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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Mit der bestialischen Ermordung des 53-jährigen Pier Paolo Pasolini beginnt diese lange Nacht, die anlässlich seines 100. Geburtstags erneut wieder zu hören ist.
Wer ihr lauscht, wer die wichtigen seiner Texte liest, der Wagenbach-Verlag brachte gesammelte Werke neu heraus, wer seine Filme wieder sieht, wird wohl bald gewahr: Sein Tod liegt bald 50 Jahre zurück, doch vieles von seinem Werk erscheint nun regelrecht prophetisch.
Es ging ihm immer wieder um tiefere Schichten der Geschichte, die alle menschlichen Gesellschaften verbindet, um ein Kontinuum der Welterfahrung, der oft von Herrschenden um den Machterhalt geteilt und zerstückelt, versklavt und verstümmelt wird.
Deshalb beschäftigte er sich mit den großen Geschichten von der Bibel bis zu antiken Mythen.
Wie sich das im Werk zeigt, kann man im Film DAS 1. EVANGELIUM MATTHÄUS hier sehen.
Wer sich erst mal einen Überblick verschaffen will, kann im Skript der Langen Nacht lesen, die wie immer das Leben eines großen Intellektuellen nachzeichnet, prägnante Zitate bringt, aber auch Stimmen Dritter.
Gegen Ende dieses langen Features gibt es diese Äußerung Pasolinis, die auch für die Machart der Sendung angewendet werden kann:
Es ist also absolut notwendig, zu sterben, denn so lange wir am Leben sind, mangelt es uns an Sinn, und die Sprache unseres Lebens (in der wir uns auszudrücken gewohnt sind, und der wir demnach die höchste Bedeutung beimessen) ist unübersetzbar: Es ist ein Chaos an Möglichkeiten, eine unablässige Suche nach Beziehungen und Bedeutungen. Der Tod vollbringt blitzschnell eine Montage unseres Lebens: oder anders gesagt, er wählt die wirklich bedeutsamen Momente aus (die nun nicht mehr von anderen möglichen gegensätzlichen oder nicht kohärenten Momenten modifizierbar sind) und stellt sie hintereinander in eine Reihe; so macht er aus unserer unendlichen, ungewissen und labilen − und demzufolge auch sprachlich nicht beschreibbaren − Gegenwart, eine klare, eindeutige, fest gefügte, gewisse und also sprachlich beschreibbare Vergangenheit. Nur dank des Todes bedürfen wir unseres Lebens, um uns auszudrücken.
Quelle: Pier Paolo Pasolini, Agnese Grieco u. a. www.deutschlandfunkkultur.de
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