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Zeit und Geschichte

Bilanz nach 25 Jahren in Sachsen: "Manchmal vermisse ich die Aufbruchsstimmung von damals."

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerSonntag, 01.04.2018

Der Journalist Michael Kraske ist in Westfalen aufgewachsen und vor nunmehr einem Vierteljahrhundert nach Leipzig gezogen. Es hat nicht lange gedauert, bis er sich in die Stadt an der Pleiße verliebt hat. Längst ist sie ihm zur Heimat geworden - und es stimmt schon: Hier ist das Gefühl, Zeitgeschichte miterleben zu können, noch immer nicht gänzlich verflogen. Doch das Leben im Osten ist für Kraske heute keine ungetrübte Freude mehr. Das liege auch, aber nicht nur an Pegida. Irgendwann vor ein paar Jahren, ein genaues Datum lässt sich offenbar nicht benennen, hat "sich etwas verändert mit meinem Heimatgefühl. Weil sich etwas im Osten verändert hat". Nicht nur die Übergriffe von Neonazis, die er lange Zeit als Einzelfälle abgetan hat, machen ihm zunehmend zu schaffen. Vielmehr: "Das laute Schweigen macht mich fertig." Es ist eine lesenswerte, emotionale Bilanz nach 25 Jahren in Leipzig. Eine einfache Antwort, wann und warum Sachsen auf die abschüssige Bahn geraten ist, hat auch Kraske nicht parat. Aber eine Vermutung: "Sachsen wird in Sachsen zum Allergrößten hochgejubelt." Das könnte ein Teil der Antwort sein, wenn damit auch gemeint ist, dass man sich selbst nicht mehr in Frage stellt. Man muss dazu nur mal die hiesigen Zeitungen durchblättern, die sich wie ein tägliches Guinness-Buch der Rekorde lesen. Michael Kraske steht mit seinen Erfahrungen nicht alleine da. Meiner Einschätzung nach hat das nur bedingt mit seiner westdeutschen Herkunft zu tun. Ähnliches Befremden über ihre "Landsleute" äußern unter anderem auch Ostdeutsche, die eine Zeitlang "im Westen" gelebt haben. Kraske jedenfalls hat eine trotzige Entscheidung getroffen: "Aber ich bin gekommen, um zu bleiben."

Bilanz nach 25 Jahren in Sachsen: "Manchmal vermisse ich die Aufbruchsstimmung von damals."

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