fall eines verheirateten Alleinverdieners mit zwei Kindern, der monatlich brutto 1.908 Euro verdient – und dem von einer Gehaltserhöhung von 100 Euro nur fünf Euro netto bleiben, weil ihm das Amt parallel das Wohngeld kürzt.

Es gibt sogar Fälle, in denen nach der Gehaltserhöhung am Ende der Nettoverdienst sinkt. (...) Bei Geringverdienern, die ihr Einkommen mit Sozialleistungen wie Hartz IV und ALG II und anderen Zuschüssen aufstocken, komme es sogar "sehr häufig vor", dass sie zwar brutto mehr Geld bekommen, wenn sie mehr arbeiten, aber anschließend weniger auf dem Konto haben als vorher, sagt Andreas Peichl, er leitet das Ifo-Zentrum für Makroökonomik. (...) Im Grunde trifft das Problem alle Transferbezieher.

Peichl sagt: Das System sendet die völlig falschen Signale.

Als die Politik vor Jahren den Spitzensteuersatz für Topverdiener senkte, hieß es, das die schon bei 56 Prozent Steuerbelastung keinen Anreiz mehr hätten, mehr zu verdienen. Der Satz wurde auf 42 Prozent abgesenkt. Geringverdiener aber sollen trotz 90-prozentigen Abzügen motiviert sein, sich am Arbeitsmarkt stärker zu engagieren.

Das führe auch zu wachsender Ungleichheit, warnt Peichl: Während die Gutverdiener sogar bei Vollzeitarbeit Überstunden leisten, weil sie viel davon haben, bleiben untere Lohngruppen in Minijobs und Teilzeitarbeit stecken, weil sich Vollzeit für sie nicht lohnt. 

Ziemlich ungerecht.

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