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Zeit und Geschichte

"Geschichte ist eine Form des politischen Denkens" (Timothy Snyder)

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergFreitag, 02.11.2018

Die Überschrift im Tagesspiegel ist verwirrend. Wenn das amerikanische Wahlrecht es zulässt, dass Hilary Clinton mit mehr als zwei Millionen Stimmen verliert, ist Russland weit weniger Schuld als angenommen.

Wenn ich das Interview nicht als unpiq kritisiere, sondern empfehle, dann deshalb, weil es den Einfluss Russlands benennt und vor allem die Macht der verborgenen Geschichte in der sichtbaren Politik charakterisiert.

Unser Verständnis von Zeit, von der Geschichte, beeinflusst, wie wir Politik verstehen. ... In meinem Buch versuche ich, unser Geschichtsverständnis sichtbar zu machen. Ich glaube, das hilft zu verstehen, warum im Moment alles so seltsam, so unheimlich wirkt: Wir wechseln gerade von einem Verständnis von Zeit zu einem anderen.

Dialektisch sieht er Russlands Rolle; es

deckt die Schwächen in unseren Gesellschaften auf. ... Russische Manipulationsversuche bei der US-Wahl nutzen die soziale Ungleichheit aus, den Rassismus, die undemokratischen Aspekte unseres politischen Systems. Das ist wie eine Anleitung, was wir reparieren müssen. Wir müssen unsere eigenen Schwächen erkennen und abstellen.

Langfristig sieht er Russlands Rolle in Europa. Es bleiben offene Fragen: Wie aber ist ein Europa von Lissabon bis Wladiwostok möglich? Oder eines von dem de Gaulle sprach, das vom Atlantik bis zum Ural gehe?

Erhellend, dieser Unterschied, in Deutschland heiße es:

Hitler und der Judenmord waren so einmalig, dass wir nichts damit vergleichen dürfen. ... Bei Amerikanern besteht die umgekehrte Gefahr. Sie tun so, als sei plötzlich jemand aus dem Nichts aufgetaucht, der sechs Millionen Juden umbrachte. Sie interessieren sich kaum für die Vorgeschichte. Deshalb muss man frühzeitig warnen – 1932, und nicht erst, wenn die Vernichtungstransporte in Treblinka ankommen.

In gewisser Weise unterläuft Snyder dieser Fehler auch. Wer über russische Wahlbeeinflussung 2016 redet, sollte über die russische Präsidentenwahl von 1996 nicht schweigen. Ohne US-Hilfe hätte Jelzin verloren.

"Geschichte ist eine Form des politischen Denkens" (Timothy Snyder)

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Kommentare 5
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor 6 Jahren

    Sehr schöner Fund. Für mich eines der besten Interviews der vergangenen Wochen. Seine Ausführungen zur Vorstellung von Zeit verknüpfen für mich einige bislang lose Punkte.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 6 Jahren

      Das freut mich.

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 6 Jahren

    Spannender Artikel! Ich finde dieses "Herumreiten" auf die Beeinflussung der US-Wahl auch als etwas absurd. Staaten haben immer versucht Wahlen anderer Staaten zu manipulieren - sei es durch Abgeordnetenkauf, Parteienfinanzierung, "Kulturförderung" oder geheime oder gefälschte Dokumente. Damit ist also immer zu rechnen und es ist nichts Neues. Das Internet macht es vielleicht etwas komplexer - für alle Seiten.

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor 6 Jahren

      Das qualitativ neue besteht nicht im Manipulationsversuch Russlands, sondern in den dafür gewählten Werkzeugen und Methoden. Soziale Medien erlauben die intransparente Beeinflussung empfänglicher Zielgruppen und unterminieren damit das Gefühl einer geteilten Realität. Das Thema ist größer als die Wahl 2016 und betrifft nicht nur das Verhältnis Russland - USA. Für viele Menschen ist aber erst durch diese Intervention überhaupt erst ein entsprechendes Problembewusstsein entstanden.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Jahren

      @Frederik Fischer Das Werkzeug ist sicher neu. Aber die Methoden der Geheimdienste waren früher auch nicht transparent. Man „kaufte“ Abgeordnete, Jouornalisten, Intellektuelle oder finanzierte Parteien, Institute, Zeitungen, Bücher, fälschte Dokumente .... Das Problembewusstsein gerade für die neuen Medien bleibt natürlich wichtig.

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