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Zeit und Geschichte

UnVergessen: Martha Liebermann und der Solf-Kreis

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerDonnerstag, 20.10.2022

Heute will ich ein Historiendrama empfehlen, einen eindrücklichen Film über die 85 Jahre alte Martha Liebermann, Jüdin und Witwe des Malers Max Liebermann. 1943 harrt sie noch in Berlin aus, zunehmend verzweifelt, rechnet sie doch mit ihrer Deportation in ein Konzentrationslager. Mit jungen Frauen spricht sie über eine Flucht aus Nazideutschland. Soll sie Gemälde ihres Mannes verkaufen, um diese Flucht finanzieren zu können? Oder soll sie weiterhin hoffen, dass ihre Ausreise noch genehmigt wird?  

Martha Liebermann stand damals vor einem Dilemma, das man sich heute kaum noch vorstellen kann. In einem Beitrag von TTT bringt die Historikerin Regina Scheer die innere Zerrissenheit treffend auf den Punkt: Es habe zu ihrem Stolz gehört, ihrem Schicksal nicht ausweichen zu wollen. Diese Haltung sei auch eine Art Widerstand gewesen.

Wie man solch eine Rolle umsetzen kann, zeigt Thekla Carola Wied ganz wunderbar: Die Schauspielerin vertraut meist auf zurückhaltende Gesten und eine reduzierte Mimik, die mal Vornehmheit, mal Verzweiflung verraten, dann aber setzt Wied wieder auf große Emotionen, auf einen Wutausbruch, der belegt, wie viel Feuer noch in ihrer Protagonistin lodert.

Thekla Carola Wied war es auch, die den Anstoß zum Film gab. Sie hatte begeistert den 2019 veröffentlichten Roman "Dem Paradies so fern. Martha Liebermann" von Sophia Mott gelesen - hier eine Buchkritik.

Noch aus einem zweiten Grund habe ich den Film in der Rubrik "UnVergessen" gepostet, in der wir einmal im Monat an Frauen erinnern, die mal eine historische Rolle gespielt haben. Der Film erzählt nämlich auch vom Solf-Kreis, einer bis heute kaum bekannten Widerstandsgruppe um die Diplomatengattin Johanna Solf. Immerhin findet sich auf spiegel.de eine Bildergeschichte.

UnVergessen: Martha Liebermann und der Solf-Kreis

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